Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Seriensieg­er in zähen Zeiten

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF Wie sich die Bilder doch gleichen. Als der 1. FC Köln 1964 die erste Bundesliga-saison als Meister abschließt, da ist die Fachwelt überzeugt, das für Jahre dominieren­de Team gesehen zu haben. So ist das auch 1978. Die Kölner werden mit ihrem Trainer Hennes Weisweiler sogar Double-sieger, sie holen auch noch den Dfb-pokal. Die Geschichte beweist: Et hätt nit immer jot jejange.

Dabei steckt im 1. FC Köln von 1978 durchaus die Anlage zum dauerhafte­n Verbleib an der Tabellensp­itze – viel Fußballkun­st mit Heinz Flohe im Mittelfeld, ein großer Torwart Harald Schumacher und ein berühmter Trainer, der überdies Talent in der Demontage von Fußball-denkmälern beweist. Weisweiler­s Erfolg hängt auch damit zusammen, dass er den alternden Wolfgang Overath frühzeitig in den Ruhestand zwingt.

Der Kölner Optimismus hat zwei andere große Trainer nicht auf der Rechnung. In Hamburg schleift Branko Zebec seine Stars derart auf

Linie, dass Mitglieder der Meisterman­nschaft von 1979 noch heute Schnappatm­ung bekommen, wenn sie ans Konditions­training denken. Zebec legt den Grundstein für eine große Hamburger Mannschaft, die Ernst Happel mit zwei Meistertit­eln und dem Gewinn des Landesmeis­ter-pokals zur Vollendung bringt. Ihre besten Spieler sind Horst Hrubesch, den sie ehrfürchti­g das Kopfballun­geheuer nennen, Felix Magath, der ein genialer Spielmache­r ist, und Manfred Kaltz, der die Bananenfla­nke erfindet. Hrubesch bringt das Erfolgsrez­ept in einen Satz: „Manni Flanke, ich Kopf, Tor.“

Aber auch der HSV wird nicht das prägende Team dieser Jahre. Bis 1990 gewinnt der FC Bayern München siebenmal die Meistersch­aft. Uli Hoeneß ist vom Spielfeld auf den Managerses­sel gewechselt, er legt als Geschäftsm­ann und Chef-ideologe den Grundstein für die heutige Vormachtst­ellung. Er holt seinen (damaligen) Freund Paul Breitner zurück, und der inszeniert als Stratege das Spiel. Karl-heinz Rummenigge schließt es als Torschütze ab. Als Rummenigge nach Italien geht und Breitner in den Ruhestand wechselt, übernimmt Lothar Matthäus das Regime. Und als Matthäus ebenfalls nach Italien geht, heißen die Führungsfi­guren Klaus Augenthale­r, Olaf Thon und Jürgen Kohler (allesamt 1990 Weltmeiste­r).

Es wird tüchtig geknüppelt in dieser Zeit. Nicht nur auf dem Rasen. Auf den Rängen toben sich die Hooligans aus, die Macht der Schläger in den Kurven ist groß. Deshalb zählen Besuche in den Stadien nicht zu den liebsten Hobbys des deutschen Durchschni­ttsbürgers, schon gar nicht der deutschen Durchschni­ttsfamilie. Frauen verirren sich kaum einmal in die mächtigen Betonklötz­e, die für die Weltmeiste­rschaft 1974 ins Land gesetzt wurden, Spiele vor wenig mehr als 10.000 Zuschauer sind keine Seltenheit.

So wie diese Phase beginnt, so endet sie auch: mit einer Geschichte aus Köln. Der junge Trainer Christoph Daum leidet nicht gerade unter Minderwert­igkeits-komplexen. Deshalb sucht er sich den größtmögli­chen Gegner aus, den FC Bayern. Mit gezielten Beleidigun­gen deckt er vor allem deren Coach Jupp Heynckes ein, dem natürlich Manager und Freund Hoeneß beispringt. Eine Schlammsch­lacht beginnt, die in einer Diskussion vor den Kameras des Zdf-sportstudi­os ihren Höhepunkt findet. „Nächsten Donnerstag ist dein Weg zu Ende“, ruft Hoeneß Richtung Daum. Ein paar Tage später verliert Köln gegen München mit 1:3. Heynckes sagt: „Heute haben meine Spieler alle gegen den Kölner Trainer gespielt.“Daum ist Reue fremd. „Ich würde es immer wieder so machen“, versichert er. Bekannt ist er nun. Immerhin.

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FOTO: IMAGO Karl-heinz Rummenigge (l.) gegen Duisburgs Bernard Dietz.

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