Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Vorbildliche Musiker-hilfe
das würden wir auch für 2012 hinbekommen, auch wenn wir für die 30. Auflage schon andere Pläne haben.“
Da die Situation für die freischaffenden Musiker existenzbedrohend ist, möchte sich Rathmann demonstrativ an die Seite der Auftretenden stellen: „Da sollten die Musiker eine Entschädigung erhalten, eine Art Ausfallhonorar.“Wie das gegebenenfalls aussehen könnte, wird in enger Abstimmung mit den Festivalpartnern geprüft.
Der „Plan B“für das Festival 2020 wird flexibel durchdacht. „Wir kalkulieren ständig neu, um so lange wie möglich die Chance auf das Festival aufrecht zu erhalten“, betont der Geschäftsführer. Das Festival wurde bereits um ein Konzert geschrumpft, weitere „schmerzhafte“Reduzierungen sind denkbar. Auch andere Alternativen, falls Konzerte im September stattfinden dürfen, prüfen die Festival-macher.
An erster Stelle stehe der Infektionsschutz. „Da wir an der Architektur der Basilika nichts ändern können, würden wir die Zuschauerzahl drastisch reduzieren“, weist Rathmann auf womöglich nur 50 statt 350 Besucher hin: „Aber das hängt neben den wegbrechenden Eintrittsgeldern vor allem davon ab, welche offiziellen Vorschriften im September gelten.“Die Ungewissheit sei das Zermürbende, an Ideen fehle es nicht: So wird das Festival sowieso um eine Online-reise in Beethovens Musik-welt erweitert. Auch an digitale Übertragungen und Bezahlmöglichkeiten übers Internet werde gedacht. Nur müsse sich ein Konzert mit weniger oder nur digitalen Zuschauern auch irgendwie rechnen. „Davon abgesehen, dass wir wahrscheinlich auch die Musiker und Chöre nicht gemeinsam ohne Abstand singen und spielen lassen können“, will und muss Rathmann nicht nur an den Schutz der Zuschauer, sondern auch der Auftretenden denken: „Eine Herausforderung vor allem für die oft üppig besetzten Eigenproduktionen in den historischen Spielstätten.“
Die Corona-pandemie hat schlimme finanzielle Folgen für viele Bereiche. Festivals, Konzerte, Theater und Feste werden abgesagt, was gerade selbstständige Künstler vor existenzielle Geldprobleme stellt. Auch das Festival Alte Musik ist auf Fördergelder und Sponsorenzuwendungen angewiesen. Dass sich die Macher trotzdem damit auseinandersetzen, wie sie – im Falle einer Absage – die Musiker wenigstens teilweise unterstützen können, ist vorbildlich. Statt das Geld zu bunkern, prüfen die Festivalverantwortlichen, wie sie eine Art Ausfallhonorar auszahlen können. Jetzt, wo die Künstler es dringend brauchen. Das ist ein kraftvolles Zeichen in diesen unsicheren Zeiten – und ein weiteres positives Merkmal des stets mit viel Herzblut veranstalteten Festivals.