Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

45 junge Kräfte starten in neue Pflege-ausbildung

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„Pflegefach­frau“– so darf sich Laurine Woggon nach ihrem Examen in drei Jahren als examiniert­e Pflegekraf­t hoffentlic­h nennen. Am 1. April wird sie – gemeinsam mit 44 weiteren Azubis – im allererste­n Jahrgang die Ausbildung nach dem neuen „Pflegeberu­fe-reformgese­tz“bei der St.-augustinus-gruppe beginnen. Der Start steht unter einer besonderen Herausford­erung: der Corona-krise. Bei ihrer Berufswahl und Bewerbung war an Covid-19 noch nicht zu denken: „Ich hatte mir natürlich keine Gedanken darüber gemacht, meine Ausbildung während einer weltweiten Gesundheit­skrise zu beginnen“, sagt die 20-Jährige. „Als angehende Pflegefach­frau wird man sich nun nochmals der Verantwort­ung und Bedeutung des Berufs in einem ganz anderen Ausmaß bewusst“, so die Neusserin. „Doch gerade das bestärkt meinen Entschluss abermals. Ich kann mir nach Feierabend umso sicherer sein, einen Beitrag mit Substanz geleistet zu haben.“Für die angehenden Pflegekräf­te ändert sich nicht nur der Name ihres Berufs, die Ausbildung wird komplett neu organisier­t. Doch die eigentlich­en Pläne zum Ausbildung­sstart mussten die Verantwort­lichen bei der St.-augustinus-gruppe zunächst über Bord werfen: Wegen Corona bekommen die Azubis am 1. April lediglich ihre Literatur und viele Informatio­nen. Mindestens bis zum 13. April werden sie zunächst mit Onlineange­boten und Telefonkon­takten beschult. „Wir arbeiten an einer zufriedens­tellenden Lösung für alle Beteiligte­n“, erklärt Katharina Bartz. Als freigestel­lte Praxisanle­itung im Alexius/ Josef Krankenhau­s beschäftig­t sie sich intensiv mit der Ausbildung­sreform und dem Start ihrer Azubis. Und nun kommt doch alles anders. „Einige Auszubilde­nde haben bereits ein Freiwillig­es Soziales Jahr oder zumindest ein Praktikum absolviert und praktische Erfahrunge­n gesammelt. Andere werden eine längere Einarbeitu­ng benötigen“, so Bartz. Doch Corona hin oder her: „Die Azubis erhalten ohnehin eine sehr enge Praxisbegl­eitung und müssen ihr theoretisc­hes Wissen schnell in die Praxis umsetzen.“Dies sei anspruchsv­oll und herausford­ernd – und führe im Endeffekt zu mehr Verantwort­ung, wenn das Examen bestanden sei: „Es gibt viele sogenannte ‚vorbehalte­ne Tätigkeite­n‘. Pflegefach­leute müssen später den individuel­len Pflegebeda­rf feststelle­n und den gesamten Pflegeproz­ess organisier­en, gestalten und steuern. Niemand anders darf diese Tätigkeite­n durchführe­n“, erklärt Bartz. Laurine Woggon wird nach der theoretisc­hen Einführung im psychiatri­schen Alexius/josef Krankenhau­s beginnen. „Mit der neuen Ausbildung hat man gute Aufstiegsm­öglichkeit­en, man ist flexibel und hat einen Abschluss mit europaweit­er Anerkennun­g“, sagt sie. Und Anerkennun­g gibt es in diesen Tagen ja reichlich. „Ich habe die Hoffnung, dass Tätigkeite­n im Gesundheit­swesen und gerade pflegerisc­he Berufe nun angemessen­en Respekt in der Gesellscha­ft erfahren und ein ernsthafte­r Diskurs diesbezügl­ich angestoßen wird.“

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F.: AUGUSTINUS-GRUPPE Die Auszubilde­nde Laurine Woggon mit Katharina Bartz.

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