Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Corona-verstöße: Jüchen liegt bei Bußgeldern weit vorne
JÜCHEN/KORSCHENBROICH Seit dem 23. März gilt in NRW eine landesweite Kontaktsperre. Zahlreiche Geschäfte mussten schließen, andere strenge Regularien einhalten. In der Öffentlichkeit sind größere Menschenansammlungen verboten. Ein Abstand von 1,50 Meter untereinander ist einzuhalten. Regeln, die seitdem auch in Korschenbroich und Jüchen beinahe gleichlautend gelten. Mit dem kleinen Unterschied, dass der Mindestabstand in Jüchen zwei Meter beträgt. Dennoch wurden in Korschenbroich Stand Montagnachmittag wegen Verstößen gegen die Vorschriften erst fünf Bußgelder verhängt, im kleineren Jüchen hingegen ganze 85. Wie kann das sein?
„Wenn wir uns die Zahlen aus anderen Kommunen ansehen, liegen wir eigentlich im normalen Rahmen“, sagt ein Sprecher der Stadt Korschenbroich auf Anfrage unserer Redaktion. Insgesamt 14 Ordnungsamt-mitarbeiter kontrollieren derzeit jeweils in Zweierteams die Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Und sahen dabei noch nicht einmal die Notwendigkeit, ein Bußgeldverfahren einzuleiten. Denn, so teilt es die Stadt mit, alle fünf geahndeten Verstöße seien von der Polizei festgestellt worden, die kreisweit ebenfalls im Einsatz ist. „Wir versuchen häufig auch im Gespräch eine Lösung zu finden“, sagt der Stadtsprecher. Das sei bislang wohl immer ausreichend gewesen. Auch habe er den Eindruck, dass sich die Korschenbroicher sehr diszipliniert an die Vorgaben der Corona-schutzverordnung hielten.
Sind die Jüchener also einfach undisziplinierter? Möglich, aber unwahrscheinlich. Vor allem in einem solchen Ausmaß. Es scheint so, als verfolge das Ordnungsamt dort auch einen deutlich härteren Kurs. Zumindest legen das die Daten darüber nahe, wer dort die Bußgelder verteilt hat. In Jüchen sind der Stadt nämlich lediglich zwei von der Polizei eingeleite Verfahren bekannt, also sogar drei weniger als in Korschenbroich. Umso extremer erscheint die Bilanz der Ordnungsämter: Dort steht es 83 zu 0 für Jüchen.
„Natürlich sollten die Mitarbeiter über ein gewisses Fingerspitzengefühl verfügen“, sagt ein Sprecher der Stadt Jüchen. Doch die Stadt erklärte auch bereits am 2. April die Zeit der „Gefährdungsansprache“für beendet. „Seit Wochenanfang ahndet die Stadtverwaltung nunmehr konsequent und ohne Ausnahme jegliche Beachtung der Bestimmungen der Corona-schutzverordnung“, hieß es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Verbunden mit dem Hinweis auf drei illegale Versammlungen im Jüchener Stadtgebiet, die bereits am Abend zuvor aufgelöst worden waren.
„99 Prozent der Bürger halten sich an die Regeln“, sagt der Jüchener Stadtsprecher heute. „Bei Verstößen gibt es allerdings eigentlich keinen Ermessensspielraum.“Die Vorgaben seien eindeutig. Es scheint nicht nur am Zufall oder an besonders vielen undisziplinierten Menschen in der Stadt zu liegen. Das Jüchener Ordnungsamt scheint in Zeiten von Corona ein wenig genauer hinzuschauen als andere kommunale Mitarbeiter. Allen identischen Regelungen zum Trotz.