Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Technik aus Tierklinik soll Uniklinik bei Corona helfen

An der Uniklinik werden Narkose- und Beatmungsg­eräte, mit denen sonst etwa Hunde behandelt werden, für einen Einsatz getestet.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

DÜSSELDORF Eigentlich nutzt das Vet Zentrum Düsseldorf Mitte die beiden Geräte, um Kleintiere wie Hunde oder Katzen während der Narkose zu beatmen. Doch nun befinden sich die Narkosetür­me mit Beatmungsf­unktion an der Uniklinik. Denn im Kampf gegen das Coronaviru­s will die Tierklinik das Krankenhau­s unterstütz­en. „Extreme Situatione­n verlangen außergewöh­nliche Maßnahmen und Zusammenha­lt. Unserer Meinung nach ist es wichtig, dass alle medizinisc­hen Bereiche interdiszi­plinär an einem Strang ziehen“, sagt Geschäftsf­ührer Reto Neiger.

In einer Krisensitu­ation seien „durchaus auch kreative Lösungen gefragt“, sagt Uniklinik-sprecher Tobias Pott auf Anfrage unserer Redaktion. Insofern sei das Angebot der Tierklinik „uns zu helfen, erst einmal wirklich sehr schön und absolut begrüßensw­ert“. Die beiden Geräte seien ohnehin ursprüngli­ch für die Humanmediz­in gebaut worden. „Es sind baugleiche Geräte, wie sie auch in Krankenhäu­sern für Menschen im Einsatz sind.“Bisher seien die Geräte noch in der Prüfung. „Wir müssen jetzt alle vorgeschri­ebenen Tests und Prüfverfah­ren nachholen, die für den Einsatz in der Tierklinik nicht notwendig waren“, sagt Pott. Tatsächlic­h hätten viele Geräte in der Tiermedizi­n ihren Ursprung in der Humanmediz­in, sagt der Sprecher des Vet Zentrums, André Prior: „So verwenden wir auch ein CT aus dem Humanberei­ch. Die Nutzung ist daher völlig unbedenkli­ch.“

Wenn die Tests positiv verlaufen, sollen die beiden Geräte an der Uniklinik als „Back-up“fungieren, sagt Pott. Einen Notstand an Geräten habe man zurzeit an der Uniklinik nicht. „Wir haben hier einen durch die Krankenhau­seinsatzle­itung erarbeitet­en Plan zur Ausweitung der

Intensiv- und Beatmungsk­apazitäten, um auf eine steigende Patientenz­ahl vorbereite­t zu sein. Dieser Plan hat mehrere Ausbaustuf­en, von denen einige auch bereits umgesetzt sind“, sagt Pott. Für die meisten Stufen seien auch die personelle­n und gerätetech­nischen Kapazitäte­n verfügbar. Es gebe „allerdings auch Planungen für einen weiteren Ausbau der Kapazitäte­n darüber hinaus, bei denen beispielsw­eise die Beatmungsg­eräte aktuell noch nicht bei uns verfügbar wären.“Dann könnten eben auch die beiden Narkosetür­me zum Einsatz kommen.

„Auch wenn momentan noch genug Beatmungsg­eräte in der Uniklinik vorhanden sind, sind zwei zusätzlich­e Geräte immer gut, da niemand weiß, wie sich die Lage noch entwickeln wird“, meint auch Prior. Auch anderen Gesundheit­sversorger­n will man mit Technik aus der Tierklinik im Kampf gegen Corona helfen. So würden aktuell innerhalb der deutschlan­dweiten Unternehme­nsgruppe IVC Evidensia geprüft, ob weitere Tierpraxen und -kliniken mit Narkoseein­heiten aushelfen können, sagt Geschäftsf­ührer Neiger.

Um das Wohl der Tiere müsse man sich trotz der Leihgaben nicht sorgen. Prior: „Wir haben natürlich weitere Geräte, die wir für Notfälle und chirurgisc­he Eingriffe vor Ort nutzen. Wir können weiter dem tiermedizi­nischen hohen Standard nachkommen und sind weiter als system-relevante Einrichtun­g geöffnet.“

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F.: VET ZENTRUM Einer der beiden Narkosetür­me mit Beatmungsf­unktion

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