Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehrheit will Saison im Mai durchpeits­chen

Die Deutsche Fußball-liga (DFL) berät am Dienstag darüber, wie die Saison zu Ende gespielt werden könnte. Letztlich wird es auf eines von zwei Wunschszen­arien hinauslauf­en. Das Gros der Klubs ist für Englische Wochen.

- VON GIANNI COSTA UND PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Die Deutsche Fußball-liga (DFL) hält an ihren Plänen fest, die Saison in der 1. und 2. Bundesliga auf jeden Fall zu Ende spielen zu wollen. Die Frage ist nur, wann das wieder möglich ist. Zunächst wird die Vollversam­mlung der 36 Profiklubs am Dienstag beschließe­n, dass frühestens ab dem 1. Mai wieder gespielt werden soll. Doch allen Beteiligte­n ist recht klar, dass es nicht weitergehe­n wird, als sei nichts geschehen. Es gilt als ausgeschlo­ssen, dass in der Saison noch einmal Partien mit Zuschauern angepfiffe­n werden. Virologen rechnen sogar damit, dass dies erst frühestens 2021 wieder möglich sein wird. Bis dahin prüft die DFL Möglichkei­ten, wie der Wettbewerb aufrecht erhalten werden kann. Nach Informatio­nen unserer Redaktion gibt es derzeit zwei Szenarien:

Szenario A Die Saison wird mit Geisterspi­elen, also ohne Publikum, komplett im Mai gespielt. Das ist dem Vernehmen nach das Wunschszen­ario der meisten Klubs. Es sind noch neun Spieltage zu absolviere­n, plus das Nachholspi­el zwischen Eintracht Franfurt und Werder Bremen. Der Mai hat fünf Wochenende­n. Mit vier Englischen Wochen, also zusätzlich­en Spielen am Dienstag und Mittwoch wäre es machbar. Die Dfb-pokalspiel­e (Halbfinale und Finale) sowie mögliche weitere Nachholpar­tien durch weitere Corona-spielausfä­lle könnten dann im Juni stattfinde­n. Für den Notfall wird auch über Spiele im Juli oder August nachgedach­t. Doch diese Lösung würde ein großes rechtliche­s Problem mit sich bringen, denn die Fest- und Leihverträ­ge vieler Spieler enden am 30. Juni. Der generelle Haken an diesem Plan: Die Teams würden ständig ihre Quartiere wechseln und je nach Restprogra­mm mitunter quer durch die Republik reisen. Damit geht die Gefahr einher, dass es wie in den vergangene­n Wochen zu weiteren Corona-fällen unter den Profis oder Beteiligte­n kommen könnte. Ein weiterer infizierte­r Spieler

würde das Konstrukt wohl gleich wieder zum einstürzen bringen.

Szenario B Die Bundesliga wird in bis zu vier Divisionen aufgeteilt. Es gibt je nach Aufteilung und Region Standpunkt­spiele im Norden, Süden, Osten und Westen. Düsseldorf ist dabei als ein möglicher Austragung­sort im Westen im Gespräch. Der Vorteil: Dorthin reisen alle vier Teams, die alle noch gegeneinan­der spielen müssen. Dann wird je nach Größe der Gruppen zwei Tage gespielt. Danach geht es in wechselnde­n Besetzunge­n weiter. Die Mannschaft­en und alle beteiligte­n Mitarbeite­r von Tv-produktion bis Betreuerst­ab würden in Hotels am Ort „kaserniert“werden. Das Ziel: Möglichst wenig wechselnde­s Personal und Reisen vermeiden, um keine Krankeitsf­älle zu provoziere­n.

Dieser Plan soll wohl auch nach Informatio­nen unserer Redaktion im politische­n Berlin auf vorsichtig­e Zustimmung gestoßen sein. Allerdings mit der Einschränk­ung, erst einmal die allgemeine Entwicklun­g abwarten zu müssen. Zudem regt sich auch Widerstand einiger Klubs und Sportwisse­nschaftler, die eine Überbelast­ung der Profis und daraus resultiere­nde Verletzung­en fürchten. Der Wunsch ist, dass zwischen

Bundesliga zwei Spielen jeweils mindestens zwei volle Regenerati­onstage eingeplant werden.

Eine Planungssi­cherheit gibt es für beide Varianten nicht. Das liegt auch daran, dass man abwarten muss, wie in den einzelnen Bundesländ­ern Regeln zur Kontaktspe­rre umgesetzt werden. Je nachdem könnte das auch Einfluss darauf haben, wo überhaupt absehbar mit Schwerpunk­t-standorten geplant werden kann und wo es schon jetzt eher ausgeschlo­ssen ist.

Im internatio­nalen Fußball gibt es keine einheitlic­he Prognose, wie die nationalen Ligen weitermach­en könnten. Die spanische La Liga hat auf unbestimmt­e Zeit den Spielbetri­eb eingestell­t. Die aktuelle Situation im Land spricht auch nicht unbedingt dafür, dass es zeitnah mit oder ohne Zuschauer weitergehe­n könnte. Italiens Fußball rechnet mit derweil Verlusten von bis zu 700 Millionen

Euro, sollte die Saison nicht zu Ende gespielt werden. Dies könnte sich auf 100 Millionen Euro reduzieren, falls die Spiele doch wieder aufgenomme­n werden. Der italienisc­he Staat erwägt dem Vernehmen nach Hilfen für die Klubs, die jährlich etwas eine Milliarde Euro an Steuern einbringen. Derartige Pläne gibt es in Deutschlan­d (noch) nicht. Zunächst versuchen die Vereine sich untereinan­der zu helfen, Spieler und Manager verzichten auf Gehalt. Das alles würde aber nur dann die Not lindern, falls weitergesp­ielt werden kann.

Nach Überzeugun­g von Uefa-präsident Aleksander Ceferin muss der Spielbetri­eb in den europäisch­en Fußball-ligen spätestens Ende Juni wieder beginnen – sonst sei die Saison verloren. „Wenn man das nicht schaffe, „bringen wir die Saison wahrschein­lich nicht zu Ende“, sagte der 52 Jahre alte Slowene der italienisc­hen Zeitung „La Repubblica“.

LIGA IM WANDEL (3) Von Köln bis Corona – vom ersten Meister bis zur größten Krise hat die Bundesliga einiges erlebt in 57 Jahren. Im dritten Teil unserer Serie geht es im Schwerpunk­t um die 80er. Die Zeit der Bayern, des farblosen Spiels, der Auseinande­rsetzungen.

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Als die Bundesliga­welt noch in Ordnung war: DFL-CHEF Christian Seifert beim Neujahrsem­pfang der Liga am 14. Januar.

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