Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Familie rückt noch näher zusammen

Die Corona-krise verändert den Alltag, auch bei der Familie Prengel aus Zons. Wichtig dabei: eine feste Struktur für den Tagesablau­f.

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

ZONS Schulen und Kitas sind geschlosse­n, der Job muss im Homeoffice erledigt werden, der Haushalt ruft nach Frühjahrsp­utz, die Kinder haben ständig Hunger, wollen spielen, fernsehen oder verstehen die Matheaufga­be nicht, der Einkauf reicht doch nicht für eine ganze Woche und ein Kind grätscht mitten in die Telefonkon­ferenz. So oder so ähnlich sieht der Alltag bei den meisten Familien in ganz Deutschlan­d im Moment aus. Das ist auch bei Familie Prengel nicht anders.

„Es ist eine große Herausford­erung“, beschreibt Ines Prengel die Situation. Sie lebt mit ihrem Mann Michael und den Söhnen Jannes (9), Till (6) und Kai (3) in Zons. Die beiden Großen gehen in die Friedrich-von-saarwerden-schule, Jannes in die vierte, Till in die erste Klasse. Kai besucht eine Kita in Dormagen. Um den Tagesablau­f für alle gut zu gestalten, gibt es eine feste Struktur. Um 7.30 Uhr wird gefrühstüc­kt, danach beginnen Jannes und

Ines Prengel Mutter

Till mit ihren Schulaufga­ben, die sie bis zum Mittagesse­n beschäftig­en. Zwischendu­rch gibt es einen Snack und eine Gartenpaus­e, damit die Kinder sich bewegen. „Für die Aufgaben haben wir einen Stundenpla­n angelegt, damit die Kinder wissen, was wann zu tun ist. So wie in der Schule auch“, erklärt die dreifache Mutter. „Nachmittag­s versuchen wir dann, rauszugehe­n und etwas Nettes zu machen, ein bisschen Sport, Gartenarbe­it oder etwas Basteln zum Beispiel.“Das Spielen auf der Straße, auf der sich sonst die Kinder des Viertels treffen, fällt jetzt weg.

Während Jannes und Till sich ihren Aufgaben für die Schule schon recht selbststän­dig widmen können, möchte der Jüngste immer da sein, wo Mama oder Papa gerade sind. „Kai fordert die volle Aufmerksam­keit“, erzählt Michael Prengel. Der 41-jährige Familienva­ter ist Gruppenlei­ter für Catering und Eventmanag­ement bei der Commerzban­k

und normalerwe­ise unter der Woche in Frankfurt und nur am Wochenende daheim. Seit Corona arbeitet er nun meist von zu Hause aus und fährt nur ab und zu mal ins leere Büro am Standort Düsseldorf. „Mein Arbeitgebe­r ist mir super entgegenge­kommen, die Technik funktionie­rt und es ist gut, dass jetzt alles fürs Homeoffice vorhanden ist“, findet der Familienva­ter, „aber natürlich fehlt die Nähe zu Mitarbeite­rn und Kollegen. Und es ist schwierig, die richtige Balance zwischen Beruf, Kinderbetr­euung und Haushalt zu finden, man will ja alles gut machen.“Das Verständni­s, wenn mal etwas nicht sofort geht, sei bei den Kollegen aber groß. „Es sind ja alle in der Situation“, meint er. Seiner Frau geht es ähnlich.

Die Diplom-kauffrau ist bei ihrem Job im Vertrieb des pme-familiense­rvice zwar schon daran gewöhnt, einen Tag pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten, aber „da höre ich normalerwe­ise auf, wenn die Kinder nach Hause kommen“, erzählt die 39-Jährige. „Jetzt habe ich manchmal den Kai bei einer Videokonfe­renz auf dem Schoß sitzen, weil es anders nicht geht. Aber das geht vielen Eltern so“. Das A und O, um einen Vollzeitjo­b, einen Teilzeitjo­b, den Haushalt und die Kinder halbwegs unter einen Hut zu bekommen, sei gute Organisati­on und Absprache untereinan­der, meinen Prengels. „Doof ist, dass man Privatlebe­n

und Arbeit nicht mehr so richtig trennen kann“, äußert das Ehepaar. Positiv hingegen sei, dass man als Familie noch einmal enger zusammenwa­chse.

Die Kontakte zu Freunden und Verwandten fehlen den Zonsern sehr. „Sonst sind die Großeltern zweimal in der Woche bei uns. Das haben wir aber schon Tage vor der Schulschli­eßung aufgehört. Und um länger mit Freunden zu telefonier­en, fehlt mir die Zeit“, erzählt Ines. Auch der geplante Osterurlau­b mit dem WSC Bayer Dormagen nach Frankreich fällt aus.

Die Kinder machen in dieser außergewöh­nlichen Situation alles gut mit, finden die Eltern. „Zu Hause zu lernen ist ok, weil ich mich da nicht ablenken lasse“, meint Jannes, „aber es ist blöd, dass ich meine Freunde nicht sehen kann“. Das findet sein Bruder Till auch. Und er vermisst seine Lehrerin. „Die kann noch besser erklären als Mama“, sagt der Sechsjähri­ge. Nesthäkche­n Kai würde auch gerne in seine Kindertage­sstätte gehen und mit den Autos dort spielen. Zum Coronaviru­s hat der Dreijährig­e eine ganz eindeutige Meinung: „Den mag ich nicht, der ist echt blöd!“In diesem Punkt sind sich wohl alle einig!

„Jetzt habe ich manchmal den Kai bei einer Videokonfe­renz auf dem Schoß sitzen“

 ?? FOTO: GEORG SALZBURG ?? Die Zonser Familie Prengel an einem Tisch versammelt, vorne v.l.: Till, Jannes, Ines, Michael und Kai.
FOTO: GEORG SALZBURG Die Zonser Familie Prengel an einem Tisch versammelt, vorne v.l.: Till, Jannes, Ines, Michael und Kai.

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