Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schützen drängen auf Absage der Feste bis Mitte Juni
Gründe sind der Schutz vor Corona-infektionen und die Sorge vor wirtschaftlichen Einbußen durch Vertragsstrafen.
KORSCHENBROICH Wenn es nach den Vereinen ginge, müssten Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen bis Mitte Juni untersagt werden. Das ist das Stimmungsbild aus den Schützenbruderschaften und Vereinen, wie es Bezirksbundesmeister Horst Thoren wahrgenommen hat. Die Schützen in Stadt und Land, so erklärt Thoren, seien sich ihrer Verantwortung bewusst: „Die Sorge um die Gesundheit hat Vorrang vor dem Wunsch nach Festfreude. Da sind sich alle einig.“Kaum einer glaube daran, dass vor Mitte Juni größere Feste möglich sein werden. Und selbst danach bliebe das Feiern wegen der zu erwartenden strengen Regeln und der bleibenden Furcht vor Ansteckung belastet. „Vielleicht können wir erst 2021 weder unbeschwert feiern“, sagt Thoren.
Der Bezirksbundesmeister wünscht sich für die 38 Bruderschaften und Vereine in Mönchengladbach und Korschenbroich jetzt vor allen Dingen Rechtssicherheit. Zwar haben einige Vereine (Giesenkirchen, Kleinenbroich und zuletzt Dahl und Lürrip) ihre Feste bereits aus eigenen Stücken abgesagt, andere zögern noch, weil sie Regressforderungen ihrer Vertragspartner fürchten müssen. Große Sorgen bereitet das vor allem der St.-josef-bruderschaft in Westend. Hier könnte ein finanzielles Desaster drohen, weil die zum 150jährigen Bestehen verpflichtete teure Kultand aus Köln nicht auf ihren Vertrag verzichten will.
Bezirksvorsteher Herbert Pauls weiß von den schwierigen Gesprächen: „Ohne förmliche Absage von Stadt oder Land muss die Bruderschaft zahlen.“Westend wartet händeringend auf eine Entscheidung „von oben“. Der Fall Westend hat Horst Thoren bewogen, die Landtagsabgeordneten Jochen Klenner und Frank Boss um Schützenhilfe zu bitten. Beide haben zugesagt, das Thema im Landtag zu platzieren. Die Zeit drängt, denn spätestens vier Wochen vor dem Festtermin brauchen die Ausrichter ein „Stopp“oder „Go.“
Auch in Korschenbroich wird diskutiert, ob Unges Pengste stattfinden kann. Präsident Thomas Siegers hat die Schützenzüge informiert, dass der Vorstand Mitte April entscheiden werde, ob zu Pfingsten Schützenfest gefeiert wird. In der aktuellen Lage sei eine Absage wahrscheinlich, schrieb Siegers. Der Präsident sieht sich aber in Verantwortung auch gegenüber den langjährigen Partnern für die der Ausfall des Korschenbroicher Schützenund
Heimatfestes zu einem existentiellen Problem werden könne. Siegers betont: „Die Gesundheit und der Schutz von Menschen steht aber ganz klar im Vordergrund.“
Schon jetzt ist klar, dass bei Absage von Unges Pengste die beiden amtierenden Majestäten im kommenden Jahr aufziehen werden. Zu einer Verlängerung der Königszeit hat sich auch die St.-josef-bruderschaft Venn entschieden. Präsident Jürgen Zimmermanns, der noch hofft, im Juli zumindest klein feiern zu können, will seinem König den großen Auftritt nicht nehmen. Die Pfarrbruderschaft St. Petrus und Pauls in Lürrip setzt, so Präsident Klaus Brockers, ein Jahr aus. Auch Broich-peel (Festtermin eine Woche nach Pfingsten) richtet den Blick ins nächste Jahr. Präsident Norbert Ohlenforst, im engen Austausch mit Horst Thoren, hofft auf eine schnelle Entscheidung von Stadt und Land. Der Bezirksbundesmeister hat für den Bezirksverband bereits das „Fest am Dicken Turm“am 1. Mai und den „Königsehrenabend“am 19. Mai abgesagt.
Thoren betont: „Es gibt größere Sorgen in dieser Zeit als die Frage, ob Schützenfeste stattfinden können oder nicht. Dennoch bitten wir um Verständnis dafür, dass wir den Bestand unserer Vereine nicht gefährden dürfen.“Stadt und Land müssten Rechtssicherheit schaffen und nötigenfalls wie im Sport auch finanziell helfen. „Wir sind für das Miteinander in den Ortsteilen und Honschaften systemrelevant“, sagt der Bezirksbundesmeister. Das zeige sich in Zeiten der Corona-krise nicht zuletzt an den vielfältigen sozialen Projekten und Hilfsaktivitäten für Menschen in Not in Stadt und Stadtteil.