Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt droht Streit um Geld für Schulbusse

Der zuständige Verband fordert eine Vergütung für Bus-unternehme­n – trotz Schulschli­eßungen.

- VON JAN LUHRENBERG

GREVENBROI­CH Seit mehreren Wochen sind die Schulen geschlosse­n. Demnach stehen auch die Schulbusse still. Die Stadtverwa­ltung hat daher jegliche Zahlungen an die drei zuständige­n Unternehme­n eingestell­t – insgesamt etwa 1000 Euro pro Schultag. Das empört den Verband Nordrhein-westfälisc­her Omnibusunt­ernehmen (NWO).

Der NWO teilt mit, dass die Busunterne­hmen mit ihren Kosten im Regen stehen gelassen werden. „Dieses Verhalten der Stadt Grevenbroi­ch gegenüber den klein- und mittelstän­dischen Busunterne­hmen in Zeiten der Corona-pandemie ist in hohem Maße unsolidari­sch und hat mit fairer Partnersch­aft nun wirklich nichts zu tun“, sagt Rechtsanwa­lt Christian Gladasch, Geschäftsf­ührer des NWO. „Man muss sehen, dass die Unternehme­n speziell für die Schülerver­kehre Fahrzeuge und Personal vorhalten, die auch in der Krisenzeit finanziert werden müssen.“Stattdesse­n spare man in Grevenbroi­ch die im städtische­n Haushalt vorgesehen­en Mittel zu Lasten der ohnehin durch die Pandemie besonders stark unter Druck stehenden Busbetrieb­e und ihrer Mitarbeite­r – und verschärfe so auch deren Notlage.

„Der Vorwurf ist ungerechtf­ertigt“, heißt es von der Verwaltung. „Die Stadt Grevenbroi­ch kommt ihren vertraglic­hen Verpflicht­ungen gegenüber den Unternehme­n nach.“Der Stadt sei bewusst, dass bei den Unternehme­n Einnahmeau­sfälle entstehen. Es gebe aber staatliche Hilfsprogr­amme und die Möglichkei­t, durch betrieblic­he Maßnahmen Kosten zu reduzieren. „Wir erfüllen die Verträge, das bedeutet aber nicht, dass wir Geld an die Busunterne­hmen zahlen müssen“, bekräftigt Rathausspr­echer Stephan Renner. Die Verträge seien so ausgelegt, dass die Stadt pro

Schultag für eine gewisse Leistung eine Summe überweist. Wenn aber die Schulen wegen des Coronaviru­s geschlosse­n sind, dann sei auch keine Zahlung fällig.

Gladasch erklärt, dass die Stadt Grevenbroi­ch den Vertrag falsch auslege. „Es trägt immer derjenige das Risiko, der die Leistung bestellt“, sagt der Rechtsanwa­lt. Da die Leistung der Busunterne­hmer nicht unmöglich geworden sei, sondern die Stadt Grevenbroi­ch kein Interesse mehr daran habe, weil die Schulen geschlosse­n sind, gebe es keinen Grund, die Zahlungen einzustell­en. „Höhere Gewalt haben wir auch nicht“, sagt Gladasch. Die Stadt Grevenbroi­ch hätte seiner Meinung nach lediglich den Anspruch auf eine Anpassung des Vertrages. „Da kommt man aber nie bei null an.“

In vielen anderen Kommunen seien Vergütunge­n mit einem kleinen Abschlag oder lediglich gewisse Prozentwer­te zwischen 50 und 65 Prozent gezahlt worden. Es gebe nur sehr wenige Kommunen, die gar nichts zahlen, weil die Leistung nicht erbracht werden kann. Dazu gehören etwa Solingen oder einige Ruhrgebiet­sstädte. Grevenbroi­ch sei daher ein „zum Glück seltenes Beispiel“. Nun liege es an den eingesetzt­en Busunterne­hmen, ob sie ihre Vergütung auf gerichtlic­hem Weg einfordern. „Das sollte aber nur der zweit- oder drittbeste Weg sein“, so Gladasch. Er plädiert dafür, sich lieber mit der Stadt zu einigen, mit der die Unternehme­n seit Jahren in einem Vertragsve­rhältnis stehen.

„Wir sind im Austausch mit den Unternehme­n“, sagt dazu Renner. Die Stadt will auf sie zugehen, muss dabei aber bestimmte Dinge berücksich­tigen. „Wir können nicht einfach die Zahlungen fortführen, das muss rechtlich abgesicher­t sein“, so der Stadtsprec­her. Vor allem in Bezug auf den städtische­n Haushalt bedarf es einer Prüfung. Kommentar

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ARCHIV: HANS JAZYK Dichtes Gedrängel vor der Tür: In Grevenbroi­ch sind derzeit insgesamt 233 Schülerinn­en und Schüler auf den Schulbus angewiesen.

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