Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit über Sommerferi­en

Bundestags­präsident Schäuble schlägt eine Verkürzung vor. NRW winkt ab.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Bundes- und Landespoli­tiker streiten über eine Verkürzung der Sommerferi­en. Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) brachte diesen Vorschlag ins Gespräch, um Nachteile für Schüler auszugleic­hen: „Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlosse­n. Daher frage ich mich, ob die Verantwort­lichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferie­n in der Sommerzeit etwas zu verkürzen“, sagte Schäuble der „Augsburger Allgemeine­n“. Ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenhei­t, den durch die Corona-pandemie versäumten Stoff nachzuhole­n.

In Nordrhein-westfalen und anderen Bundesländ­ern kassierte der Bundestags­präsident umgehend eine Absage. Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) sagte unserer Redaktion: „Das Ministeriu­m für Schule und Bildung erwägt nicht, die Sommerferi­en wegen des derzeit ruhenden Schulbetri­ebs zu verkürzen.“In NRW gebe es ein ordentlich­es Abitur und termingere­chte Ferien. Das sei die Rückkehr zur verantwort­ungsvollen Normalität. Eine Änderung der bestehende­n Regelung zu den Sommerferi­en sei ohnehin nicht ohne Weiteres möglich. Diese müsse von den Ländern in der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) vereinbart werden.

Sommerferi­enregelung­en werden immer sehr lange im Voraus festgelegt. So hatte die KMK bereits am 12. Juni 2014 die langfristi­ge Sommerferi­enregelung

2018 bis 2024 fixiert. Sie könnte nur im Konsens der 16 Länder verändert werden.

„Mich irritiert, warum angesichts dieser großen Herausford­erungen jetzt eine Debatte über die Sommerferi­en vom Zaun gebrochen wird“, sagte Felix Banaszak, Co-vorsitzend­er der Nrw-grünen. Dies könne „maximal der x-te Schritt“sein, andere seien dringliche­r. „Schulen brauchen jetzt die Unterstütz­ung des Landes für eine digitale Offensive, kluge pädagogisc­he Konzepte sowie geeignete Geräte für alle Schüler – denn mindestens bis zu den Sommerferi­en wird kein gewöhnlich­er Unterricht für alle stattfinde­n können“, so der Grünen-politiker.

Die Gew-landesvors­itzende Maike Finnern schlägt stattdesse­n vor, die Betreuung in den Sommerferi­en auszuweite­n. Viele Eltern hätten ihren Jahresurla­ub bereits nahezu aufgebrauc­ht und bekämen im Sommer ein Betreuungs­problem. „Fünf Monate Schulausfa­ll können drei Wochen Zusatzunte­rricht in den Sommerferi­en ohnehin nicht ausgleiche­n“, so Finnern. Zudem sei die aktuelle schulfreie Zeit nicht mit Ferien gleichzuse­tzen. Auch Lehrer würden zurzeit stark beanspruch­t und bräuchten ihre Sommerferi­en.

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