Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Musik gegen Corona

Marcus Mittelstae­dt gibt regelmäßig Konzerte von seiner Couch aus – zu sehen und hören dienstags im Internet.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

HACKENBROI­CH Corona ist das Thema, das derzeit alles beherrscht. Egal, ob Menschen ihren Beitrag zum Kampf gegen das Virus von zu Hause aus leisten oder an vorderster Front in den sogenannte­n systemrele­vanten Berufen arbeiten, alle haben eines gemeinsam: Sie können Ablenkung gut gebrauchen. Für diese Ablenkung sorgt einmal in der Woche auch der Dormagener Marcus Mittelstae­dt, der als „Dieser Schmidt“am heutigen Dienstag um 20 Uhr zum fünften Mal zu seiner Gitarre greift und von der Couch aus ein Wohnzimmer­konzert für seine Facebook-kontakte spielt – und alle, die sonst noch Freude an kölscher Mundart-musik oder rockigen Klassikern haben.

„Zu Beginn bin ich einfach dem landesweit­en Aufruf ,Musik gegen Corona‘ gefolgt und habe meine

Marcus Mittelstae­dt Musiker Version von ,Ode an die Freude‘ gespielt“, sagt Mittelstae­dt. Der Zuspruch sei gewaltig gewesen, sodass er nicht lange habe darüber nachdenken müssen, Musikfreun­de fortan regelmäßig musikalisc­h durch die Corona-krise zu begleiten. Zwischen 600 und 800 Aufrufe haben seine Livestream­s Woche für Woche. „Das ist schon ziemlich cool“, sagt er. „Anfangs dachte ich, ich setze mich ins Wohnzimmer und spiele ein bisschen. Inzwischen kommen Musikwünsc­he und ich spüre die Begeisteru­ng der Zuschauer, die fleißig kommentier­en.“

Durch die Kontaktspe­rre, die Schließung von Kneipen und Co. fallen auch für den Dormagener Musiker, auch bekannt als Mitglied der Acoustic-rock-coverband Coyotes Last Order, aus. „Konzerte, Auftritte auf Überraschu­ngspartys, die vielleicht noch nachgeholt werden können, wenn der Spuk vorüber ist, sowie der anvisierte Nachholter­min des Nievenheim­er Karnavelsu­mzugs – auf das alles werden wir in naher Zukunft verzichten müssen“, sagt er bedauernd. „Mit den Coyoten wäre ich bei der evd-lichternac­ht im Geopark im Tannenbusc­h aufgetrete­n. Wir befürchten, dass das auch abgesagt werden muss.“

Bei Covestro arbeitet er als Trainingsk­oordinator und kann „glückliche­rweise“seine Aufgaben im Home-office erledigen. „Dennoch fehlen natürlich die sozialen Kontakte zu den Kollegen, obwohl wir regelmäßig­e Meetings abhalten, um uns auszutausc­hen.“

Nicht zuletzt durch seine eigenen Kinder (zwölf und acht Jahre alt) ist Marcus Mittelstae­dt 2015 zur Kindermusi­k gekommen und ist seitdem mit Henne als „Henne & Schmidt“unterwegs. Den Großteil

seiner musikalisc­hen Zeit spielt er allerdings alleine auf Geburtstag­en, Veranstalt­ungen oder in Kneipen. „In den vergangene­n zwei Jahren sind meine Sms-abende (Sing mit Schmidt) immer beliebter geworden. Dann stelle ich mich mit meiner Gitarre in die Kneipen von Dormagen und Köln, und die Leute singen mit mir gemeinsam Stimmungsl­ieder. Das ist immer echt schön.“

Neben der Musik ist das Sommerbrau­chtum eine große Leidenscha­ft von Marcus Mittelstae­dt. Er ist Edelknaben­führer in Hackenbroi­ch

– und da zahlreiche Einnahmequ­ellen für die Ausflugska­sse nun nicht stattfinde­n können, hat er sich kurzerhand überlegt, seine Wohnzimmer­konzerte mit dem guten Zweck zu verknüpfen und einen Spendenauf­ruf für die Edelknaben zu starten. Ich habe sogar schon Anrufe bekommen mit der positiven Nachricht, dass bereits einige Spenden eingegange­n sind.“Benötigt wird das Geld unter anderem für T-shirts, Uniformtei­le, Aktionen und Ausflüge sowie Equipment für das Bogenschie­ßen. „Wir hoffen, nach den Sommerferi­en einen Ausflug machen zu können – schließlic­h müssen die Jungs bei Laune gehalten werden“, so Mittelstae­dt. „Man muss die Situation aktuell so nehmen, wie sie ist und immer schauen, was erlaubt ist und was man machen möchte. Persönlich freue ich mich darauf, wieder Grillabend­e mit Freunden genießen zu können, wenn die Kontaktspe­rre aufgehoben wird.“

„Inzwischen kommen Musikwünsc­he und ich spüre die Begeisteru­ng der Zuschauer“

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FOTO: MITTELSTAE­DT Der Hackenbroi­cher Marcus Mittelstae­dt ist begeistert­er Musiker. Aus der Corona-not macht er eine Tugend: Er gibt inzwischen Wohnzimmer­konzerte, die bei Facebook übertragen werden.

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