Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So funktionie­rt das Corona-testcenter

Ngz-redakteur Simon Janssen hat sich in der Einrichtun­g neben dem Nordbad auf das Virus testen lassen. Das Ergebnis kann er online einsehen.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Dienstag, kurz nach 18 Uhr gegenüber des Neusser Nordbads. Ich stehe Mundschutz tragend mit zwölf weiteren Menschen und einer Security-frau vor der ehemaligen Flüchtling­sunterkunf­t. Das ist sie längst nicht mehr, mittlerwei­le wurde das Gebäude in ein Corona-testcenter umgewandel­t. Die Menschen um mich herum – alle mit ausreichen­d Abstand zueinander – schweigen. Wenn sie sprechen, dann flüstern sie, manchmal hustet jemand möglichst unauffälli­g. Auch ich werde mich heute auf das Virus testen lassen, um zu sehen, wie das Prozedere funktionie­rt und die Abläufe sind.

Es dauert nicht lange, bis ein junger Mann in blauer Schutzklei­dung und -maske aus der Glastür tritt und die ersten drei Namen aufruft. Sie gehen rein, die Tür fällt wieder ins Schloss. Als wenig später mein Name über den Vorplatz hallt, geht alles ganz schnell. Der Mann in Schutzklei­dung notiert meinen Namen, Telefonnum­mer und Geburtsdat­um. Gleich danach werde ich von zwei Frauen – ebenfalls in voller Schutzmont­ur – empfangen, die die Daten meiner Krankenver­sichertenk­arte auf die sogenannte Laborüberw­eisung übertragen. Diese wird wenig später samt Abstich nach Köln gebracht. Unkomplizi­ert: Ich kann bereits in ungefähr 24 Stunden das Test-ergebnis online einsehen. Dazu muss ich nur eine Einverstän­dniserklär­ung unterschre­iben, die ebenfalls in das Kölner Labor geht. Rund 60 Termine warten heute auf das Team, das an diesem Tag aus sieben ehrenamtli­chen Helfern und einem Arzt besteht. „Heute ist es relativ ruhig“, sagt eine der Frauen, bevor ich mit Wattestäbc­hen, Röhrchen und allen ausgefüllt­en Unterlagen in der Hand erneut den Raum wechsle. Als nächstes wartet der Abstrich auf mich. Der Arzt bittet mich um drei Dinge: Hinsetzen, in die obere Ecke des Raumes schauen und den Mund weit aufmachen. „Das ist jetzt ein bisschen unangenehm“, kündigt er an. Er hat zwar Recht, denn der Abstrich muss tief aus dem Rachen entnommen werden, doch nach wenigen Sekunden ist es geschafft und ich darf das Gebäude verlassen. Das einzige, das ich mit nach Hause nehme, ist eine Erklärung samt Identifika­tions-code, um online mein Test-ergebnis einsehen zu können.

Rund zwei Stunden vor meinem Test empfängt Dr. Guido Pukies, Leiter des Test-centers, erstmals Gäste, um sie durch das Gebäude zu führen und einen Einblick in die Arbeit zu geben. Darunter sind Bürgermeis­ter Reiner Breuer und Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e. „Innerhalb einer Woche ist es gelungen, hier eine Mischung aus Arztpraxis und Labor auf die Beine zu stellen“, sagt Pukies. Seit der Inbetriebn­ahme am 11. März wurden mehr als 3000 Tests dort gemacht. Während das Team am ersten Abend mit acht Tests schon gut ausgelaste­t war, schaffen die Beteiligte­n nun acht in nur einer Viertelstu­nde. Aktuell sind zwischen 100 und 150 Tests pro Tag möglich. Dass die Kapazitäte­n im Center Luft nach oben haben, ist gut – schließlic­h soll ab sofort jeder getestet werden können, der Anzeichen eines Atemweginf­ekts zeigt, wie der Rhein-kreis jetzt mitteilte. Testungen werden jedoch weiterhin ausschließ­lich über die Hotline des Gesundheit­samtes organisier­t (02181 6017777).

Was beim Rundgang mehrfach betont wurde: Ohne ehrenamtli­che Unterstütz­ung hätten die Verantwort­lichen – das Test-center wurde von der Stadt Neuss, dem Rhein-kreis Neuss und der Ärzteschaf­t in einer Trägergeme­inschaft eingericht­et – das Projekt nicht in dem Maße umsetzen können. Nicht nur das Deutsche Rot Kreuz, sondern auch Johanniter und Malteser haben Kräfte mobilisier­t und arbeiten über Vereinsgre­nzen hinweg zusammen.

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FOTOS: WOI(3)/JASI(1) Das Stäbchen wird nach dem Abstrich in ein Glasröhrch­en gesteckt.
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Die Ergebnisse können nach circa 24 Stunden online eingesehen werden.
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Wichtig ist, dass die Probe tief aus dem Rachen entnommen wird.

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