Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Homeoffice wird zum virtuellen Hörsaal
Helena Wisbert ist wissenschaftliche Studienleiterin für die Bachelor-studiengänge der FOM Hochschule in Neuss. Derzeit bittet die Dozentin ihre Studierenden im virtuellen Hörsaal zum Seminar. Ein Erfahrungsbericht.
NEUSS Es ist die Bewegung, die zwischendurch dann doch fehlt. Wenn Helena Wisbert, Professorin an der FOM Hochschule in Neuss, im Hörsaal vor ihren Studierenden steht, dann geht sie natürlich auch schon mal auf und ab. Eine simple Angewohnheit, die derzeit wegfällt. Wegen der Corona-pandemie hat sich der Hochschulalltag komplett verändert. Statt wie gewohnt im Hörsaal kommen Dozenten und Studierende jetzt im virtuellen Vorlesungsraum zusammen. Und der engt dann doch – auch wenn es mit dem Lehrauftrag dank entsprechender Videokonferenztools problemlos klappt – ein Stück weit ein. Denn Bewegung, das Auf- und Abgehen, ist während der Vorlesung nicht drin. Helena Wisbert sitzt vor der Webcamera ihres Laptops, der sozusagen das Portal zum virtuellen Vorlesungsraum ist. „Das ist schon eine Umstellung“, sagt die 36-Jährige.
Die Neusserin ist wissenschaftliche Studienleiterin für die Bachelor-studiengänge der FOM Hochschule am Standort in ihrer Heimatstadt. Wegen der Corona-pandemie und der damit verbundenen behördlichen Ausgangsbeschränkungen wird der Präsenzunterricht an allen 33 Hochschulzentren durch alternative Angebote wie den Online Campus (OC) und digitale Lehrmethoden ersetzt. Wisbert: „Damit soll gewährleistet werden, dass alle Studierenden in der ursprünglich angesetzten Zeit ihre Lernziele und damit das Studium absolvieren können.“
Die Erfahrungen seien positiv, die Online-vorlesungen sind laut Wisbert gut besucht. Sie lehrt die Fächer Strategisches Management, Grundlagen der Digitalen Transformation,
Online Marketing sowie Social Media & Online Marketing. „Ich halte täglich bis zu zwei Vorlesungen, die jeweils circa zwei Stunden dauern. Und bisher wird das gut angenommen. Zwischen 20 und 60 Teilnehmende, je nach Kurs, nehmen teil, stellen Rückfragen per Chat, melden sich zu Wort und bringen Beispiele ein.“Für ihre Kurse biete sich diese Vorgehensweise optimal an, in anderen Modulen, wie beispielsweise Mathematik, sei diese Strategie allerdings weniger sinnvoll. „Nicht alles im Hochschulbereich lässt sich eins zu eins in den digitalen Raum übertragen“, sagt Wisbert. „So entscheiden wir Lehrenden je nach Modul, wie wir den Stoff am besten vermitteln können.“
Bereits jetzt stellt sich die Frage, ob einige der derzeit praktizierten Angebote auch nach der Corona-krise Bestand haben werden. Gut möglich, meint Wisbert, aber erst einmal gehe es um das Hier und Jetzt. „Die Webinare sind eine gute Alternative zur Präsenzlehre – zumindest vorübergehend. Ergänzend dazu werden Lernpakete im Online Campus zum individuellen Eigenstudium hochgeladen.“So biete die FOM neben Online-bibliotheken
unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten im Online Campus und Angebote für das Selbststudium – neben Webinaren unter anderem auch Video- und Audiopodcasts – an. „Unsere Prüfungsleistungen sind ebenfalls zurzeit komplett auf digitale Lösungen umgestellt. Ich habe zum Beispiel bereits vier Kolloquien digital durchgeführt, natürlich mit Zweitprüfer und Protokollführung.“
Ihre Alltagsstruktur hat Helena Wisbert größtenteils beibehalten. „Es läuft im Grunde alles so wie vorher. Ich doziere im Tages- und Abend-studium, habe daher morgens gegen 8.30 Uhr meine erste Vorlesung, stehe wie gewohnt auf und bereite mich vor. Zwischendurch versuche ich meinen Arbeitsplatz in der Wohnung zu wechseln und Empfehlungen der Home-office-experten zu befolgen – bis jetzt funktioniert es daher ganz gut.“Der persönliche Austausch aber fehlt. „Auch, wenn es eine optimale Alternative ist, freue ich mich schon, wenn Normalität einkehrt.“