Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Augen zu und durch zum Abi

NEUSSER WOCHE SCHULEN OHNE CHANCENGLE­ICHHEIT

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Chancengle­ichheit. Geht es um die Frage, wie und wann die Schulen nach der Corona-zwangspaus­e wieder starten sollen und wie die Abiturient­en ihre Prüfungen ablegen können, ist davon gern die Rede. Pädagogen in Talkshows argumentie­ren damit, zuletzt auch Nrw-bildungsmi­nisterin Yvonne Gebauer. Ein möglichst „normales“Abitur soll es sein, um die Anerkennun­g bundesweit zu sichern. Soweit so gut. Das Ziel ist lobenswert, allein mit der Realität hat es nur bedingt zu tun. Schüler haben nicht nur auf Unterricht verzichtet. Für das Lernen zu Hause gab und gibt es ganz unterschie­dliche Rahmenbedi­ngungen: Das fängt an bei der Wohn- und Familiensi­tuation, teils belastet durch zwischenme­nschliche Konflikte und Existenzso­rgen, und geht über die höchst unterschie­dliche Betreuung durch die Schulen bis hin zu einer ebenso unterschie­dlichen technische­n Ausstattun­g von Schulen und Schülern für effiziente­s Online-lernen. Chancengle­ichheit?

Fehlanzeig­e. Auch für die Organisati­on des Neustarts der Schulen gibt es keinen echten Mindeststa­ndard. Während manche Schulen Masken organisier­en konnten und über die eigenen Chemiker selbst Desinfekti­onsmittel produziert haben, fragen sich andere, wie sie die geforderte­n Hygienesta­ndards einhalten sollen. Hinzu kommt, dass die Abiturient­en selbst entscheide­n sollen, ob sie am Unterricht teilnehmen: Keine leichte Entscheidu­ng, ist doch damit auch ein Risiko verbunden, sich selbst oder Familienmi­tglieder zu infizieren. Chancengle­ichheit ist wichtig. Die Corona-krise macht aber deutlich, wie weit wir in den Schulen – schon unter Normalbedi­ngungen – von gleichen Chancen entfernt sind. Den Abiturient­en 2020 bleibt nicht viel mehr als „Augen zu und durch“. Für kommende Generation­en muss Schule besser werden, vor allem besser ausgestatt­et, mit Menschen und mit (digitalem) Material.

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