Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ermittlungen nach tödlichem Sek-schuss
Der 32-Jährige, den ein SEK am Donnerstag erschoss, war polizeibekannt. Drogen und Waffen spielten dabei oft eine Rolle.
LIERENFELD Der Tod eines 32-Jährigen, der während eines Polizeieinsatzes ums Leben kam, wird vom Polizeipräsidium Duisburg untersucht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: War der Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK), das am Donnerstagnachmittag die Wohnung des Mannes in Lierenfeld stürmte, zum so genannten finalen Rettungsschuss berechtigt? Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen leitet, geht in einer ersten Einschätzung davon aus, dass ihm keine andere Wahl blieb.
Was sich in der sonst eher ruhigen Wohnsiedlung am Donnerstag abspielte, gab die Polizei gestern detailliert bekannt: Demnach hatten Nachbarn um 14.38 Uhr Schüsse in dem Haus am Wilhelm-heinrich-weg gehört und die Polizei alarmiert. Zwei Minuten später bestätigten die Eltern des 32-Jährigen, dass ihr Sohn „völlig ausraste“, der 66 Jahre alte Vater habe von Todesangst gesprochen, die Mutter sei vom Sohn mit einer Armbrust bedroht worden.
20 Minuten später schleudert der Sohn Farbeimer und Möbelstücke aus dem Fenster im Obergeschoss auf die eintreffenden Polizisten, er schießt auf Zivilbeamte, und als es Polizisten gelingt, die Eltern, die sich im Garten verstecken, zu retten, übergeben diese den Beamten Molotow-cocktails und berichten, dass ihr Sohn davon noch mehr habe.
Als eine Stunde nach dem Notruf das SEK eintrifft, hat sich der 32-Jährige im Dachgeschoss verbarrikadiert, heißt es in dem protokollarischen Bericht. Im Haus riecht es nach Verdünnung, es steht zu befürchten, dass der Mann die Chemikalie zur Explosion bringen will. Die Spezialeinheit stürmt die Wohnung, der 32-Jährige schießt mit einer Armbrust und einer Waffe auf die Beamten. Ein Diensthund wird aus der Armbrust in den Kopf geschossen. In dieser Situation sei es zum Schusswechsel gekommen, bei dem der Randalierer getötet wurde, so die Polizei.
Man darf wohl von einer Tragödie sprechen, die sich im Elternhaus des Getöteten seit längerem abgezeichnet hat. Immer wieder war der ältere Sohn mit dem Gesetz in Konflikt geraten, meist war es um Waffen oder Drogen oder beides gegangen. Im Dezember 2018 kam es erstmals zur Eskalation: Der jüngere Bruder alarmierte die Polizei, weil der damals 31-Jährige ausraste, mit einer Armbrust drohe und mit einer Waffe um sich schieße. Auch an jenem
Tag war ein SEK zum Einsatz gekommen, das den unter Drogen stehenden Mann überwältigen konnte. Der wurde damals in eine Psychiatrie eingewiesen, sein Waffenarsenal beschlagnahmt.
Doch offensichtlich hat er sich neue Waffen besorgt und auch mit Sprengstoffen experimentiert: Wegen einer Vielzahl verdächtiger Gegenstände
Zahlen Seit Beginn der Pandemie sind in Düsseldorf 877 Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. 531 der Betroffenen sind wieder gesund. Bis Freitag wurden 63 Erkankte in Krankenhäusern behandelt, 39 von ihnen auf Intensivstationen. Bislang hat die Stadt 14 Todesopfer zu beklagen, die bereits vor ihrer Corona-infektion schwere Vorerkrankungen hatten. .
Brief-aktion Die Kakaju beweist, dass sie nicht nur karnevalistische Qualitäten hat: Um den Bewohnern von Seniorenund Pflegeheimen über die Einsamkeit wegen Besuchsverbot und Kontaktsperre zu helfen, startet der
mussten Spezialisten des Landeskriminalamts am Donnerstagabend den Tatort sichern, bevor die Spurensicherung beginnen konnte. Sie stellten unter anderem eine Axt, ein Beil, Messer und Molotowcocktails sicher, außerdem eine Gaspistole und die Armbrust, die der Mann gegen die Polizisten gerichtet hatte. Eine richterlich angeordnete Obduktion soll klären, ob der 32-Jährige auch diesmal unter dem Einfluss chemischer Drogen handelte.
Ein Toilettenbürste zwischen Glassplittern im Vorgarten und zwei mit Spanplatten veschlossene Fenster sind tags darauf die einzigen Hinweise auf das dramatische Geschehen am Donnerstag. Die Tür des Reihenhauses ist polizeilich versiegelt, die Familie des Getöteten, die am Donnerstag von Seelsorgern betreut wurde, ist anderswo untergebracht und versucht zu verstehen, wie es so weit kommen konnte.
Ein Ermittlungsverfahren ist nach einem polizeilichen Schusswaffengebrauch amtliche Routine, auch, dass angesichts der gravierenden Folgen eine Nachbarbehörde diese Untersuchung übernimmt. Wegen eines tödlichen Schusses wurde im Düsseldorfer Polizeipräsidium zuletzt 2002 eine Untersuchung geführt. Damals war im Stadtsüden ein Bankräuber ums Leben gekommen, der auf seiner Flucht zwei Polizeibeamte in Zivil bedroht hatte. 1998 erschoss ein SEK einen gesuchten Gewaltverbrecher, als dieser versuchte, seine Festnahme durch den Einsatz einer Handgranate zu verhindern.
CORONA-TICKER
Verein eine Briefaktion und bittet um viele schreibfreudige Mitstreiter. Aufmunternde, gern auch fröhliche Briefe an Kakaju c/o Katholikenrat, Citadellstraße 2, 40213 Düsseldorf, werden weitergeleitet.
Testzentrum Die Stadt verlegt das Diagnosezentrum von der Witzelstraße an die Mitsubishi-electric-halle zum Drive-in-testzentrum. Damit werden die Test-möglichkeiten gebündelt und die Kapazität von derzeit 800 Corona-tests pro Tag erhalten, heißt es dazu. Bis zum 21. April wird noch an der Witzelstraße getestet, am kommenden Mittwoch gilt dann die neue Adresse. Termine müssen weiterhin über die Hotline 0211 8996090 vereinbart werden.