Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Mir sind die Lockerungs­maßnahmen zu wenig“

Der Fdp-bundestags­abgeordnet­e aus Grevenbroi­ch spricht über seine Sorgen vor den wirtschaft­lichen Folgen der Corona-pandemie.

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Herr Djir-sarai, Bund und Länder haben erste Lockerungs­maßnahmen in der Corona-krise auf den Weg gebracht. Die FDP hat früh eine Exitstrate­gie gefordert. Wie bewerten Sie die jetzt auf den Weg gebrachten Maßnahmen? BIJAN DJIR-SARAI Die Lockerunge­n sind grundsätzl­ich sinnvoll, aber mir ist das unterm Strich zu wenig. Gerade mit Blick auf die schwierige Situation der Wirtschaft hätte mehr erreicht werden können. Ich bin überzeugt, dass dies mit Blick auf die Gesundheit vertretbar wäre. Man muss schließlic­h auch auf die Existenzen der Menschen achten. Wenn die Corona-pandemie überwunden ist, droht uns eine enorme wirtschaft­liche Krise. Da geht es richtig ans Eingemacht­e.

Welche Sorgen haben Sie? DJIR-SARAI Gerade unsere Region steht vor enormen Umwälzunge­n. Der Strukturwa­ndel ist eine Mammutaufg­abe mit immensen wirtschaft­lichen Folgen für den Rheinkreis Neuss. Dafür mangelt es noch an den richtigen Strategien. Vieles dreht sich um die Frage, welche Fördermitt­el man wie abrufen kann. Dabei kommen aber wirklich innovative Ideen, die Arbeitsplä­tze und Wohlstand sichern, bislang zu kurz. Zu den wirtschaft­lichen Herausford­erungen

des Strukturwa­ndels kommen nun auch noch die Folgen der Corona-pandemie. Wir stehen vor großen Aufgaben und müssen alles daran setzen, dass der Wirtschaft­sstandort Rhein-kreis Neuss stark bleibt. Der anhaltende Shutdown in vielen Bereichen ist da eine große Gefahr.

Eine große Gefahr ist aber auch das Coronaviru­s. Was hätten Bund und Länder denn Ihrer Meinung nach bei den Lockerungs­maßnahmen besser beziehungs­weise anders machen können? DJIR-SARAI Nehmen Sie zum Beispiel die Einschränk­ung, dass Geschäfte bis 800 Quadratmet­er Fläche öffnen dürfen. Nicht die Fläche ist meines Erachtens entscheide­nd, sondern wie dort Hygiene- und Abstandsma­ßnahmen umgesetzt werden. Es bedarf klarer Regularien, die dann überprüft werden können. Sollten die Maßnahmen erfüllt werden, dann sollte ein Betrieb auch öffnen dürfen. Für mich ist das keine Frage von Fläche, sondern eine Frage der Umsetzung von Maßnahmen zur Minimierun­g des Ansteckung­srisikos. Jede Schließung bedeutet wirtschaft­liche Verluste, und diese Verluste könnten dazu führen, dass Menschen ihren Job verlieren. Das sollten wir immer im Auge behalten.

Wie soll es weitergehe­n? DJIR-SARAI Wir brauchen eine Strategie, um die Wirtschaft wieder hochzufahr­en. Und um die Stärke unseres Wirtschaft­sstandorts zu erhalten, brauchen wir den Mittelstan­d. Er leidet sehr stark unter der derzeitige­n Situation. Unternehme­r und Arbeitnehm­er erleben eine enorme wirtschaft­liche Unsicherhe­it, die zu der Sorge vor einer Corona-infektion dazukommt. Wir müssen aufpassen, dass wir auch nach der Pandemie wirtschaft­lich auf gesunden Beinen stehen.

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FOTO: FDP MDB Bijan Djir-sarai ist auch Kreisvorsi­tzender der FDP.

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