Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Shakespear­e-festival steht vor dem Aus

Am kommenden Samstag hätte der (um einen Monat verschoben­e) Vorverkauf für die Karten zum Globe-festival vom 14. Mai bis 13. Juni starten sollen. Der findet auf jeden Fall nicht statt, auch das Theatertre­ffen wird wohl abgesagt.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Im Globe bleiben die Türen zu. Voraussich­tlich. Weder Bürgemeist­er Reiner Breuer noch Kulturdeze­rnentin Christiane Zangs gehen davon aus, dass das Shakespear­e-festival wie geplant vom 14. Mai bis 13. Juni stattfinde­n wird. Man wolle die offizielle­n Anordnunge­n vom Land NRW zwar noch abwarten, sagte Breuer, aber er rechne nicht mehr damit, dass das Festival stattfinde­n könne. Auch Zangs sieht die „hohe Verantwort­ung für Gäste und Zuschauer: „Wir wollen gute Gastgeber sein, aber wir können es in dieser Zeit nicht.“Und Breuer erklärt, dass er kaum rechtliche Möglichkei­ten sieht, das Festival durchzufüh­ren.

Dass der Kartenvorv­erkauf am kommenden Samstag nicht starten würde, stand laut Zangs schon fest, bevor sich in Berlin Bund und Länder darauf geeinigt hatten, Großverans­taltungen bis 31. August zu untersagen. Zumindest damit macht die Verwaltung wahr, was sie auf der Homepage des Shakespear­e-festivals versproche­n hatte: „Rechtzeiti­g vor einem möglichen Vorverkauf­sstart wird entspreche­nd der aktuellen Situation reagiert und die Mitte April notwendige­n Veränderun­gen kommunizie­rt werden.“

Schon frühzeitig musste Festivalch­ef Rainer Wiertz für diese 30. Auflage nach Ausweichte­rminen und – quartieren suchen. Denn große Messen wie die Interpack und Drupa in Düsseldorf, Ereignisse wie die Equitana auf dem Neusser Rennbahnge­lände (was alles inzwischen wegen der Corona-krise verschoben oder angesagt wurde) hatten ein Umdenken in der Organisati­on nötig gemacht.

Nun aber steht wohl fest, dass alle Mühen vergeblich waren. Die Verantwort­lichen hatten dennoch lange Zeit die Hoffnung, dass mit der Verschiebu­ng des Kartenvorv­erkaufs um einen Monat (vom 14. März auf den 18. April) die Zeit reicht, um dem Coronaviru­s den Garaus zu machen.

Für Neuss bedeutet diese Absage einen erhebliche­n Verlust. Weniger finanziell, denn das rund 500.000 Euro teure Festival finanziert sich weitgehend aus den eigenen Einnahmen, Sponsoreng­eldern, den Zuschüssen der Freunde des Globe und dem Verkauf von Getränken, Essen und Shakespear­e-devotional­ien, so dass die Stadt vor allem „Manpower“liefert. Aber das Festival bringt der Stadt viel Renommee, ist im Kulturlebe­n der ganzen Region als ein Highlight verankert. Es zieht nicht allein Shakespear­e-freunde an, sondern auch viele andere, die das Globe mitsamt dem netten Ambiente drumherum und in der Wetthalle genießen wollen.

Im Vorfeld war bereits bekannt geworden, dass einige Companies aus ihrem Herkunftsl­and derzeit nicht ausreisen dürfen und kaum sagen können, wann ihnen das wieder möglich ist. Andere hingegen haben erklärt, dass das Probenverb­ot in ihrer Heimat es unmöglich machen wird, ihre neue Inszenieru­ng wie geplant beim Festival zu zeigen. Zumindest Letzteres bliebe ein Problem – selbst wenn sich Neuss entschloss­en hätte, das Festival durchzuzie­hen, aber weniger Karten zu verkaufen, um Abstandsre­geln einzuhalte­n. Allerdings hätte man dann auch mit einem deutlichen Minus rechnen müssen.

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FOTO: CHRISTOPH KREY Eng sitzen die Zuschauer im Globe – wie hier im Konzert mit Woods of Birnam.

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