Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Auf Kreuzfahrt dem Virus entkommen
Die Südamerika-reise von Marianne und Helmut Stroh hat mit einer Kreuzfahrt auf der „Coral Princess“begonnen. Bevor das Coronavirus ausbrach, sind sie von Bord gegangen. Zwei Passagiere starben an dem Virus.
KAARST Eigentlich wollten Marianne und Helmut Stroh am 27. März von einer gut dreiwöchigen Schiffund Flugreise nach Südamerika wieder nach Kaarst zurückkehren. Aber sie waren bereits am 20. März wieder da – die Corona-pandemie hatte einen dicken Strich durch die Reisepläne gemacht. Und dafür gesorgt, dass Familie Stroh in wirklich allerletzter Minute von Bord gehen konnte, ehe das Coronavirus ausbrach. Zwei Passagiere sind an den Folgen des Virus in Miami gestorben.
Rückblende: Marianne (68) und Helmut (70) Stroh beginnen ihre Reise am 2. März in Frankfurt. Der Flug nach Santiago de Chile und die Einschiffung am 5. März verlaufen planmäßig. Zwar halten sich die Reisenden per Internet über die Auswirkungen der Pandemie auf dem Laufenden, machen sich aber keine großen Sorgen: „Aus der Entfernung haben wir das Ganze als nicht so schlimm empfunden“, beschreibt Marianne Stroh rückblickend. Am 14. März kommt jedoch eine Durchsage des Kapitäns, dass die Reederei ab sofort alle Kreuzfahrten für zwei Monate einstellt. Planmäßig am 19. März erreicht das Schiff zwar Buenos Aires, aber dort endet auch die Kreuzfahrt. Familie Stroh musst dort sowieso von Bord, denn ab Buenos Aires soll die einwöchige Rundreise beginnen.
Doch am selben Tag erfahren sie: Dieser Trip entfällt und die Reisegesellschaft organisiert Rückflüge: Start in Buenos Aires ist am 19. März um 16.50 Uhr. Das Anlegen am 15. März in Argentinien und am 17. März in Uruguay wird dem Schiff verweigert. Schließlich darf es in der Nacht zum 19. März in Buenos Aires anlegen: Der Reisebeginn liegt zwei Wochen zurück, was als „Quarantäne“zählt. „Und dann wurde es richtig dramatisch“, sagt Marianne Stroh. Um 3.30 Uhr meldet der Kapitän, dass sich alle Passagiere zum Fiebermessen durch die argentinischen Behörden bereithalten müssen. „Inzwischen hatte auch unser Sohn Daniel angerufen – er war sehr besorgt und erzählte uns, was in Deutschland los war“, sagt Mama Marianne. Schließlich wird aber nur bei den argentinischen Reisenden die Körpertemperatur kontrolliert, die dann das Schiff verlassen dürfen. Da Familie Strohs Gruppe bestätigte Rückflüge hat, müsste sie eigentlich auch von Bord dürfen. Die Zeit drängt. Denn andere Reisende verpassen ihre Flüge am Morgen und legen sich einfach wieder an den Pool. Leere Shuttle-busse warten vor dem Schiff auf Reisende und Gepäck. „Das wurde eine spannende Zitterpartie“, so Marianne Stroh. Denn im Zweifel hätte die Gruppe auf dem Schiff bleiben müssen.
Gerädert durch die fehlende Nachtruhe bringt erst einmal ein Mittagessen etwas Entspannung – und dann gibt es urplötzlich Bewegung: Koffer werden verladen und die Gruppe kann von Bord, erreicht den Flughafen eine halbe Stunde vor Abflug. Dort herrscht eine nervöse Stimmung, viele Menschen tragen eine Gesichtsmaske. Ein Flughafenmitarbeiter hat ein Einsehen, der Flieger wartet und hebt schließlich mit 40 Minuten Verspätung ab. Kinder der Freunde sind mit zwei Autos nach Frankfurt gekommen und bringen so alle sicher nach Hause. Und einen Tag später kommt mit Annabelle Marie das sechste Enkelkind von Marianne und Helmut gesund zur Welt und bildet den krönenden Abschluss der glücklichen Rückkehr. „Unsere Gruppe hat uns die ganze Zeit gut getragen“, fasst Marianne Stroh zusammen. Diese Reise wird Familie Stroh so schnell nicht vergessen.