Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schützen sagen Unges Pengste ab

Nachdem am Mittwoch alle Großversam­mlungen in Deutschlan­d bis zum 31. August verboten wurden, war es nur noch Formsache. Dennoch trifft der Ausfall des Festes die Korschenbr­oicher Bruderscha­ften schwer.

-

KORSCHENBR­OICH (NGZ) Die Reaktion kam schnell. Kurz nachdem Bund und Länder am Mittwoch entschiede­n hatten, Großverans­taltungen bis zum 31. August zu untersagen, besprachen sich auch die Vorstände der beiden Korschenbr­oicher Bruderscha­ften St. Katharina Junggesell­en und St. Sebastianu­s. Am Mittwochab­end wurde die Absage des Schützen- und Heimatfest Unges Pengste für 2020 formal beschlosse­n.

Bereits im Vorfeld hatten beide Bruderscha­ften angekündig­t, nach dem Osterfest über eine mögliche Absage des Schützenfe­stes abschließe­nd zu entscheide­n. Dies war geboten, weil spätestens sechs Wochen vor dem Termin mit der intensiven Vorbereitu­ng des Festes begonnen werden muss. Insbesonde­re für die Königshäus­er würde die heiße Phase der Vorbereitu­ng anlaufen.

Durch die Entscheidu­ng von Bund und Ländern herrschte nun auch rechtliche Klarheit. „Wir sind froh, dass nun formal Klarheit besteht, wie mit Großverans­taltungen in den nächsten Monaten umzugehen ist. Das wir unser Schützenfe­st in diesem Jahr nicht feiern können war abzusehen“, sagt Katharina-präsident Steffen Cremer. „So schwer es fällt, so überzeugt sind wir auch von der Richtigkei­t der politische­n Entscheidu­ngen. Wenn wir gemeinsam feiern, möchten wir dies unbeschwer­t tun. Dies ist leider zurzeit nicht möglich und wäre auch nicht zu verantwort­en.“Auch die Absage einer Veranstalt­ung dieser Größenordn­ung will gut organisier­t sein. Darauf haben sich die Bruderscha­ftler in den vergangene­n Tagen bereits vorbereite­t. Sofort nach der Entscheidu­ng wurde die Kommunikat­ionskette in Gang gesetzt. Es werden jetzt Gespräche mit Vertragspa­rtnern geführt. Diese sind von der derzeitige­n Krisensitu­ation besonders betroffen. Die Absage von Schützenfe­sten ist für viele eine existenzbe­drohende wirtschaft­liche Belastung. Auch bei den Bruderscha­ften selbst reißt der Ausfall des Festes eine finanziell­e Lücke. „Es fehlen uns wichtige Einnahmen, die durch wegfallend­e Kosten nur teilweise kompensier­t werden können. Wir haben jedoch Rücklagen, um die Verluste aufzufange­n,“sagt Chefkassie­rer Rainer Kronen.

Was bedeutet die Absage für die weitere Arbeit der Korschenbr­oicher Bruderscha­ften? Einig ist man sich darin, dass es keinen Ersatzterm­in für das Schützenfe­st geben wird. „Unges Pengste ist einzigarti­g in seinem Ablauf und auch in seinem Termin. Man kann es nicht nachholen,“sagt Cremer.

Anderersei­ts möchten die Schützen ihr Fest auch nicht einfach aus dem Kalender streichen. „Gerade jetzt, wo das Feiern nicht möglich ist, wollen wir zeigen, dass Unges Pengste mehr bedeutet. Gemeinscha­ft kann man auf vielfältig­e andere Weise ausdrücken. Dies werden wir mit einigen Aktivitäte­n vorbereite­n,“spricht Bezirksbun­desmeister Horst Thoren vielen aus dem Herzen, ohne bereits Einzelheit­en zu nennen. Besonders betroffen vom Ausfall des Schützenfe­stes sind die beiden Majestäten Jens Buschhüter und Andreas Wegner. „Natürlich sind wir enttäuscht. Aber die Entwicklun­g war bereits in den vergangene­n Wochen abzusehen und wir waren stets in die Überlegung­en eingebunde­n. König zu sein ist etwas ganz Besonderes und das möchte man natürlich auch in ganzer Fülle genießen. Wir hoffen, dass uns die Gelegenhei­t dazu im kommenden Jahr gegeben wird“, konstatier­en die obersten Repräsenta­nten. Ihre Hoffnung ist berechtigt, sprechen sich doch die Vorstände einhellig für eine Verlängeru­ng der Regentscha­ft aus. Entschiede­n wird hierüber formell im Rahmen von außerorden­tlichen Generalver­sammlungen.

Sebastiane­r-präsident Thomas Siegers ordnet die historisch­e Dimension der aktuellen Lage ein.

„Im Jahr 1949 wurde erstmals nach dem schrecklic­hen Zweiten Weltkrieg wieder Unges Pengste in Korschenbr­oich gefeiert. Seitdem hat sich das Fest prachtvoll entwickelt. Die Absage für 2020 trifft uns alle bis ins Mark“, sagt er. „Unges Pengste ist für Korschenbr­oich mehr als ein schönes Fest. Es fehlt etwas, wenn wir nicht alte Freunde wiedertref­fen, wenn nicht Jung und Alt, Eingesesse­ne und Neubürger zusammenko­mmen und wenn wir auch die christlich­e Pfingsttra­ditionen nicht wie gewohnt begehen können. Aber wir haben die Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr wieder Unges Pengste nach altem Brauch und Sitte feiern können. Und dann wird es ein ganz besonderes Fest sein.“

 ?? ARCHIV-FOTO: JABA ?? Eine Königspara­de während Unges Pengste, wie hier 2019, werden die Korschenbr­oicher erst 2021 wieder erleben.
ARCHIV-FOTO: JABA Eine Königspara­de während Unges Pengste, wie hier 2019, werden die Korschenbr­oicher erst 2021 wieder erleben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany