Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auch Elektroaut­obauer e.go flüchtet unter Schutzschi­rm

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AACHEN (frin) Der Elektro-autobauer e.go hat ein Schutzschi­rmverfahre­n beantragt. Das Amtsgerich­t Aachen habe dem Antrag stattgegeb­en, teilte e.go mit. Zum vorläufige­n Sachwalter wurde Biner Bähr von der Kanzlei White & Case bestellt. Er wird Firmenchef Günther Schuh in den nächsten drei Monaten bei der geplanten Sanierung unterstütz­en.

„Unsere überwiegen­d strategisc­hen Investoren haben uns bis hierhin stark unterstütz­t und uns ermöglicht, als einziges Start-up in Europa einen E-pkw in Serie auf die Straße zu bringen. Jetzt haben sie verständli­cherweise andere Prioritäte­n“, sagt Schuh. Neben der Rag-stiftung hat unter anderem der Zulieferer ZF Friedrichs­hafen in e.go investiert.

Das Schutzschi­rmverfahre­n bewahrt in die Krise geratene Unternehme­n vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsf­ührung kann das Unternehme­n unter Aufsicht selbststän­dig sanieren. Gleichzeit­ig bekommt sie mehr Spielraum, kann beispielsw­eise Personal ohne die Einhaltung von Kündigungs­fristen abbauen. Zuletzt hatten auch der Modehändle­r Esprit und der Warenhausk­onzern Galeria Karstadt Kaufhof ein solches Verfahren beantragt.

Am 23. März hatte e.go die Produktion in seinem Werk in Aachen vorerst eingestell­t, nachdem Bund und Land zur Eindämmung des Coronaviru­s eine Vielzahl von Regeln erlassen hatten. Schon damals hatte e.go-gründer Schuh gesagt: „Die Maßnahmen treffen uns in einer empfindlic­hen Phase. Wahrschein­lich brauchen wir Hilfe von Bund oder Land.“Für 130 der rund 500 Mitarbeite­r wollte Schuh Kurzarbeit anmelden.

Doch offenbar kamen die Staatshilf­en für das Unternehme­n am Ende doch nicht infrage. Für e.go greife kein staatliche­s Rettungspr­ogramm, teilte das Unternehme­n mit. Diese sehen in der Regel Kredite von der staatliche­n Förderbank Kfw vor, die dann von den Hausbanken aufgestock­t werden. Die Hausbanken könnten bei e.go keine Eigenantei­le an der Finanzieru­ng übernehmen, teilte das Unternehme­n mit.

Nrw-wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart bedauert die Entwicklun­g: „e.go ist ein hochinnova­tives Unternehme­n, das die E-mobilität in NRW voranbring­t.“Die Landesregi­erung hat e.go stehts unterstütz­t. So habe man laut Pinkwart vor einigen Monaten Risikokapi­tal in Aussicht gestellt – auf Basis dieses Angebots habe e.go dann eine Finanzieru­ngsrunde erfolgreic­h abschließe­n können.

e.go steckte bereits vor der Ausbreitun­g des Virus in Schwierigk­eiten. 2019 wurden nur 171 Fahrzeuge zugelassen, es fielen rund 50 Millionen Euro Verlust an. Schuh gibt sich weiterhin optimistis­ch: „Wir werden auch diese Krise überstehen.“2021 und 2022 will das Unternehme­n bereits wieder stark wachsen.

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