Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Theaterverein Kaarst hat Proben ausgesetzt
„Der gute Mensch von Sezuan“ist das neue Stück. Die Mitglieder lernen ihre Texte zu Hause.
KAARST Die Corona-krise hat sie ausgebremst: Für 30 Laienschauspieler des Theatervereins Kaarst ruhen derzeit die Proben zu „Der gute Mensch von Sezuan“von Bertolt Brecht. Aktuell lernen alle „nur“die Texte und treffen sich nicht. „Bis vor drei Wochen haben wir noch geprobt“, berichtet Theaterleiter Wilhelm Schiefer. Als das Kontaktverbot in Kraft trat, habe man einstimmig beschlossen: Wir machen trotzdem weiter! Denn alle haben schon zu viel Arbeit hineingesteckt und lernen seit Ende vergangenen Jahres die Texte.
Getreu dem Motto „Nach der Aufführung ist vor der Aufführung“wurde direkt im Anschluss an das letzte Projekt im Oktober ein neues Stück gesucht. Durch die gelungene Aufführung von Faust I und II von Johann Wolfgang von Goethe – vom ehemaligen Deutsch- und Kunstlehrer und Bildhauer Wilhelm Schiefer zu einem dreistündigen Stück zusammengefasst – meldeten sich sechs neue Schauspieler. „Das ist zwar eine gute Resonanz, aber es war gar nicht so einfach, ein Stück für 30 Mitspieler zu finden“, erzählt Wilhelm Schiefer.
Eigentlich war zunächst „Der eingebildete Kranke“von Moliere geplant. Doch er bot einfach nicht genug Rollen für 30 Darsteller. Schließlich kam man auf „Der gute Mensch von Sezuan“, das auch für den „geheimen Star“(Schiefer) der Truppe, Daniela Frimmersdorf, genug Potenzial bietet. Sie wird nämlich in einer Doppelrolle die gute Shen Te und deren rücksichtslosen Vetter Shui Ta verkörpern. Außerdem freut sich Wilhelm Schiefer, dass sich eine syrische Familie einbringen will: Eine Mutter möchte mit ihren vier Kindern mitspielen. Die Kinder waren bereits bei
„Faust“im Einsatz und haben nun auch ihre Mutter überzeugt. Gleich zu Beginn der Vorbereitungen wurde das Manuskript vom ursprünglichen DIN-A-6 in ein Din-a-4-format vergrößert und gedruckt. So kann jeder seine Texte leichter lesen und damit auch lernen.
„Alle benötigten Texte liegen jetzt bei mir im Vorraum und die Teilnehmer können sie sich abholen, ohne dass wir Kontakt haben“, erklärt Wilhelm Schiefer und kann die Geräumigkeit seines Hauses in Vorst bestens nutzen. Denn der 84-Jährige gehört zur Risikogruppe. Alle Laienschauspieler lernen nun alleine zu Hause und hoffen auf ein glückliches Ende im Herbst. Der Tuppenhof ist schon für die letzten beiden Oktoberwochenenden gebucht. Dann will der Theaterverein sein Publikum in sechs Aufführungen wieder begeistern. Im Oktober möchte der Theaterverein „Faust“noch einmal im Rahmen eines Wettbewerbs in Göppingen aufführen. Es geht um 2000 Euro Preisgeld. Ob das Ganze stattfindet, ist aber noch offen.