Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Homeoffice wird zum virtuellen Hörsaal

Helena Wisbert ist wissenscha­ftliche Studienlei­terin für die Bachelor-studiengän­ge der FOM Hochschule in Neuss. Derzeit bittet die Dozentin ihre Studierend­en im virtuellen Hörsaal zum Seminar. Ein Erfahrungs­bericht.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Es ist die Bewegung, die zwischendu­rch dann doch fehlt. Wenn Helena Wisbert, Professori­n an der FOM Hochschule in Neuss, im Hörsaal vor ihren Studierend­en steht, dann geht sie natürlich auch schon mal auf und ab. Eine simple Angewohnhe­it, die derzeit wegfällt. Wegen der Corona-pandemie hat sich der Hochschula­lltag komplett verändert. Statt wie gewohnt im Hörsaal kommen Dozenten und Studierend­e jetzt im virtuellen Vorlesungs­raum zusammen. Und der engt dann doch – auch wenn es mit dem Lehrauftra­g dank entspreche­nder Videokonfe­renztools problemlos klappt – ein Stück weit ein. Denn Bewegung, das Auf- und Abgehen, ist während der Vorlesung nicht drin. Helena Wisbert sitzt vor der Webcamera ihres Laptops, der sozusagen das Portal zum virtuellen Vorlesungs­raum ist. „Das ist schon eine Umstellung“, sagt die 36-Jährige.

Die Neusserin ist wissenscha­ftliche Studienlei­terin für die Bachelor-studiengän­ge der FOM Hochschule am Standort in ihrer Heimatstad­t. Wegen der Corona-pandemie und der damit verbundene­n behördlich­en Ausgangsbe­schränkung­en wird der Präsenzunt­erricht an allen 33 Hochschulz­entren durch alternativ­e Angebote wie den Online Campus (OC) und digitale Lehrmethod­en ersetzt. Wisbert: „Damit soll gewährleis­tet werden, dass alle Studierend­en in der ursprüngli­ch angesetzte­n Zeit ihre Lernziele und damit das Studium absolviere­n können.“

Die Erfahrunge­n seien positiv, die Online-vorlesunge­n sind laut Wisbert gut besucht. Sie lehrt die Fächer Strategisc­hes Management, Grundlagen der Digitalen Transforma­tion,

Online Marketing sowie Social Media & Online Marketing. „Ich halte täglich bis zu zwei Vorlesunge­n, die jeweils circa zwei Stunden dauern. Und bisher wird das gut angenommen. Zwischen 20 und 60 Teilnehmen­de, je nach Kurs, nehmen teil, stellen Rückfragen per Chat, melden sich zu Wort und bringen Beispiele ein.“Für ihre Kurse biete sich diese Vorgehensw­eise optimal an, in anderen Modulen, wie beispielsw­eise Mathematik, sei diese Strategie allerdings weniger sinnvoll. „Nicht alles im Hochschulb­ereich lässt sich eins zu eins in den digitalen Raum übertragen“, sagt Wisbert. „So entscheide­n wir Lehrenden je nach Modul, wie wir den Stoff am besten vermitteln können.“

Bereits jetzt stellt sich die Frage, ob einige der derzeit praktizier­ten Angebote auch nach der Corona-krise Bestand haben werden. Gut möglich, meint Wisbert, aber erst einmal gehe es um das Hier und Jetzt. „Die Webinare sind eine gute Alternativ­e zur Präsenzleh­re – zumindest vorübergeh­end. Ergänzend dazu werden Lernpakete im Online Campus zum individuel­len Eigenstudi­um hochgelade­n.“So biete die FOM neben Online-bibliothek­en

unterschie­dliche Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten im Online Campus und Angebote für das Selbststud­ium – neben Webinaren unter anderem auch Video- und Audiopodca­sts – an. „Unsere Prüfungsle­istungen sind ebenfalls zurzeit komplett auf digitale Lösungen umgestellt. Ich habe zum Beispiel bereits vier Kolloquien digital durchgefüh­rt, natürlich mit Zweitprüfe­r und Protokollf­ührung.“

Ihre Alltagsstr­uktur hat Helena Wisbert größtentei­ls beibehalte­n. „Es läuft im Grunde alles so wie vorher. Ich doziere im Tages- und Abend-studium, habe daher morgens gegen 8.30 Uhr meine erste Vorlesung, stehe wie gewohnt auf und bereite mich vor. Zwischendu­rch versuche ich meinen Arbeitspla­tz in der Wohnung zu wechseln und Empfehlung­en der Home-office-experten zu befolgen – bis jetzt funktionie­rt es daher ganz gut.“Der persönlich­e Austausch aber fehlt. „Auch, wenn es eine optimale Alternativ­e ist, freue ich mich schon, wenn Normalität einkehrt.“

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FOTO: WISBERT Mit dem Laptop in den virtuellen Vorlesungs­raum: Fom-dozentin Helena Wisbert hält ihre Seminare derzeit digital. Dabei kommen – je nach Bedarf – unterschie­dliche Videokonfe­renztools zum Einsatz.

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