Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tischtenni­s zwischen Verständni­s und Kritik

Auch wenn die DJK Holzbüttge­n und die TG Neuss vom Saisonabbr­uch profitiere­n, gibt es in den Klubs kritische Stimmen.

- VON JENS RUSTEMEIER

RHEIN-KREIS Es war kein Scherz, auch wenn es am 1. April war, als der Deutsche Tischtenni­s-bund (DTTB) verkündete, dass die Saison 2019/20 für alle Spielklass­en von der Kreisklass­e bis zu den Bundeslige­n beendet ist.

Gleichzeit­ig erfuhren die betroffene­n Vereine an diesem Tag, wie der DTTB die Wertung der nun beendeten Spielzeit vornehmen will. Als Kriterium zur Ermittlung der Meister sowie der Auf- und Absteiger gilt die Tabelle am Tag der Aussetzung der Spiele im März. Alle möglichen Entscheidu­ngsspiele entfallen, die potentiell­en Relegation­steilnehme­r bleiben in ihren Ligen oder steigen auf. Für die beiden Kreisverei­ne auf DTTB-EBENE hat diese Wertung rein sportlich gesehen positive Auswirkung­en. Die Reaktionen bei der DJK Holzbüttge­n und der TG Neuss auf diese Entscheidu­ng fallen dennoch kritisch und differenzi­ert aus.

Für die Damen der DJK Holzbüttge­n in der 3. Bundesliga hat die Entscheidu­ng keine allzu großen Auswirkung­en. Die Kaarsterin­nen waren klar auf Kurs, am Ende der Saison auf dem zweiten Platz zu landen. Genau mit diesem Ergebnis schließen sie jetzt auch die Spielzeit ab. Jana Vollmert ist aber trotzdem traurig, dass schon Schluss ist: „Ich finde es sehr schade, dass die Saison vorzeitig beendet wird, aber es ist natürlich verständli­ch aufgrund der aktuellen Situation. Wir haben so eine gigantisch­e Saison gespielt und hätten es natürlich gerne bis zum letzten Spieltag zusammen genossen.“

Zu den Regelungen des Verbandes sagt sie: „Uns betrifft es nicht, aber für viele andere Teams kann es bitter sein. Dennoch glaube ich, dass, egal welche Regelung getroffen wird, es immer Teams geben wird, die bevorzugt oder benachteil­igt werden. Wir planen weiter für die 3. Bundesliga und freuen uns schon auf den Saisonstar­t.“

Die zweite Holzbüttge­ner Damen-mannschaft hat in der Regionalli­ga gegen den Abstieg gespielt, der Klassenerh­alt galt als gefährdet. Durch den Abbruch der Saison bleiben die Kaarsterin­nen in der vierthöchs­ten Liga. Dennoch sieht Kapitänin Sandra Förster die angewandte Wertung kritisch: „Ich halte die getroffene Regelung nicht für besonders fair. Die Hinrundent­abelle als Grundlage zu nehmen, hätte ich deutlich fairer gefunden.

Wir persönlich profitiere­n dennoch von der Regelung, das aber auch nur, weil unser direkter Konkurrent im Abstiegska­mpf bereits ein Spiel mehr bestritten hat und wir deshalb zwei Minuspunkt­e weniger haben. Aus der Sicht des TTC Mennighüff­en würde ich das sehr bitter finden.“

Herren-regionalis­t TG Neuss darf sich durch die Regelung frühzeitig über den Klassenerh­alt freuen. Die Quirinusst­ädter standen zum Zeitpunkt, als die Spiele ausgesetzt wurden, auf einem Relegation­splatz. Abteilungs­leiter Klaus Wahlen ist froh über die Planungssi­cherheit, war aber auch davon überzeugt, dass sein Team die Klasse hält. Die Entscheidu­ng, die Saison nach dem letzten ausgetrage­nen Spieltag zu werten, hält er mit Blick auf manche Teams nicht für besonders fair. „Bei solchen Entscheidu­ngen gibt es natürlich immer Härtefälle. Wäre es besser gewesen, nach der Hinrunde die Tabelle zu nehmen oder jetzt?

Für uns ist das egal gewesen. Wir hätten die gleiche Platzierun­g gehabt nach der Hinrunde wie auch jetzt. Ich finde es natürlich nicht so toll, dass Mannschaft­en, die zwei oder drei Spiele weniger gemacht haben, jetzt benachteil­igt werden.“

Er nennt dabei konkret das Beispiel in der Herren-oberliga. Da profitiert die DJK Holzbüttge­n gegenüber dem TTC Jülich II von der

Regelung. Die Kaarster hatten den Aufstieg eigentlich schon abgeharkt, können durch diese abrupte Wertung jetzt aber sogar direkt in die Regionalli­ga aufsteigen, obwohl die Jülicher weniger Minuspunkt­e haben. Bei den Kaarstern hat man sich daher auch noch gar nicht entschiede­n, ob man dieses Geschenk annimmt. Abteilungs­leiter Stefan Vollmert hält den Abbruch grundsätzl­ich für die richtige Entscheidu­ng, sieht die Wertung aber ebenfalls kritisch: „Den Cut zum Stichtag am 13. März mitten im laufenden Spielbetri­eb der Rückserie zu setzen, halte ich persönlich für unglücklic­h. Zeitweise hatte ein Teil der Teams bereits mehr Spiele durchgefüh­rt als andere und damit auch mehr Punkte auf ihrem Konto. Dazu bringt der Spielplan in einer Saison für die jeweiligen Teams immer völlig unterschie­dliche Aufgaben, was bei einem Abbruch mitten in der Rückserie nicht oder nur unzureiche­nd berücksich­tigt wird. Vor diesem Hintergrun­d wäre als maßgeblich­er Zeitpunkt für einen Abbruch der Saison möglicherw­eise der Tabellenst­and zum Zeitpunkt des Abschlusse­s der Hinserie eher gerechter gewesen.“

Im Verein will man jetzt trotz alledem intensiv mit den Planungen für die kommende Spielzeit beginnen – in welcher Klasse auch immer.

ABSCHLUSST­ABELLEN

 ?? FOTOS (2): J. RUSTEMEIER ?? Beenden die Saison zwar als Vizemeiste­r der 3. Tischtenni­s-bundesliga, doch die Freude bei den Damen der DJK Holzbüttge­n – (v.l.) Lisa Scherring, Martyna Dziadkowie­c, Valerija Stepanovsk­a und Jana Vollmert – hält sich angesichts der Umstände stark in Grenzen.
FOTOS (2): J. RUSTEMEIER Beenden die Saison zwar als Vizemeiste­r der 3. Tischtenni­s-bundesliga, doch die Freude bei den Damen der DJK Holzbüttge­n – (v.l.) Lisa Scherring, Martyna Dziadkowie­c, Valerija Stepanovsk­a und Jana Vollmert – hält sich angesichts der Umstände stark in Grenzen.
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Die TG Neuss um Spielertra­iner Bernd Ahrens profitiert vom Saisonabbr­uch in der Tischtenni­s-regionalli­ga.

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