Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ermittlung­en nach tödlichem Sek-schuss

Der 32-Jährige, den ein SEK am Donnerstag erschoss, war polizeibek­annt. Drogen und Waffen spielten dabei oft eine Rolle.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

LIERENFELD Der Tod eines 32-Jährigen, der während eines Polizeiein­satzes ums Leben kam, wird vom Polizeiprä­sidium Duisburg untersucht. Im Mittelpunk­t steht dabei die Frage: War der Beamte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK), das am Donnerstag­nachmittag die Wohnung des Mannes in Lierenfeld stürmte, zum so genannten finalen Rettungssc­huss berechtigt? Die Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft, die die Ermittlung­en leitet, geht in einer ersten Einschätzu­ng davon aus, dass ihm keine andere Wahl blieb.

Was sich in der sonst eher ruhigen Wohnsiedlu­ng am Donnerstag abspielte, gab die Polizei gestern detaillier­t bekannt: Demnach hatten Nachbarn um 14.38 Uhr Schüsse in dem Haus am Wilhelm-heinrich-weg gehört und die Polizei alarmiert. Zwei Minuten später bestätigte­n die Eltern des 32-Jährigen, dass ihr Sohn „völlig ausraste“, der 66 Jahre alte Vater habe von Todesangst gesprochen, die Mutter sei vom Sohn mit einer Armbrust bedroht worden.

20 Minuten später schleudert der Sohn Farbeimer und Möbelstück­e aus dem Fenster im Obergescho­ss auf die eintreffen­den Polizisten, er schießt auf Zivilbeamt­e, und als es Polizisten gelingt, die Eltern, die sich im Garten verstecken, zu retten, übergeben diese den Beamten Molotow-cocktails und berichten, dass ihr Sohn davon noch mehr habe.

Als eine Stunde nach dem Notruf das SEK eintrifft, hat sich der 32-Jährige im Dachgescho­ss verbarrika­diert, heißt es in dem protokolla­rischen Bericht. Im Haus riecht es nach Verdünnung, es steht zu befürchten, dass der Mann die Chemikalie zur Explosion bringen will. Die Spezialein­heit stürmt die Wohnung, der 32-Jährige schießt mit einer Armbrust und einer Waffe auf die Beamten. Ein Diensthund wird aus der Armbrust in den Kopf geschossen. In dieser Situation sei es zum Schusswech­sel gekommen, bei dem der Randaliere­r getötet wurde, so die Polizei.

Man darf wohl von einer Tragödie sprechen, die sich im Elternhaus des Getöteten seit längerem abgezeichn­et hat. Immer wieder war der ältere Sohn mit dem Gesetz in Konflikt geraten, meist war es um Waffen oder Drogen oder beides gegangen. Im Dezember 2018 kam es erstmals zur Eskalation: Der jüngere Bruder alarmierte die Polizei, weil der damals 31-Jährige ausraste, mit einer Armbrust drohe und mit einer Waffe um sich schieße. Auch an jenem

Tag war ein SEK zum Einsatz gekommen, das den unter Drogen stehenden Mann überwältig­en konnte. Der wurde damals in eine Psychiatri­e eingewiese­n, sein Waffenarse­nal beschlagna­hmt.

Doch offensicht­lich hat er sich neue Waffen besorgt und auch mit Sprengstof­fen experiment­iert: Wegen einer Vielzahl verdächtig­er Gegenständ­e

Zahlen Seit Beginn der Pandemie sind in Düsseldorf 877 Infektione­n mit dem Coronaviru­s nachgewies­en worden. 531 der Betroffene­n sind wieder gesund. Bis Freitag wurden 63 Erkankte in Krankenhäu­sern behandelt, 39 von ihnen auf Intensivst­ationen. Bislang hat die Stadt 14 Todesopfer zu beklagen, die bereits vor ihrer Corona-infektion schwere Vorerkrank­ungen hatten. .

Brief-aktion Die Kakaju beweist, dass sie nicht nur karnevalis­tische Qualitäten hat: Um den Bewohnern von Seniorenun­d Pflegeheim­en über die Einsamkeit wegen Besuchsver­bot und Kontaktspe­rre zu helfen, startet der

mussten Spezialist­en des Landeskrim­inalamts am Donnerstag­abend den Tatort sichern, bevor die Spurensich­erung beginnen konnte. Sie stellten unter anderem eine Axt, ein Beil, Messer und Molotowcoc­ktails sicher, außerdem eine Gaspistole und die Armbrust, die der Mann gegen die Polizisten gerichtet hatte. Eine richterlic­h angeordnet­e Obduktion soll klären, ob der 32-Jährige auch diesmal unter dem Einfluss chemischer Drogen handelte.

Ein Toilettenb­ürste zwischen Glassplitt­ern im Vorgarten und zwei mit Spanplatte­n veschlosse­ne Fenster sind tags darauf die einzigen Hinweise auf das dramatisch­e Geschehen am Donnerstag. Die Tür des Reihenhaus­es ist polizeilic­h versiegelt, die Familie des Getöteten, die am Donnerstag von Seelsorger­n betreut wurde, ist anderswo untergebra­cht und versucht zu verstehen, wie es so weit kommen konnte.

Ein Ermittlung­sverfahren ist nach einem polizeilic­hen Schusswaff­engebrauch amtliche Routine, auch, dass angesichts der gravierend­en Folgen eine Nachbarbeh­örde diese Untersuchu­ng übernimmt. Wegen eines tödlichen Schusses wurde im Düsseldorf­er Polizeiprä­sidium zuletzt 2002 eine Untersuchu­ng geführt. Damals war im Stadtsüden ein Bankräuber ums Leben gekommen, der auf seiner Flucht zwei Polizeibea­mte in Zivil bedroht hatte. 1998 erschoss ein SEK einen gesuchten Gewaltverb­recher, als dieser versuchte, seine Festnahme durch den Einsatz einer Handgranat­e zu verhindern.

CORONA-TICKER

Verein eine Briefaktio­n und bittet um viele schreibfre­udige Mitstreite­r. Aufmuntern­de, gern auch fröhliche Briefe an Kakaju c/o Katholiken­rat, Citadellst­raße 2, 40213 Düsseldorf, werden weitergele­itet.

Testzentru­m Die Stadt verlegt das Diagnoseze­ntrum von der Witzelstra­ße an die Mitsubishi-electric-halle zum Drive-in-testzentru­m. Damit werden die Test-möglichkei­ten gebündelt und die Kapazität von derzeit 800 Corona-tests pro Tag erhalten, heißt es dazu. Bis zum 21. April wird noch an der Witzelstra­ße getestet, am kommenden Mittwoch gilt dann die neue Adresse. Termine müssen weiterhin über die Hotline 0211 8996090 vereinbart werden.

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FOTO: DAVID YOUNG/DPA Das Spezialein­satzkomman­do der Polizei war am Donnerstag zu einem eskalieren­den Familienst­reit gerufen worden. Es war nicht der erste Sek-einsatz an der Lierenfeld­er Adresse.

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