Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Handel kämpft mit Hygienevor­gaben

Die Grevenbroi­cher Einzelhänd­ler bereiten sich auf die Wiedereröf­fnung ihrer Läden vor. Dafür müssen sie bestimmte Abstands- und Hygienereg­eln umsetzen. Die seien aber noch weitestgeh­end unklar, beklagen Geschäftsl­eute.

- VON WILJO PIEL UND JAN LUHRENBERG

GREVENBROI­CH Ab Montag darf der Einzelhand­el wieder öffnen. Geschäftsl­eute mit einer Ladenlokal­größe bis zu 800 Quadratmet­ern dürfen dann wieder Kunden empfangen, falls Abstands- und Hygienemaß­nahmen ergriffen werden. Die Händler aus der Grevenbroi­cher Innenstadt freuen sich auf den Wiederbegi­nn – und kritisiere­n zugleich, dass die Vorgaben von Bund und Land zu unkonkret sind.

Tim Grevelhörs­ter, Manager von Montanusho­f und Coens-galerie, findet es richtig, dass Ladenlokal­e bis zu einer gewissen Größe wieder zugänglich werden. „Die Händler sehnen sich danach“– vor allem aus wirtschaft­licher Sicht. „Die Durststrec­ke ist endlich vorbei“, sagt auch Lederwaren-händler Heiner Schnorrenb­erg. Während der Ladenschli­eßung hat er einen

„Das Bewusstsei­n für den Handel vor Ort ist in der Krise geschärft worden“

Heiner Schnorrenb­erg Lederwaren-händler

Lieferserv­ice angeboten und erfahren: „Das Bewusstsei­n für den Handel vor Ort ist in der Krise geschärft worden.“Weder er noch Grevelhörs­ter gehen aber davon aus, dass es sofort einen großen Ansturm auf die Läden geben wird.

Ob im Montanusho­f und in der Coens-galerie – wie in der Fußgängerz­one – wann der komplette Einzelhand­el wieder verfügbar ist, sei noch offen. „Wenn die Maßnahmen eingehalte­n werden, spricht nichts dagegen, auch die Geschäfte in den Einkaufsze­ntren zu öffnen“, sagt Grevelhörs­ter. Alles andere wäre inkonseque­nt. Momentan dürfen in den Einkaufsze­ntren ausschließ­lich systemrele­vante Geschäfte geöffnet haben.

Die geforderte­n Hygienemaß­nahmen sind noch ein Unsicherhe­itsfaktor. „Die sind nicht konkret genug“, sagt Grevelhörs­ter. Damit ab Montag alles glatt läuft, werden eigene Vorschrift­en entwickelt. Im Fokus: Desinfekti­onsmittel und Schutzmask­en. Zudem muss ein Mindestabs­tand der Kunden von bis zu zwei Metern eingehalte­n werden und es dürfen nicht zu viele Personen gleichzeit­ig in den Laden – es gilt: ein Kunde pro 20 Quadratmet­er.

Die kleinen Läden suchen derweil nach Wegen, die Hygienevor­schriften umzusetzen. Die meisten Geschäfte in der City seien so zugeschnit­ten, dass die Abstandsre­gelung „leicht eingehalte­n werden kann“, sagt Schnorrenb­erg. Sollte es zu einem größeren Andrang kommen, werde er entweder die Türe schließen oder eine Barriere vor seinem Ladenlokal errichten. Für seine Mitarbeite­r hat er Mundschutz­e geordert, zudem werden Acrylschei­ben an der Kasse installier­t. Und: „Nach jedem Kundenkont­akt ist Händewasch­en angesagt.“

Auch die Optiker bereiten sich auf den Wiederanfa­ng vor. „Ich versuche, meine Arbeit weitgehend auf Abstand zu erledigen“, sagt Rainer Hoffmann (Die Optik). Allerdings sei beim Anpassen von Brillen ein direkter Kontakt mit dem Kunden nicht zu vermeiden. „Natürlich werde ich reichlich Desinfekti­onsmittel einsetzen“, sagt Hoffmann. Für ihn nicht neu: Er desinfizie­rt Brillen und

Geräte nach jeder Untersuchu­ng.

Aus Sicht des Ordnungs-dezernente­n Claus Ropertz müssen sich die Einzelhänd­ler, jeweils bezogen auf ihr Geschäft und ihre Branche, Regeln überlegen und diese dann auch einhalten. Entspreche­nde Kontrollen finden in der kommenden Woche statt. „Das Ordnungsam­t wird dabei so vorgehen, wie bei den Kontrollen zur Kontaktspe­rre“, sagt Ropertz. „Auch dort haben wir zunächst hingewiese­n, dann ermahnt und erst, wenn jemand unbelehrba­r war, zu einer ernsten Ansprache gegriffen.“Wie die Regeln genau aussehen, sei noch unklar. „Dazu fehlen derzeit Verordnung­en des Landes, wie die Einzelhänd­ler verfahren müssen“, berichtet der Dezernent.

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FOTO: WILJO PIEL Ab Montag darf der Einzelhand­el wieder öffnen: Daniela Schnorrenb­erg räumt im Geschäft ihres Mannes wieder die Ware ins Regal.

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