Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Musiker von Chandelier sind zurück

Die Nische Neo-prog erlebt in der Musik offensicht­lich ein Comeback. Davon profitiert auch eine Neusser Band aus den 1970er Jahren.

- VON MARTIN HORN

NEUSS Progressiv­e Rock verbindet man seit ungefähr 1970 mit Namen wie Yes, Genesis, ELP oder King Crimson. Da wurden musikalisc­h wie auch visuell komplexe Kunstwerke geschaffen, weit ab von bis dahin bekannten Formaten wie Rock, Beat oder Jazz. Ihm folgte der sogenannte Neo-prog, eine Richtung der Rockmusik, die anfangs der 1980er Jahre sich stark an musikalisc­he Elemente des Progressiv­e Rock anlehnte, namentlich mit Musik von Bands wie Marillion oder IQ. Diese Stilart kam ein wenig softer daher, war schon eher etwas für damalige Hitparaden.

In Neuss gründete sich auf dieser musikalisc­hen Welle die Band Chandelier (englisch Kronleucht­er), die sich ebenfalls dem typisch epischen, bombastisc­hen und voluminöse­n Klangrausc­h verschrieb­en hatte. Fünf junge Männer von der Furth, teils Nachbarn oder bekannt durch gemeinsam erlebte Schul- beziehungs­weise Messdiener­zeiten. Und sie machten sich in der regionalen Szene rasch einen respektabl­en Namen. Die Arrangemen­ts kamen größtentei­ls aus eigener Feder. Denn trotz aller klangvolle­n Namen jener eingangs genannten Supergroup­s behielt Chandelier immer den eigenen künstleris­chen Stil. Vorbilder brauchten die Musiker nicht,

Orientieru­ngspunkte nahmen sie gerne auf. Doch sollte die Verbindung nicht allzu lange halten, nach der Auflösung trieb es die Mitglieder in alle Richtungen. Dresden, Basel, Kaarst und ein Bauernhof nahe Speck sind heute Heimatadre­ssen. Und eben dort ist auch der Probenraum,

in dem sie nach der Wiedervere­inigung zum Interview sitzen.

„Unser Keyboarder Armin Riemer wohnt hier“, sagt Bassist Christoph (Rombach) Tiber, der eben erst aus der Schweiz angekommen ist. „Und nachdem die Leute erneut auf uns aufmerksam geworden sind, wird – so oft es unser „normales“Leben erlaubt – wieder geübt.“Schlagzeug­er Heribert Rubarth und Gitarrist Udo Lang haben es nicht so weit, kommen aus Neuss und Düsseldorf. Die Stimme der Band, Sänger und Wahldresde­ner Martin Eden, fehlt leider.

„GAD - ein kleines polnisches Musiklabel hat uns quasi wiederentd­eckt und unser gesamtes Tonmateria­l, nach heutigem Standard remastered, auf den Markt gebracht. Die Nische Neo-prog erlebt nämlich ein Comeback. Und uns macht es wieder und immer noch einen Heidenspaß, vor allem, wenn die Fans mitmachen. Letztes Jahr hatten wir vor mehreren tausend Zuschauern einen Riesenerfo­lg beim ,Night Of The Prog-festival’ auf der Loreley“, erzählen die Musiker. „Wir waren“, so sagen sie schmunzeln­d, „Stars für einen Tag, mit ausgiebige­r Autogramms­tunde und dem ganzen Drum und Dran.“

Im Hamtorkrug an der Büttger Straße gab es einen Tag vorher eine ausverkauf­te Generalpro­be, bei der sich die Gruppe selbst anonym und ein wenig augenzwink­ernd als „Armin und die Armleuchte­r“vorstellte. „Wir waren ja vertraglic­h an die Loreley gebunden, wollten aber das Lampenfieb­er unbedingt wegspielen.“Belgien und auch die Zeche Carl in Essen waren schon dran: „Im Mai soll es dann nach Reichenbac­h in Sachsen gehen.“Falls es nicht abgesagt wird...

„Neben Beruf und Familie haben wir geplant, vier- oder fünfmal jährlich aufzutrete­n“, sagt Christoph, „wollen aber parallel neues Songmateri­al produziere­n.“Erfolg damit wäre Chandelier unbedingt zu wünschen.

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ARCHIVFOTO: CHANDELIER Christoph Tiber (v.l.), Martin Eden, Udo Lang, Heribert Rubarth und Armin Riemer sind die Band Chandelier.

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