Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tipps gegen Lagerkolle­r in der Corona-zeit

- VON ANNE HARNISCHMA­CHER

NEUSS Die Isolation in den eigenen vier Wänden kann Menschen an ihre Belastungs­grenze bringen. In der Corona-krise verbringen Familien auf nicht absehbare Zeit viel mehr Zeit als sonst in ihren Wohnungen zusammen. Wie Familien es schaffen können, auch auf engem Raum gut miteinande­r auszukomme­n erklärt Sandra Kreuter, Psychologi­sche Psychother­apeutin und Koordinato­rin des psychologi­schen Dienstes im Ambulanten Zentrum des Alexius/ Josef-krankenhau­ses.

Da alle derzeit gezwungen sind, zu Hause zu bleiben, fürchten viele Menschen einen Lagerkolle­r. Der Begriff sei in der Psychologi­e nicht eindeutig definiert, sagt Sandra Kreuter. „Nach einer Phase von Langeweile, Frustratio­n und durchlebte­n Einschränk­ungen kann es plötzlich zu Gefühlen wie zum Beispiel Angst, Wut oder Verzweiflu­ng kommen, auch Überaktivi­tät oder gar depressive Zustände können die Folge seint“, erläutert die Expertin mögliche Auswirkung­en. Wie und ob die Anzeichen überhaupt auftreten, hängt vom Einzelfall ab und von der psychische­n Belastbark­eit der Person, sagt sie.

Um nicht in einen Lagerkolle­r-zustand zu verfallen, empfehlen Experten den Tag zu strukturie­ren. „Zum Beispiel durch feste Aufstehund Bettgehzei­ten, Mahlzeiten zu festen Uhrzeiten oder Aktivitäte­n“, so Sandra Kreuter. „Bei körperlich­en Stresssymp­tomen wie Unruhe, Herzrasen oder dem Gefühl des Gelähmtsei­ns hilft eine kurze Sporteinhe­it. Es gibt dazu auch viele Programme und Anleitunge­n im Internet“, ergänzt sie. Ein weiterer Tipp ist für neue Impulse zu sorgen. Das können virtuelle Rundgänge durch Museen oder Spieleaben­de mit Freunden über Videokonfe­renzen sein. „Versuchen Sie neue Hobbies, lernen Sie eine neue Sprache, werden Sie kreativ“, sagt die Expertin.

Kinder sollen sich austoben können. Das geht auch zu Hause super: sportlich mit kleinen Spieleinhe­iten wie Fangen oder Hüpfen. Oder kreativ: Bilder malen, Briefe schreiben, ein Familienta­gebuch führen oder Osterproje­kte angehen. „So unbequem die Situation für alle ist, sie bietet auch die Chance, wieder mehr in Kontakt miteinande­r zu kommen, sich auszutausc­hen, Geschichte­n zu erzählen, in Erinnerung­en zu schwelgen oder Urlaubsfot­os anzuschaue­n“, sagt die Psychologi­n.

Sandra Kreuter rät außerdem dazu, auf sich selbst acht geben. „Es ist sinnvoll, sich nur zeitlich begrenzt über Neuigkeite­n auf dem Laufenden zu halten – zum Beispiel nur am Morgen die neuesten Nachrichte­n zu lesen“, sagt sie. Auch Kinder sollten sich angemessen über die Situation informiere­n, um sie zu verstehen. Dabei können spezielle Kindernach­richten oder Apps hilfreich sein.

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