Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

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Der neue Frankfurte­r „Tatort“verfügt über gute Schauspiel­er und eine gute Idee. Trotzdem scheitert der Film.

- VON HENNING RASCHE

FRANKFURT Der Polizeihau­ptmeister Ansgar Matzerath (Peter Lohmeyer) durchbrich­t die Arithmetik der „Tatort“-reihe mit zwei schlichten Sätzen. „Ich habe ihn getötet. Ich bin der Mörder“, sagt Matzerath, während er auf ein Waldstück blickt und eine Zigarette raucht. Da ist gerade eine Viertelstu­nde des neuen Frankfurte­r Krimis „Die Guten und dwie Bösen“vergangen.

Matzerath hat die Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) in seinem Streifenwa­gen an den Tatort gefahren, eine einsame Hütte in einem Wald. Warum er nicht die Kriminalte­chnik bestellt habe, wollen die Kommissare von ihrem Kollegen wissen. Matzerath schweigt vorerst. Erst nachdem Janneke und Brix die Leiche sehen – einen nackten Mann, der mit einer Plastiktüt­e über dem Kopf auf einem Stuhl sitzt –, und Brix fragt, ob er, der Polizeihau­ptmeister, den Toten gefunden habe, sagt er seine beiden Sätze.

Nun, damit rechnen die Kommissare nicht, der Zuschauer sowieso nicht. Der „Tatort“, der sich oft mit einem Schema F begnügt (Wer war es?), scheint an diesem Sonntag in Gestalt einer Revolution daherzukom­men. Zumal auch das Motiv Matzeraths klar ist. Er hat den Mann getötet, der vor sieben Jahren seine Frau vielfach vergewalti­gt hat, sagt er. Dass dieser Film dennoch Rätsel aufgibt, liegt an anderen Umständen.

So finden im Frankfurte­r Polizeiprä­sidium verschiede­ne Umbauten statt. Räumlich, weil offenbar ein Umzug aus dem verrottend­en Gebäude ansteht. Verhöre finden auf dem Flur statt, überall tropft es. Aber auch menschlich. Im Haus läuft eine sogenannte Change-managerin namens Olivia Dor (Dennenesch Zoudé) umher, die allen hauptberuf­lichen Change-managern eher keinen Gefallen tut.

Die Kommissare Janneke und Brix machen sich über Dors Tätigkeit umfassend lustig, als stünde noch das Jahr 2005 auf der Uhr. Über Mindmaps oder die Diskussion­sform der Fishbowl haben wir doch wirklich schon vor 15 Jahren gelacht. Dass manche Behörde

mittlerwei­le innovative­r arbeitet als manches Unternehme­n, ist auch (gerade jetzt) offensicht­lich.

Schade ist daher, dass die große Frage, die den Film begleitet, im Klamauk versinkt. Was sollten die Werte eines Polizisten sein, fragt die Beraterin Dor die Kommissare, die reagieren, als seien sie in der Pubertät. Diese Nebenhandl­ung wäre überflüssi­g, wenn Autor David Ungureit seiner guten Idee und der exzellente­n Besetzung vertraut hätte.

Denn da ist Peter Lohmeyer, der Matzerath grandios verkörpert: die

Leere, die Sinnlosigk­eit, die Lethargie. Und da ist Hannelore Elsner, die in einer ihrer letzten Rollen famos die pensionier­te, verschrobe­ne Kommissari­n Elsa Bronski spielt. Vor einem Jahr, am 21. April, starb Elsner an einer Krebserkra­nkung. Dieser „Tatort“soll auch an eine große Schauspiel­erin erinnern. Es wäre schön, die banalen Frankfurte­r Kommissare wären in diesem Film weniger präsent gewesen, dafür hätte Elsner mehr im Fokus gestanden.

Immerhin führen Brix und Janneke ganz zu Beginn in ihrem Gulaschsup­pen-suff

einen Dialog, der zeigt, dass ihnen die Frage des Films doch nahe zu gehen scheint. Janneke: „Also sind wir die Guten? Ich bin gut.“Brix: „Ich auch.“Janneke: „Das reicht nicht. Was macht uns gut?“Brix: „Das Gesetz.“

Auch wenn dieser „Tatort“des Hessischen Rundfunks leider scheitert, verfolgt er gute Motive und Ideen, über die es sich nachzudenk­en lohnt.

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FOTO: HR/DPA Was ist ein guter Polizist? Kommissari­n Anna Janneke (Margarita Broich) spricht mit Täter Ansgar Matzerath (Peter Lohmeyer).

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