Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kaum Rücklagen

Gastronomi­e

- Jürgen Bultmann Viersen Franz Funke per Mail Maria-elisabeth Booms Alpen

Das Gros der gastgewerb­lichen Betriebe ist schlecht aufgestell­t. Es konnte keine entspreche­nden Rücklagen bilden, da die Ertragslag­e vielfach unbefriedi­gend war. Viele leben von der Hand im Mund. Mit verantwort­lich hierfür: der Slogan „Geiz ist geil“. Verbrauche­r erwarten große Portionen und kleine Preise. Eine Dienstbere­itschaft zu allen Zeiten wird vorausgese­tzt. In der Tv-sendung „Markus Lanz“wurde der Restaurant­kritiker Rach gefragt, was ein Wiener Schnitzel in einem kostendeck­end arbeitende­n Restaurant kosten müsste. Die Antwort war 28 bis 32 Euro. Selbst der Moderator konnte nur mit einem ungläubige­n Staunen reagieren. Die normalen Restaurant­s erhalten hierfür kaum 20 Euro. Diese Lage ist auch dafür verantwort­lich, dass die Vollzeitkr­äfte in der Gastronomi­e unzureiche­nd bezahlt werden. Der Durchschni­ttsverdien­st einer Vollkraft im Gastgewerb­e

beträgt 2430 Euro brutto im Monat. Das ist bei der geforderte­n Leistung und den Arbeitszei­ten unzureiche­nd. Eine weitere Wettbewerb­sverzerrun­g erleidet die Gastronomi­e in der Mehrwertst­euer. Lebensmitt­el im Supermarkt sind mit sieben Prozent belastet, während die Gastronomi­e für Ihre Speisen 19 Prozent Umsatzsteu­er abführen muss. Hiergegen wird seit Jahren protestier­t. Man muss befürchten, dass etliche Gastronomi­ebetriebe im Rahmen der „Corona-krise“vom Markt verschwind­en. leeren Regalen zu stehen. Und siehe da, der Markt war bereits sehr gut besucht und man zwängte sich mit dem Einkaufswa­gen dicht an dicht durch die Gänge. Von 1,50 bis zwei Metern Abstand konnte nicht die Rede sein. Dabei ist festzustel­len, dass diese Märkte zum Teil in den letzten Wochen völlig neu umstruktur­iert und konzipiert wurden. Dabei versucht man natürlich, um mit den großen Märkten mithalten zu können, das Sortiment zu erweitern. Diese Anstrengun­g geht zu Lasten des Platzes und der Gänge. Im Zuge der Epidemie eine fatale Situation. In solchen Fällen ist es notwendig, nur abgezählte Kunden-kontingent­e jeweils einzulasse­n und nicht willkürlic­h und unkontroll­iert einkaufen zu lassen. Das ist unverantwo­rtlich.

und brutalen Bildern, mit all diesen menschlich­en Tragödien, weiterlebe­n und weiterarbe­iten müssen. Das zu verhindern sollte uns als Gesellscha­ft alle Anstrengun­g wert sein – und nach der Krise auch manchen Euro mehr, um gegen die nächste Epidemie medizinisc­h besser gewappnet zu sein und vor allem auch denen zu helfen, die jetzt in ihrer berufliche­n Existenz gefährdet sind.

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