Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Seriensieger in zähen Zeiten
DÜSSELDORF Wie sich die Bilder doch gleichen. Als der 1. FC Köln 1964 die erste Bundesliga-saison als Meister abschließt, da ist die Fachwelt überzeugt, das für Jahre dominierende Team gesehen zu haben. So ist das auch 1978. Die Kölner werden mit ihrem Trainer Hennes Weisweiler sogar Double-sieger, sie holen auch noch den Dfb-pokal. Die Geschichte beweist: Et hätt nit immer jot jejange.
Dabei steckt im 1. FC Köln von 1978 durchaus die Anlage zum dauerhaften Verbleib an der Tabellenspitze – viel Fußballkunst mit Heinz Flohe im Mittelfeld, ein großer Torwart Harald Schumacher und ein berühmter Trainer, der überdies Talent in der Demontage von Fußball-denkmälern beweist. Weisweilers Erfolg hängt auch damit zusammen, dass er den alternden Wolfgang Overath frühzeitig in den Ruhestand zwingt.
Der Kölner Optimismus hat zwei andere große Trainer nicht auf der Rechnung. In Hamburg schleift Branko Zebec seine Stars derart auf
Linie, dass Mitglieder der Meistermannschaft von 1979 noch heute Schnappatmung bekommen, wenn sie ans Konditionstraining denken. Zebec legt den Grundstein für eine große Hamburger Mannschaft, die Ernst Happel mit zwei Meistertiteln und dem Gewinn des Landesmeister-pokals zur Vollendung bringt. Ihre besten Spieler sind Horst Hrubesch, den sie ehrfürchtig das Kopfballungeheuer nennen, Felix Magath, der ein genialer Spielmacher ist, und Manfred Kaltz, der die Bananenflanke erfindet. Hrubesch bringt das Erfolgsrezept in einen Satz: „Manni Flanke, ich Kopf, Tor.“
Aber auch der HSV wird nicht das prägende Team dieser Jahre. Bis 1990 gewinnt der FC Bayern München siebenmal die Meisterschaft. Uli Hoeneß ist vom Spielfeld auf den Managersessel gewechselt, er legt als Geschäftsmann und Chef-ideologe den Grundstein für die heutige Vormachtstellung. Er holt seinen (damaligen) Freund Paul Breitner zurück, und der inszeniert als Stratege das Spiel. Karl-heinz Rummenigge schließt es als Torschütze ab. Als Rummenigge nach Italien geht und Breitner in den Ruhestand wechselt, übernimmt Lothar Matthäus das Regime. Und als Matthäus ebenfalls nach Italien geht, heißen die Führungsfiguren Klaus Augenthaler, Olaf Thon und Jürgen Kohler (allesamt 1990 Weltmeister).
Es wird tüchtig geknüppelt in dieser Zeit. Nicht nur auf dem Rasen. Auf den Rängen toben sich die Hooligans aus, die Macht der Schläger in den Kurven ist groß. Deshalb zählen Besuche in den Stadien nicht zu den liebsten Hobbys des deutschen Durchschnittsbürgers, schon gar nicht der deutschen Durchschnittsfamilie. Frauen verirren sich kaum einmal in die mächtigen Betonklötze, die für die Weltmeisterschaft 1974 ins Land gesetzt wurden, Spiele vor wenig mehr als 10.000 Zuschauer sind keine Seltenheit.
So wie diese Phase beginnt, so endet sie auch: mit einer Geschichte aus Köln. Der junge Trainer Christoph Daum leidet nicht gerade unter Minderwertigkeits-komplexen. Deshalb sucht er sich den größtmöglichen Gegner aus, den FC Bayern. Mit gezielten Beleidigungen deckt er vor allem deren Coach Jupp Heynckes ein, dem natürlich Manager und Freund Hoeneß beispringt. Eine Schlammschlacht beginnt, die in einer Diskussion vor den Kameras des Zdf-sportstudios ihren Höhepunkt findet. „Nächsten Donnerstag ist dein Weg zu Ende“, ruft Hoeneß Richtung Daum. Ein paar Tage später verliert Köln gegen München mit 1:3. Heynckes sagt: „Heute haben meine Spieler alle gegen den Kölner Trainer gespielt.“Daum ist Reue fremd. „Ich würde es immer wieder so machen“, versichert er. Bekannt ist er nun. Immerhin.