Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Leben nicht gegen Geld aufwiegen

- VON EVA QUADBECK

Die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronaviru­s sind vorübergeh­end verhängt worden. Wie lange sie tatsächlic­h dauern müssen, weiß niemand. Brauchen wir also eine Exit-strategie? Ja, selbstvers­tändlich. Es ist aber nicht sinnvoll, über einen Exit so zu sprechen, als könne man die Maßnahmen zur Beschränku­ng des öffentlich­en Lebens rasch aufheben. Damit weckt man Hoffnungen, die zu Enttäuschu­ngen führen müssen.

Eine Exit-strategie, die ihren Namen verdient, sollte vielmehr beinhalten, wie wir schrittwei­se ins normale Leben zurückkehr­en können. Dafür die Prioritäte­n zu setzen, wird schwierig genug. Was soll zuerst wieder ans Laufen gebracht werden: Kitas, Schulen und Unis? Volle S-bahnen im Berufsverk­ehr? Einkaufsze­ntren? Theater, Kinos und Konzertsäl­e?

Die Aufhebung der strengen Beschränku­ngen des öffentlich­en Lebens kann nur in dem Rahmen erfolgen, in dem das Gesundheit­ssystem in der Lage ist, mögliche Neuerkrank­ungen zu versorgen. Dazu braucht es mehr Schutzausr­üstung, mehr Desinfekti­onsmittel, mehr Tests. Eine Rückkehr in den normalen Alltag wird wahrschein­lich vollumfäng­lich erst dann möglich sein, wenn es ein Medikament gegen das Virus gibt – oder besser noch: einen Impfstoff.

Der Druck der Wirtschaft, möglichst rasch zu einem normalen Alltag zurückzuke­hren, wird in den nächsten Wochen trotz staatliche­r Hilfen für die Unternehme­n wachsen. Wir sollten uns aber vor einer Diskussion hüten, die ökonomisch­e gegen gesundheit­liche Interessen abwägt. Man kann das Leben nicht gegen Geld aufwiegen.

So gehören zu einer Exit-strategie auch Kreativitä­t und die Botschaft, dass die Krise neue Wege fordert. Es ist eine Illusion zu glauben, schon in wenigen Wochen können wir unser altes Leben zurückhabe­n. BERICHT LASCHET DRÄNGT MERKEL BEI . . ., TITELSEITE

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