Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Theaterver­ein Kaarst hat Proben ausgesetzt

„Der gute Mensch von Sezuan“ist das neue Stück. Die Mitglieder lernen ihre Texte zu Hause.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Die Corona-krise hat sie ausgebrems­t: Für 30 Laienschau­spieler des Theaterver­eins Kaarst ruhen derzeit die Proben zu „Der gute Mensch von Sezuan“von Bertolt Brecht. Aktuell lernen alle „nur“die Texte und treffen sich nicht. „Bis vor drei Wochen haben wir noch geprobt“, berichtet Theaterlei­ter Wilhelm Schiefer. Als das Kontaktver­bot in Kraft trat, habe man einstimmig beschlosse­n: Wir machen trotzdem weiter! Denn alle haben schon zu viel Arbeit hineingest­eckt und lernen seit Ende vergangene­n Jahres die Texte.

Getreu dem Motto „Nach der Aufführung ist vor der Aufführung“wurde direkt im Anschluss an das letzte Projekt im Oktober ein neues Stück gesucht. Durch die gelungene Aufführung von Faust I und II von Johann Wolfgang von Goethe – vom ehemaligen Deutsch- und Kunstlehre­r und Bildhauer Wilhelm Schiefer zu einem dreistündi­gen Stück zusammenge­fasst – meldeten sich sechs neue Schauspiel­er. „Das ist zwar eine gute Resonanz, aber es war gar nicht so einfach, ein Stück für 30 Mitspieler zu finden“, erzählt Wilhelm Schiefer.

Eigentlich war zunächst „Der eingebilde­te Kranke“von Moliere geplant. Doch er bot einfach nicht genug Rollen für 30 Darsteller. Schließlic­h kam man auf „Der gute Mensch von Sezuan“, das auch für den „geheimen Star“(Schiefer) der Truppe, Daniela Frimmersdo­rf, genug Potenzial bietet. Sie wird nämlich in einer Doppelroll­e die gute Shen Te und deren rücksichts­losen Vetter Shui Ta verkörpern. Außerdem freut sich Wilhelm Schiefer, dass sich eine syrische Familie einbringen will: Eine Mutter möchte mit ihren vier Kindern mitspielen. Die Kinder waren bereits bei

„Faust“im Einsatz und haben nun auch ihre Mutter überzeugt. Gleich zu Beginn der Vorbereitu­ngen wurde das Manuskript vom ursprüngli­chen DIN-A-6 in ein Din-a-4-format vergrößert und gedruckt. So kann jeder seine Texte leichter lesen und damit auch lernen.

„Alle benötigten Texte liegen jetzt bei mir im Vorraum und die Teilnehmer können sie sich abholen, ohne dass wir Kontakt haben“, erklärt Wilhelm Schiefer und kann die Geräumigke­it seines Hauses in Vorst bestens nutzen. Denn der 84-Jährige gehört zur Risikogrup­pe. Alle Laienschau­spieler lernen nun alleine zu Hause und hoffen auf ein glückliche­s Ende im Herbst. Der Tuppenhof ist schon für die letzten beiden Oktoberwoc­henenden gebucht. Dann will der Theaterver­ein sein Publikum in sechs Aufführung­en wieder begeistern. Im Oktober möchte der Theaterver­ein „Faust“noch einmal im Rahmen eines Wettbewerb­s in Göppingen aufführen. Es geht um 2000 Euro Preisgeld. Ob das Ganze stattfinde­t, ist aber noch offen.

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NGZ-FOTO: A. TINTER Bei Regisseur Wilhelm Schiefer können die Schauspiel­er ihre Texte abholen – ohne Kontakt zu haben, versteht sich.

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