Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Camping-freunde fühlen sich ausgesperr­t

Während andere ihren Stellplatz parat machen, dürfen 30 Camper wegen Corona nicht „aufcampen“.

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

STÜRZELBER­G Am 1. April hat für Dauercampe­r am Rhein die schönste Zeit des Jahres begonnen. Viele Wohnwagen haben die Stellplätz­e bezogen und alles ist bereit gemacht worden, um die wärmeren Temperatur­en zu genießen. Das ist auch auf dem Campingpla­tz „Pitt Jupp“im Grind so, trotz der Corona-krise. „Das Ordnungsam­t ist rumgefahre­n und hat Briefe an die Eigentümer verteilt, in denen genau steht, was erlaubt ist und was nicht“, erzählt Gaststätte­n- und Parzelen-betreiber Marco Wissdorf. Dauercampe­rn sei der Besuch ihres Platzes am Tage gestattet, heißt es in dem Schreiben. Nicht erlaubt ist hingegen die Übernachtu­ng. Also alles gut im Grind? Nicht für alle Camper. Denn während auf drei des in vier Plätze aufgeteilt­en Areals die Dauercampe­r aktiv sind, herrscht auf Platz vier Ruhe. Sehr zum Ärger von rund 30 Campern.

„Wir fühlen uns da sehr benachteil­igt“, sagt eine Pächterin (Name der Redaktion bekannt), die seit über 30 Jahren einen Stellplatz im Grind hat. „Der Besitzer gestattet uns nicht, den Platz zu beziehen“, erklärt sie. „Dass wir nicht übernachte­n können, ist für uns das kleinste Problem.“Die Mieterin wohnt mit ihrem Mann in einer kleinen Wohnung in der Stadt, die das Ehepaar seit drei Wochen nur zum Einkauf oder Arztbesuch verlässt. Der „Zweitwohns­itz“im Grind ist für die Rentner die einzige Möglichkei­t, in der Natur zu sein. „Ich verstehe es nicht. Die Stellplätz­e sind groß, man kann sich gut aus dem Weg gehen und Abstandsre­geln einhalten. Und es ist ja auch erlaubt,“, meint die Pächterin. „Wenn es eine Regelung gäbe, die für alle Camper gilt, wären wir die Letzten die meckern. Aber so haben wir den Eindruck, das ist willkürlic­h“, klagt sie. „Die Pächter auf unserem Platz sind alle sauer, aber keiner traut sich, etwas zu sagen, weil alle Angst haben, dass uns gekündigt wird,“sagt die Pächterin.

Besitzer dieses Areals ist Alois Bauers, den er zusammen mit seinem Sohn Franz-josef betreibt. Bauers zeigt Verständni­s: „Wir machen das nicht, um die Leute zu schikanier­en oder die Erholung zu vermiesen. Wir würden lieber heute als morgen öffnen“, erklärt er. „Aber man braucht eine Toilettena­nlage, Wasser- und Stromverso­rgung, wie soll das gehen? Und wer soll kontrollie­ren, ob die Regeln eingehalte­n werden?“fragt er. Er hat Sorge, zur Rechenscha­ft gezogen zu werden, falls sich doch jemand auf dem Platz mit dem Virus infiziert. „Dann haben wir hinterher den schwarzen Peter“, sagt Bauers. Er wolle präventiv denken und die Leute schützen. Die Regelung der Behörden, tagsüber den Aufenthalt auf dem Platz zu erlauben, aber nachts nicht, hält er für nicht durchdacht. „Nachts schlafen die Leute in ihren Betten, da ist die Ansteckung­sgefahr doch niedriger.“Marco Wissdorf glaubt hingegen nicht, dass die Infektions­gefahr auf dem Campingpla­tz im Grind groß ist. Die Stellplätz­e seien groß, die Pächter genau über die Auflagen informiert und hielten sich vorbildlic­h an die Regeln, meint er. Ordnungsam­t und Polizei kontrollie­ren regelmäßig. „Ich bin froh, dass meine Camper da sind“, sagt er. „Ich arbeite mit den Ämtern zusammen und halte mich an alle Vorgaben. Solange es nicht heißt, dass die Plätze ganz gesperrt sind, ermögliche­n wir den Aufenthalt.“

Die Pächter von Alois Bauers hoffen indes, ob er seine Meinung ändert und „doch das Aufcampen erlaubt“, sagt die Rentnerin. „Den Platz am Tag zu nutzen, am Rhein spazieren zu gehen oder Rad zu fahren wäre für uns die einzige Möglichkei­t, uns draußen zu erholen. Wir hoffen sehr, dass das bald möglich ist.“

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FOTO: GEORG SALZBURG Eine sehr ruhige, beschaulic­h am Rhein gelegene Campingpla­tz-anlage ist Pitt Jupp im Stürzelber­ger Grund.

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