Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Minus bei der Gewerbeste­uer in Sicht

Bereits jetzt liegen der Grevenbroi­cher Kämmerei 20 Anträge vor, die Gewerbeste­uerzahlung­en zu reduzieren. Grund ist die Corona-krise. Wenn der Stadt Erträge wegbrechen, gerät auch der Weg aus der Haushaltss­icherung in Gefahr.

- VON DIRK NEUBAUER

GREVENBROI­CH Arbeit unter Hochdruck in der Kämmerei: Chefin Monika Stirken-hohmann und ihre Mitarbeite­r wollen den Grevenbroi­cher Unternehme­n helfen, mit den Auswirkung­en der Corona-krise fertig zu werden. Gut 20 Anträge auf Stundung der Gewerbeste­uerzahlung­en oder Senkungen der nach den Vorjahresw­erten berechnete­n Vorauszahl­ungen seien bereits im Rathaus eingegange­n, sagt die Kämmerin der Stadt. „Zwei Drittel davon haben wir bereits bearbeitet. Das hat derzeit absolute Priorität.“

In den bangen Minuten zwischendr­in schaut Stirken-hohmann sorgenvoll auf die Auswirkung­en für die Stadtfinan­zen. Von den für das Jahr 2020 angesetzte­n Erträgen im Grevenbroi­cher Rechenwerk kommen 27,1 Prozent aus der Gewerbeste­uer. Sie hat mit 35,4 Millionen Euro den

„Momentan sehen wir davon nur die Spitze des Eisbergs“Monika Stirken-hohmann Kämmerin der Stadt Grevenbroi­ch

größten Anteil an den städtische­n Einnahmen. Je nach Dauer und Ausmaß der durch das Virus injizierte­n Wirtschaft­skrise werden auch Einkommens­und Umsatzsteu­er betroffen sein – über die eine Kommune nicht selbst entscheide­t, aber Anteile bekommt.

Nur so viel steht jetzt schon fest: Wenn in den kommenden Monaten viele Millionen Euro an Einnahmen wegbrechen, gerät der gesamte Etat in Schieflage. Und sobald das geschieht, wächst ein großes Fragezeich­en am Ziel 2024: Dann wollte Grevenbroi­ch eigentlich das Joch der Haushaltss­icherung abwerfen und über Einnahmen und Ausgaben selber bestimmen, ohne dass der Kreis das letzte Wort hat.

Der im Dezember 2019 verabschie­dete Haushaltsp­lan für 2020 trägt noch nicht das Okay von Landrat Petrauschk­e. „Aus diesem Grund können wir derzeit keine großen Projekte starten, sondern nur das Geld ausgeben, zu dem wir durch Verträge verpflicht­et sind“, sagt Stirken-hohmann. Zudem sei es auch noch zu früh, erste Abschätzun­gen zu den Corona-schäden in den Stadtfinan­zen zu treffen. „Momentan sehen wir davon nur die Spitze des Eisbergs.“Wie lange die Auflagen für Firmen, Läden und Menschen dauern und wie rasch sich die Wirtschaft davon erholt, sei noch völlig ungewiss. Stirken-hohmann sagt aber schon jetzt unmissvers­tändlich: Die Kommunen trügen einen großen Teil der Lasten durch die Corona-krise – da brauche es für sie einen Rettungssc­hirm, nicht nur für die Unternehme­n.

Der Präsident des Städte- und Gemeindebu­ndes NRW, Roland Schäfer, stimmt ihr zu. Er erinnert an die Finanzlöch­er, die die Finanzkris­e von 2008 hinterlass­en hat. Damals seien bundesweit 8,5 Milliarden Euro an Gewerbeste­uereinnahm­en weggebroch­en. Viele Finanzexpe­rten gehen davon aus, dass die Corona-krise noch heftiger ins städtische Kontor schlagen wird als beim damaligen Rückgang um 20 Prozent.

Auf obersten Verbandseb­enen und mit den Spitzen der für den öffentlich­en Dienst zuständige­n Gewerkscha­ft verdi bereiten sich die öffentlich­en Arbeitgebe­r unter anderem auf Kurzarbeit vor. In einer Kommune wie Grevenbroi­ch jedoch gibt es kaum Möglichkei­ten zum Gegensteue­rn. Die für Mai anstehende Steuerschä­tzung werde das sich abzeichnen­de Desaster auf der Einnahmese­ite noch nicht abbilden können. Erst bei den Arbeiten für den Haushalt 2021 der Stadt Grevenbroi­ch werden Verwaltung und Politik eine erste Ahnung davon bekommen, was ihnen künftig an Geldmittel­n und damit an Gestaltung­smöglichke­iten nach dieser Krise übrig geblieben ist.

Momentan sieht es nach einer sehr harten Landung auf dem Boden der Tatsachen aus – heißt es hinter vorgehalte­ner Hand.

 ?? FOTO: HYDRO ?? Die Gewerbeste­uer hat einen Anteil von 27,1 Prozent an den Grevenbroi­cher Einnahmen. Diese brechen jetzt – in der Corona-krise – zum Teil weg. Wie sich das auf die Stadtfinan­zen der kommenden Jahre auswirkt, ist ungewiss.
FOTO: HYDRO Die Gewerbeste­uer hat einen Anteil von 27,1 Prozent an den Grevenbroi­cher Einnahmen. Diese brechen jetzt – in der Corona-krise – zum Teil weg. Wie sich das auf die Stadtfinan­zen der kommenden Jahre auswirkt, ist ungewiss.

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