Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Ich glaube nicht an vollen Schulbetrieb“
Der Leiter des Gymnasiums Korschenbroich über Abitur-vorbereitungen und Schule in Zeiten von Corona.
KORSCHENBROICH Für die Schulen in NRW war es eine aufregende Woche. Auch Andreas Müller wusste erst kurz vor dem Telefon-interview am Freitag, was die neuen Corona-regeln für das Gymnasium Korschenbroich genau bedeuten.
Am Donnerstag beginnt für die Abiturienten in Korschenbroich wieder der Schulbetrieb. Wie haben sie die Entscheidung wahrgenommen? Andreas Müller Uns war schon im Vorfeld klar, dass die Abiturienten wieder zu uns ins Haus kommen. Wir wussten nur nicht, ob wir am Montag schon anfangen werden oder erst am Donnerstag. Jetzt haben wir noch drei Tage, um uns vorzubereiten.
Wie sieht diese Vorbereitung aus? Müller Die Kurse müssen halbiert oder gar gedrittelt werden, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. Wir müssen die Kollegen so verteilen, dass sie ihre Kurse nacheinander unterrichten können. Das werden wir am Montag in der erweiterten Schulleitung vorbereiten und am Dienstag mit dem Gesamtkollegium besprechen.
Findet dann am Donnerstag schon wieder so etwas wie „normaler“Unterricht statt? Müller Es wird vor allem der abiturrelevante Stoff wiederholt, die Schüler werden auf ihre Prüfungen vorbereitet. Das wäre auch sonst unser normales Programm.
Gibt es denn bei ihnen einige Lehrer, die jetzt noch nicht wieder eingesetzt werden können? Eben, weil sie einer Risikogruppe angehören. Müller Das Gymnasium Korschenbroich hat ein sehr junges Kollegium, wenige Lehrer sind älter als 60 Jahre. Wenn jedoch irgendjemand Sorge hat oder es Vorerkrankungen gibt, dann muss er natürlich nicht unterrichten. Wahrscheinlich können die jeweiligen Fachkollegen aber ihre Kurse auch weiter betreuen.
Viele Abiturienten sind damit unzufrieden, trotz der Corona-krise ihre Prüfungen ablegen zu müssen. Können Sie das nachvollziehen? Müller Das ist eine schwierige Situation.
Für die jungen Menschen ist wirklich alles weggebrochen, worauf man sich freut, wenn es auf das Abitur zugeht. Es gibt keine Mottowoche, auch eine normale Abiturfeier wird kaum möglich sein. Dass sie enttäuscht sind, kann ich wirklich verstehen. Dennoch halte ich die Entscheidung für richtig.
Auch der Lehrerverband NRW hat Kritik geäußert. Die Schulen seien nicht darauf vorbereitet worden, dass es jetzt so schnell weitergeht. Müller Wie hätte man uns anders vorbereiten sollen? Es war klar, dass die Bundesregierung erst einmal abwarten muss, wie sich die Zahlen entwickeln. Nach der Entscheidung in Berlin haben sich dann die Länder beraten. Da ist ja nichts willkürlich dran. Und die Entscheidung, jetzt wieder mit den Abiturienten zu beginnen, war auch nicht überraschend.
Die Abiturienten sind nur ein kleiner Teil ihrer Schülerschaft. Wie werden die übrigen Klassen derzeit betreut? Müller Über die Internetplattform der Schule. Dort haben wir für jede Klasse einen virtuellen Raum erstellt. Lehrer können Aufgaben ablegen, Eltern darauf zugreifen. Was die Schüler bearbeitet haben, können
Glauben Sie denn, dass das Schuljahr für die übrigen Klassen normal beendet werden kann? Müller Das ist natürlich alles noch ein wenig Kaffeesatzleserei. Je nachdem wie sich die Infektionslage entwickelt, werden auch die weiteren Schritte angepasst. Ich glaube allerdings eher nicht, dass wir mit vollem Schulbetrieb in die Sommerferien gehen werden. Wichtig ist, dass wir auf alle Szenarien vorbereitet sind.