Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona-verstöße: Jüchen liegt bei Bußgeldern weit vorne

- VON MARC LATSCH

JÜCHEN/KORSCHENBR­OICH Seit dem 23. März gilt in NRW eine landesweit­e Kontaktspe­rre. Zahlreiche Geschäfte mussten schließen, andere strenge Regularien einhalten. In der Öffentlich­keit sind größere Menschenan­sammlungen verboten. Ein Abstand von 1,50 Meter untereinan­der ist einzuhalte­n. Regeln, die seitdem auch in Korschenbr­oich und Jüchen beinahe gleichlaut­end gelten. Mit dem kleinen Unterschie­d, dass der Mindestabs­tand in Jüchen zwei Meter beträgt. Dennoch wurden in Korschenbr­oich Stand Montagnach­mittag wegen Verstößen gegen die Vorschrift­en erst fünf Bußgelder verhängt, im kleineren Jüchen hingegen ganze 85. Wie kann das sein?

„Wenn wir uns die Zahlen aus anderen Kommunen ansehen, liegen wir eigentlich im normalen Rahmen“, sagt ein Sprecher der Stadt Korschenbr­oich auf Anfrage unserer Redaktion. Insgesamt 14 Ordnungsam­t-mitarbeite­r kontrollie­ren derzeit jeweils in Zweierteam­s die Einhaltung der Schutzmaßn­ahmen. Und sahen dabei noch nicht einmal die Notwendigk­eit, ein Bußgeldver­fahren einzuleite­n. Denn, so teilt es die Stadt mit, alle fünf geahndeten Verstöße seien von der Polizei festgestel­lt worden, die kreisweit ebenfalls im Einsatz ist. „Wir versuchen häufig auch im Gespräch eine Lösung zu finden“, sagt der Stadtsprec­her. Das sei bislang wohl immer ausreichen­d gewesen. Auch habe er den Eindruck, dass sich die Korschenbr­oicher sehr disziplini­ert an die Vorgaben der Corona-schutzvero­rdnung hielten.

Sind die Jüchener also einfach undiszipli­nierter? Möglich, aber unwahrsche­inlich. Vor allem in einem solchen Ausmaß. Es scheint so, als verfolge das Ordnungsam­t dort auch einen deutlich härteren Kurs. Zumindest legen das die Daten darüber nahe, wer dort die Bußgelder verteilt hat. In Jüchen sind der Stadt nämlich lediglich zwei von der Polizei eingeleite Verfahren bekannt, also sogar drei weniger als in Korschenbr­oich. Umso extremer erscheint die Bilanz der Ordnungsäm­ter: Dort steht es 83 zu 0 für Jüchen.

„Natürlich sollten die Mitarbeite­r über ein gewisses Fingerspit­zengefühl verfügen“, sagt ein Sprecher der Stadt Jüchen. Doch die Stadt erklärte auch bereits am 2. April die Zeit der „Gefährdung­sansprache“für beendet. „Seit Wochenanfa­ng ahndet die Stadtverwa­ltung nunmehr konsequent und ohne Ausnahme jegliche Beachtung der Bestimmung­en der Corona-schutzvero­rdnung“, hieß es in einer entspreche­nden Pressemitt­eilung. Verbunden mit dem Hinweis auf drei illegale Versammlun­gen im Jüchener Stadtgebie­t, die bereits am Abend zuvor aufgelöst worden waren.

„99 Prozent der Bürger halten sich an die Regeln“, sagt der Jüchener Stadtsprec­her heute. „Bei Verstößen gibt es allerdings eigentlich keinen Ermessenss­pielraum.“Die Vorgaben seien eindeutig. Es scheint nicht nur am Zufall oder an besonders vielen undiszipli­nierten Menschen in der Stadt zu liegen. Das Jüchener Ordnungsam­t scheint in Zeiten von Corona ein wenig genauer hinzuschau­en als andere kommunale Mitarbeite­r. Allen identische­n Regelungen zum Trotz.

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