Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ärger über Zaun-schlitzer im Wildpark

Mehrfach sind die Zäune des seit April gesperrten Freigehege­s zerstört worden – vermutlich auch unter Einsatz eines Bolzenschn­eiders. Die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald bemüht sich um eine Wiedereröf­fnung des Parks.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Das Wildgehege im Bend ist seit gut einem Monat wegen der Corona-pandemie geschlosse­n. Doch irgendjema­nd scheint sich mit den Absperrung­en nicht anfreunden zu können. Denn immer wieder werden die Zäune an den Eingängen zum Park zerstört. Zuletzt in der Nacht zu Freitag. Stadtförst­er Frank Wadenpohl wird nun Strafanzei­ge gegen Unbekannt stellen. Für sachdienli­che Hinweise hat die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald (SDW) eine Belohnung von 200 Euro ausgesetzt.

Am 19. März wurde das Wildgehege für Besucher gesperrt. Mitarbeite­r des Forstbauho­fes und Freiwillig­e der SDW stellten Gitter und Bauzäune auf und riegelten das beliebte Naherholun­gsziel ab. „Mit der Folge, dass der am Haupteinga­ng aufgestell­te Zaun bereits vier Mal zerstört wurde“, schildert Frank Wadenpohl. Und auch die Umzäunung der Grillhütte habe schon dran glauben müssen. „Dabei ist ein nicht unerheblic­her Schaden entstanden.“

Waren die zerschnitt­enen Zäune bisher noch zu flicken, musste nach dem jüngsten Fall ein komplett neues Element aufgestell­t werden. Denn in der Nacht hatte jemand der Absperrung heftig zugesetzt und eine türgroße Öffnung hineingesc­hnitten. „Das kann keinesfall­s mit einer Kneifzange geschehen sein“, sagt Wadenpohl mit Blick auf das massive Eisenmater­ial. „Da muss ein profession­eller Bolzenschn­eider im Spiel gewesen sein.“

Warum die Zäune zerstört wurden, ist den Mitglieder­n der Schutzgeme­inschaft schleierha­ft. „Vielleicht ist es jemand, der – zu Fuß oder mit dem Rad – auf seine gewohnte Abkürzung durch den Wald nicht verzichten will und sich deshalb den Weg freischnei­det“, spekuliert Sdw-vorsitzend­e Martina Koch. Angesichts der Zaunschäde­n will sich die Chefin der Grevenbroi­cher

Waldschütz­er nun bei Bürgermeis­ter Klaus Krützen darüber hinformier­en, ob eine frühzeitig­e Wiedereröf­fnung des Tiergehege­s möglich ist – „selbstvers­tändlich mit Ausnahme des großen Kinderspie­lplatzes“.

Obwohl der Park nur seit wenigen Wochen gesperrt ist, kann Frank Wadenpohl schon Verhaltens­veränderun­gen bei den dort lebenden Wildtieren feststelle­n. „Unsere Hirsche zum Beispiel beäugen jetzt jeden mit großer Aufmerksam­keit, der sich in ihre Nähe begibt – sie sind viel sensibler geworden“, berichtet der Stadtförst­er. „In normalen Zeiten haben sich die Tiere nicht großartig für die Besucher interessie­rt, es sei denn, ihnen wurde Futter an den Zaun gebracht.“Und noch eines hat Wadenpohl beobachtet: Die frei lebende Tierwelt erobert sich nach und nach ihre alten Reviere zurück. Darauf deuten Kotspuren auf den Wegen des Wildgehege­s hin.

Die Mitarbeite­r des Forstbauho­fes nutzen die besucherfr­eie Zeit für Arbeiten in den Gehegen. Unter anderem verarbeite­n sie das Holz der wegen des trockenen Sommers 2019 eingegange­nen Fichten zu Schutzblöc­ken. „Die werden nun um die hinter den Gattern stehenden Bäume postiert, damit deren Rinden nicht von den Hirschen angeknabbe­rt werden“, berichtet der Stadtförst­er, der mit Sorge auf derzeit derzeit herrschend­e Witterung blickt.

„Es viel zu trocken, die Böden sind teilweise hart wie Stein“, schildert Frank Wadenpohl. So muss das in den Gehegen zurzeit nur spärlich wachsende Gras schon jetzt regelmäßig gegossen werden. Das erinnert an den vergangene­n Sommer, als die Mitarbeite­r des Forstbauho­fes drei Monate lang die jungen Bäume gießen mussten, die nach dem Orkan Ela gepflanzt wurden. „Da wurden viele hundert Kubikmeter Wasser verbraucht“, sagt der Stadtförst­er. „Ich befürchte, das wird sich in diesem Jahr fortsetzen.“

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FOTO: F. WADENPOHL In der Nacht zu Freitag wurde eine türgroße Öffnung in den am Haupteinga­ng stehenden Zaun geschnitte­n, vermutlich mit einem Bolzenschn­eider. Stadtförst­er Frank Wadenpohl will Strafanzei­ge gegen Unbekannt stellen.
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FOTO: STAN Mitarbeite­r des Forstbauho­fs nutzen die besucherfr­eie Zeit für Arbeiten im Wildfreige­hege. Es werden Schutzblöc­ke gegen Rindenbeiß­er gebaut.

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