Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

15 Pandemien und ihre ökonomisch­en Folgen

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Forschung Im März veröffentl­ichte der Wirtschaft­swissensch­aftler und Politikber­ater der Regionalba­nk (Federal Reserve Bank) von San Francisco, Òscar Jordà, gemeinsam mit zwei weiteren Wissenscha­ftlern der University of California ein Arbeitspap­ier, in dem er Untersuchu­ngen zu den wirtschaft­lichen Auswirkung­en 15 großer Pandemien seit dem Mittelalte­r darlegt.

Vorgehen Herangezog­en wurde dazu vor allem die Entwicklun­g des Realzinses von Frankreich, Deutschlan­d, Italien, den Niederland­en, Spanien und Großbritan­nien nach großen Pandemien wie dem Schwarzen Tod (1347–1352, 75 Millionen Tote), der Großen Pest von Sevilla (1647– 1652, zwei Millionen Tote), der Grippepand­emie (1889–1890, eine Million Tote) oder der Spanischen Grippe (1918–1920, 100 Millionen Tote).

Ergebnisse Besonders zwei Entwicklun­gen stechen in den Untersuchu­ngen Jordàs und seiner Kollegen heraus: das Sinken des Realzinses eines Landes sowie die stetige Steigerung der Reallöhne – laut Jordà eine Folge des Sparverhal­tens der Menschen. Während der Realzins in den meisten Ländern erst nach 20 Jahren an seinem Tiefpunkt angekommen war, wuchsen die Reallöhne durchschni­ttlich für beinahe 40 Jahre.

steuern lassen, weil sie jeweils ihre eigene Logik verfolgen. Für den Exit heißt das: Die Wirtschaft hat andere Zwänge als die Kultur oder der Sport. Oder noch kleinteili­ger: Wenn vielleicht Tennis wieder möglich ist, sind es Fußballspi­ele mit Publikum deshalb noch lange nicht. Wenn Schulen teils wieder öffnen, können die Unis doch vorerst im Online-modus bleiben. In der nächsten Zeit wird uns schlagend deutlich werden, wie ausdiffere­nziert unsere Gesellscha­ft ist. Und wie differenzi­ert man deshalb mit ihr umgehen muss. Zwei Teilsystem­e allerdings stechen in diesem Prozess heraus: die Politik und die Wissenscha­ft. Die Politik trifft und begründet verbindlic­he Entscheidu­ngen. Sie steuert also – und zwar hoffentlic­h klug nach den Logiken der einzelnen gesellscha­ftlichen Systeme. Und die Wissenscha­ft ist zwar einerseits selbst betroffen (siehe Unis), liefert aber anderersei­ts mehr als alle anderen Systeme die Argumente für die Politik. Der Weg aus dem Corona-stillstand wird sich maßgeblich an medizinisc­hen Erkenntnis­sen orientiere­n (müssen). Wenn das so geschieht, heißt das nicht, dass die Politik abgedankt hätte. Im Gegenteil: Es zeigt, dass unsere Gesellscha­ft funktionie­rt.

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FOTO: DPA Besucher tragen auf einem Wochenmark­t Schutzmask­en.

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