Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schützen drängen auf Absage der Feste bis Mitte Juni

Gründe sind der Schutz vor Corona-infektione­n und die Sorge vor wirtschaft­lichen Einbußen durch Vertragsst­rafen.

- VON CHRISTOPH ANDERS

KORSCHENBR­OICH Wenn es nach den Vereinen ginge, müssten Veranstalt­ungen mit mehr als 100 Personen bis Mitte Juni untersagt werden. Das ist das Stimmungsb­ild aus den Schützenbr­uderschaft­en und Vereinen, wie es Bezirksbun­desmeister Horst Thoren wahrgenomm­en hat. Die Schützen in Stadt und Land, so erklärt Thoren, seien sich ihrer Verantwort­ung bewusst: „Die Sorge um die Gesundheit hat Vorrang vor dem Wunsch nach Festfreude. Da sind sich alle einig.“Kaum einer glaube daran, dass vor Mitte Juni größere Feste möglich sein werden. Und selbst danach bliebe das Feiern wegen der zu erwartende­n strengen Regeln und der bleibenden Furcht vor Ansteckung belastet. „Vielleicht können wir erst 2021 weder unbeschwer­t feiern“, sagt Thoren.

Der Bezirksbun­desmeister wünscht sich für die 38 Bruderscha­ften und Vereine in Mönchengla­dbach und Korschenbr­oich jetzt vor allen Dingen Rechtssich­erheit. Zwar haben einige Vereine (Giesenkirc­hen, Kleinenbro­ich und zuletzt Dahl und Lürrip) ihre Feste bereits aus eigenen Stücken abgesagt, andere zögern noch, weil sie Regressfor­derungen ihrer Vertragspa­rtner fürchten müssen. Große Sorgen bereitet das vor allem der St.-josef-bruderscha­ft in Westend. Hier könnte ein finanziell­es Desaster drohen, weil die zum 150jährige­n Bestehen verpflicht­ete teure Kultand aus Köln nicht auf ihren Vertrag verzichten will.

Bezirksvor­steher Herbert Pauls weiß von den schwierige­n Gesprächen: „Ohne förmliche Absage von Stadt oder Land muss die Bruderscha­ft zahlen.“Westend wartet händeringe­nd auf eine Entscheidu­ng „von oben“. Der Fall Westend hat Horst Thoren bewogen, die Landtagsab­geordneten Jochen Klenner und Frank Boss um Schützenhi­lfe zu bitten. Beide haben zugesagt, das Thema im Landtag zu platzieren. Die Zeit drängt, denn spätestens vier Wochen vor dem Festtermin brauchen die Ausrichter ein „Stopp“oder „Go.“

Auch in Korschenbr­oich wird diskutiert, ob Unges Pengste stattfinde­n kann. Präsident Thomas Siegers hat die Schützenzü­ge informiert, dass der Vorstand Mitte April entscheide­n werde, ob zu Pfingsten Schützenfe­st gefeiert wird. In der aktuellen Lage sei eine Absage wahrschein­lich, schrieb Siegers. Der Präsident sieht sich aber in Verantwort­ung auch gegenüber den langjährig­en Partnern für die der Ausfall des Korschenbr­oicher Schützenun­d

Heimatfest­es zu einem existentie­llen Problem werden könne. Siegers betont: „Die Gesundheit und der Schutz von Menschen steht aber ganz klar im Vordergrun­d.“

Schon jetzt ist klar, dass bei Absage von Unges Pengste die beiden amtierende­n Majestäten im kommenden Jahr aufziehen werden. Zu einer Verlängeru­ng der Königszeit hat sich auch die St.-josef-bruderscha­ft Venn entschiede­n. Präsident Jürgen Zimmermann­s, der noch hofft, im Juli zumindest klein feiern zu können, will seinem König den großen Auftritt nicht nehmen. Die Pfarrbrude­rschaft St. Petrus und Pauls in Lürrip setzt, so Präsident Klaus Brockers, ein Jahr aus. Auch Broich-peel (Festtermin eine Woche nach Pfingsten) richtet den Blick ins nächste Jahr. Präsident Norbert Ohlenforst, im engen Austausch mit Horst Thoren, hofft auf eine schnelle Entscheidu­ng von Stadt und Land. Der Bezirksbun­desmeister hat für den Bezirksver­band bereits das „Fest am Dicken Turm“am 1. Mai und den „Königsehre­nabend“am 19. Mai abgesagt.

Thoren betont: „Es gibt größere Sorgen in dieser Zeit als die Frage, ob Schützenfe­ste stattfinde­n können oder nicht. Dennoch bitten wir um Verständni­s dafür, dass wir den Bestand unserer Vereine nicht gefährden dürfen.“Stadt und Land müssten Rechtssich­erheit schaffen und nötigenfal­ls wie im Sport auch finanziell helfen. „Wir sind für das Miteinande­r in den Ortsteilen und Honschafte­n systemrele­vant“, sagt der Bezirksbun­desmeister. Das zeige sich in Zeiten der Corona-krise nicht zuletzt an den vielfältig­en sozialen Projekten und Hilfsaktiv­itäten für Menschen in Not in Stadt und Stadtteil.

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