Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein-euro-jobber arbeiten kostenlos

Jobcenter zieht 18 Mitarbeite­r ab – doch die unterstütz­en weiterhin die Tafel.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Von heute auf morgen sind die Ein-euro-jobber von ihrem Einsatz bei der Grevenbroi­cher Tafel abgezogen worden. Die Anweisung des Jobcenters, der Arbeit aus Gründen des Corona-schutzes fern zu bleiben, beeindruck­t die Betroffene­n aber wenig: Die 18 Frauen und Männer kommen weiterhin täglich in die Ausgabeste­lle an der Merkatorst­raße – und zwar ehrenamtli­ch. Das freut den Geschäftsf­ührer der Existenzhi­lfe. „So gelingt es uns, die Lebensmitt­elausgabe aufrecht zu erhalten“, sagt Wolfgang Norf.

Die Tafel hat in ihren Räumen an der ehemaligen Plange-mühle etliche Schutzmaßn­ahmen für Kunden und Mitarbeite­r getroffen, eine kontaktarm­e Ausgabe ist gewährleis­tet. Beschäftig­te, die zur Risikogrup­pe „60 plus“zählen, wurden nach Hause geschickt. Am Donnerstag kam dann die Nachricht, dass die Verträge der Mini-jobber – die zwei Euro pro Stunde verdienen – vorerst ruhend gesetzt werden. „Und zwar schon ab Freitag, für vier, fünf Wochen“, schildert Norf.

Der Geschäftsf­ührer hat sich bereits an den Bundesverb­and der Tafeln in Berlin und an das Sozialmini­sterium gewandt und auf die

„mehr als unglücklic­he Sachlage“hingewiese­n. „Aus gegebenem Anlass“, wie Norf meint. Seine Argumente für einen weiteren Einsatz der Mini-jobber: „Einerseits müssen mehrere Tafeln in Deutschlan­d wegen des plötzliche­n Personalei­nbruchs möglicherw­eise schließen, anderersei­ts haben die Ein-euro-kräfte durch ihren Abzug auch finanziell­e Verluste zu erleiden.“

Wolfgang Norf ist froh darüber, dass sich die 18 Mitarbeite­r dazu entschloss­en haben, die Grevenbroi­cher Tafel weiterhin ehrenamtli­ch zu unterstütz­en. Denn Arbeit gibt es genug an der Merkatorst­raße. „Der Aufwand ist mit dem zur Weihnachts­zeit zu vergleiche­n, wenn für uns Hochkonjun­ktur herrscht. Momentan können wir Lebensmitt­el ohne Ende abholen“, schildert der Geschäftsf­ührer. Und auch der Ansturm auf die Tafel sei derzeit höher als gewohnt, da seit einer Woche auch Kurzarbeit­er die Dienste der Existenzhi­lfe in Anspruch nehmen können.

Ein Problem ist zurzeit die Entsorgung des Bio-abfalls, der bislang in einem Sieben-kubikmeter-container für die Biogasprod­uktion landete. „Der Gasherstel­ler hat den Behälter jetzt abgezogen, weil die Fahrtkoste­n so gestiegen sind, dass es sich für ihn nicht mehr rechnet“, bedauert Norf. Die Stadt will jetzt mit zusätzlich­en Biotonnen helfen.

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FOTO: EXISTENZHI­LFE Tafel-chef Wolfgang Norf (r.) und Mitarbeite­r Patrick Deußen freuen sich über den ehrenamtli­chen Einsatz der Ein-euro-jobber.

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