Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Einsame Hochzeit in der Corona-krise

Andrea und Stephan Holtz haben vergangene Woche geheiratet – ohne Familie und Freunde. Dabei waren sie trotzdem.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Jedes Ehepaar kann sich sehr wahrschein­lich noch an seine Hochzeit erinnern. Schließlic­h ist es für die meisten der schönste Tag im Leben. Für Andrea (34) und Stephan (38) Holtz war es das auch. Zugleich war ihre Hochzeit im Kaarster Standesamt aber auch der kurioseste Tag ihres Lebens. Denn Familie und Freunde durften wegen der Corona-krise nicht im Trauzimmer dabei sein, sondern nur per Video-stream.

Am 9. Januar hatten Andrea Schmitz und Stephan Holtz im Kaarster Rathaus das Aufgebot bestellt. Damals gab es noch keine Anzeichen einer Krise. Doch je näher die Hochzeit kam, desto größer wurde die Befürchtun­g, dass es kein normaler Tag sein wird. „Zuerst hieß es, dass wir mit zehn Personen heiraten dürfen“, sagt Andrea Holtz: „Da mussten wir die Hälfte wieder freundlich ausladen“. Eine Woche vorher rief Andrea Holtz noch einmal im Standesamt an, als ihr mitgeteilt wurde, dass es mittlerwei­le verschärft­e Auflagen gibt: Nur noch das Brautpaar und der Standesbea­mte dürfen im Trauzimmer zugegen sein. Das Paar hatte also nicht einmal Trauzeugen bei der Hochzeit dabei. „Wir haben uns damit arrangiert und das Beste draus gemacht. Eine Verschiebu­ng kam für uns nicht infrage“, sagt Stephan Holtz. Nachdem der Standesbea­mte in einem Telefonges­präch erklärt hatte, die Trauung durchzuzie­hen, verspürten

Andrea und Stephan Holtz eine „riesige Erleichter­ung“. Und dank eines Tipps des Standesbea­mten kam das Brautpaar auf die Idee, die Trauung via Video-stream in die Wohnzimmer der Eltern, Trauzeugen und Freunde zu übertragen. Für diejenigen in der Familie, die sich die Trauung

nicht live anschauen konnten, wurde das Ganze noch aufgenomme­n.

Und das kam bei allen, die virtuell doch dabei waren, gut an. „Wir haben im Nachhinein viel Zuspruch erhalten. Unsere Eltern haben sich das nicht vorstellen können, aber auch die haben gesagt, dass wir das gut gemacht haben“, so Andrea Holtz. Eltern, Freunde und Verwandte werden sich immer an diese besondere Hochzeit erinnern – auch wenn sie nicht persönlich dabei sein durften. Und genau das hat dem Brautpaar auch gefehlt. „Man dreht sich im

Trauzimmer um und sieht nur leere Stühle. Als wir rauskamen, war niemand da“, erinnert sich Stephan Holtz. Selbst der Standesbea­mte hat auf den Handschlag verzichtet. Immerhin wurde später mit den Eltern noch persönlich in der Wohnung des Ehepaares gefeiert – wobei der Sicherheit­sabstand natürlich eingehalte­n wurde.

Nicht nur die Hochzeit war besonders, sondern das ganze Jahr von Andrea und Stephan Holtz ist von der Corona-pandemie geprägt. Erstmals ist er Zugkönig geworden, doch das Schützenfe­st wurde abgesagt. Kürzlich feierte Holtz seinen 38. Geburtstag ohne Gäste. Und die Flitterwoc­hen, die am 13. Mai hätten beginnen sollen, fallen auch aus. Dennoch sind Andrea und Stephan Holtz froh, geheiratet zu haben. „Es war der schönste, aber auch der kurioseste Tag unseres Lebens“, sagen beide unisono.

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FOTO: HOLTZ Andrea und Stephan Holtz haben vor dem Kaarster Stadtsee Hochzeitsf­otos gemacht. Auf diesem trägt das frisch vermählte Paar aus Gag einen Mund-nasen-schutz.

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