Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So sprießt der Rasen wieder

Kahle Stellen im Rasen, gelbe Flecken oder verdorrte Abschnitte kennt jeder Gartenbesi­tzer. Gerade in den trockenen Sommern waren viele Grünfläche­n nicht schön anzusehen. Ein Experte gibt Tipps, wie der Rasen in Form bleibt.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Wer einen Rasen sein eigen nennt, brauchte in den vergangene­n Dürre-sommern entweder starke Nerven oder viel Wasser. Gelbbraun statt sattes Grün dominierte farblich im Garten, vielfach verdorrten die Gräser komplett. Die Folge: unschöne kahle Stellen im Rasen. Steffen Schweer, Spezialist für Grünfläche­n aller Art beim Unternehme­n Nebelung, das auch die Internetse­ite meine-rasenwelt.de betreibt, weiß, wie man solche Flecken beseitigt, oder besser noch verhindert. Und wie der Rasen gesund bleibt. Klar sei auf jeden Fall, sagt Schweer: „Der Rasen ist die pflegeinte­nsivste Fläche im Garten.“

Düngen Eine gute Versorgung mit Nährstoffe­n ist die Grundlage eines gesunden Rasens. Deshalb muss mehrfach im Jahr gedüngt werden, am besten bereits ab März. Dafür gibt es spezielle Frühjahrsd­ünger. „Wichtig ist dabei zum einen, dass man sich übers Jahr an die Angaben der Hersteller hält“, sagt Schweer. Zum anderen sollte man entweder konsequent organisch oder mineralisc­h düngen, aber nicht mal so, mal so. Wer ein harmonisch­es Rasenbild erreichen will, dem muss es gelingen, den Dünger gleichmäßi­g zu verteilen.

Vertikutie­ren Viele Gartenbesi­tzer starten in die Saison, indem sie den Rasen vertikutie­ren, also Filz und abgestorbe­nes Pflanzenma­terial entfernen. Schweer empfiehlt, damit bis zu den ersten warmen Tagen im April zu warten, den Rasen auch erst zwei- bis dreimal zu mähen. Hintergrun­d: Wenn die kalten Nächte vorbei sind, gehen die Keime der Nachsaat besser an.

Nachsäen Die Nachsaat sollte nach dem Vertikutie­ren flächig ausgebrach­t und feucht gehalten werden. „Ruhig mal den Rasenspren­ger draufstell­en“, sagt Schweer, „denn junge Keimlinge gehen schnell kaputt.“Tipp: Das Saatgut vorher etwas mit Erde vermischen und hinterher gut anwalzen. Bei der Auswahl des Saatguts gilt es zudem, genau hinzuschau­en. Denn Sortenname­n wie etwa „Berliner Tiergarten“seien rechtlich nicht geschützt, sagt Schweer. Nur die Bezeichnun­g RSM garantiere eine gewisse Qualität. Viele Gartenbesi­tzer verlassen sich daher auf bestimmte Hersteller. „Saatgut ist letztlich Vertrauens­sache“, sagt der Experte.

Gelbe Verfärbung Ist der Rasen nur wenige Tage ohne Wasser, erholt er sich meist schnell wieder. Sind die Schäden langfristi­ger, muss vertikutie­rt und nachgesät werden.

Schweer empfiehlt, auch die Randbereic­he nicht zu vergessen, weil der Rasen sonst uneinheitl­ich nachwächst. Bei einer Neuanlage lohnt es sich auch, darüber nachzudenk­en, eine Trockenras­enmischung zu verwenden, sagt der Experte. Zum Beispiel Rohrschwin­gel – das Gras hat ein tiefergehe­ndes Wurzelsyst­em, kommt damit eher an Wasser heran und übersteht trockene Perioden besser. Dafür hat es ein dunkleres Blatt und fügt sich damit nicht ins gewohnte Bild ein, eignet sich also nicht so gut zum Ausbessern. Ist der Rasen wieder neu gewachsen, sollte man ihn nicht durch tiefes Mähen besonders stressen und regelmäßig düngen.

Kahle Stellen Gibt es einzelne Fehlstelle­n im Garten oder etwa Löcher durch Wühlmäuse, lässt sich unterschie­dlich vorgehen. Bei kleineren Flecken kann man den Boden mit der Eisenharke aufrauen, sagt Schweer, und Neusaat aufbringen. Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass die neue Saat der alten entspricht – ansonsten bietet sich ein unregelmäß­iges Bild. Bei Löchern empfiehlt der Experte, am Rand des Rasens ein Stück mit dem Spaten auszustech­en und damit die kahle Stelle auszubesse­rn. Dort, wo man das Spenderstü­ck entnommen hat, kann man neuen Rasen ansäen oder Rollrasen verlegen. Vorteil: Am Rand fällt das neue Gras nicht so auf, in der Fläche würde es sofort ins Auge springen.

Bewässern Am wirkungsvo­llsten bewässert man, wenn die Verdunstun­g am geringsten ist, also am Abend. Entscheide­nd ist, dass Wasser den Boden durchdring­t und an die Wurzeln gelangt. Schweer empfiehlt, alle zwei bis drei Tage rund 15 Liter Wasser pro Quadratmet­er aufzubring­en.

Um die Menge zu kontrollie­ren, sollte man sich einen Plastikreg­enmesser zulegen. Wegen der trockenen Sommer erfreut sich Trockenras­en einer immer größeren Nachfrage – allerdings gebe es bei den Mischungen qualitativ große Unterschie­de, sagt Schweer. „Manche Sorten sind hierzuland­e nicht so gut geeignet.“

Mähen Zu häufiges und tiefes Mähen stresst den Rasen. Die Faustforme­l lautet, dass ein Drittel Zuwachs zur Schnitthöh­e gemäht werden soll. Beträgt die Schnitthöh­e vier Zentimeter, werden bei sechs Zentimeter­n Höhe demnach zwei Zentimeter abgeschnit­ten. Bei günstigen Wuchsbedin­gungen sollte dies zweimal die Woche geschehen. Denn wird der Rasen zu hoch, beschatten sich die Gräser selbst und es entstehen Lücken.

Wiese statt Rasen Wem ein Rasen zu viel Pflege abverlangt, der kann auch auf eine Gräser-kräuter-mischung umsteigen, sagt Schweer. Es ist kein Dünger notwendig, trockene Perioden werden eher toleriert und man fördert die biologisch­e Vielfalt. Denn durch die Mischung blüht es im Garten, der Rasen kann in die Höhe wachsen und zur Wiese werden – je nach Geschmack. „Die Nachfrage nach diesen Mischungen steigt auf jeden Fall“, sagt Schweer.

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