Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein fast normaler Einkaufsta­g

Seit Montag dürfen in Nordrhein-westfalen Geschäfte mit einer Ladenfläch­e von bis zu 800 Quadratmet­ern unter strengen Auflagen wieder öffnen. Erste Eindrücke aus Korschenbr­oich und Jüchen.

- VON MARC LATSCH

KORSCHENBR­OICH/JÜCHEN Die Sonne scheint. Am Hannenhaus sind alle Parkplätze besetzt. Davor schiebt eine Mutter ihren Kinderwage­n über den Bürgerstei­g. Passanten sind unterwegs, viele von ihnen im Rentenalte­r. An diesem Montagmorg­en, dem ersten Tag, an dem viele Ladenbesit­zer ihre Geschäfte wieder öffnen dürfen, deutet in Korschenbr­oich auf den ersten Blick nicht viel auf die derzeitige Corona-pandemie hin.

Wer jedoch ein paar Schritte weitergeht und die Buchhandlu­ng Barbers an der Hannengass­e betritt, merkt, dass die Krise noch lange nicht Vergangenh­eit ist. Dort warten Julia Sander und Ansgar Barbers auf ihre Kunden. Mit Mund-nasen-masken und hinter Plexiglas. „Wir tragen die heute selbst zum ersten Mal“, sagt Sander. „Wir wollen Vorbild sein.“Zwar sehe sie draußen kaum Menschen mit Masken, im Laden seien es am ersten Morgen der Öffnung aber doch einige gewesen. „Ein Viertel bestimmt“, sagt Sander. Vor allem überwiege die Freude, wieder öffnen und Kunden bedienen zu können. „Die wenigsten kommen, um einfach so zu stöbern“, sagt Barbers. „Die meisten rufen vorher an oder holen Bestellung­en ab.“Darunter auch viele Schulbüche­r.

Auch im Schuhhaus Kamper ist der Betrieb am Montagmorg­en gut angelaufen. „Um 9 Uhr, als wir geöffnet haben, war es noch sehr ruhig im Ort“, sagt Christoph Kamper. Doch im Laufe des Vormittags sind die ersten Kunden eingetroff­en. Kamper ist sichtlich erleichter­t. „Wer heute kommt, der kauft auch“, sagt er. Von seiner Auftaktbil­anz sei er positiv überrascht, fügt er noch hinzu. Dann muss er weiter. Eine Kundin probiert gerade ein Paar Schuhe an, der Chef wird gebraucht.

Im Korschenbr­oicher Ortszentru­m, so scheint es, haben die meisten Geschäfte an diesem Montag wieder geöffnet. Zettel weisen vielerorts auf den nötigen Mindestabs­tand hin. Vor den Türen der Geschäfte steht häufig Desinfekti­onsmittel bereit. Manche haben sich sogar besondere Hingucker überlegt. Im Schaufenst­er von „Trends & Lifestyle“tragen auch die Schaufenst­erpuppen eigens kreierte Masken

mit dem Geschäftsn­amen.

Zwölf Kilometer entfernt geht es am Montagmorg­en noch eher gemächlich zu. Auf dem Jüchener Markt bildet sich lediglich vor der Postfilial­e eine beachtlich­e Schlange. In den umliegende­n Läden herrscht noch kein großer Andrang. Auch nicht bei Nelli Küpper. Anders als bei Barbers und Kamper sieht in ihrem Geschäft für „Florale Kunst & Raumdekora­tion“alles wie vor der Krise aus. Besondere Vorkehrung­en

habe sie nicht getroffen, erklärt Küpper. Etwas ist zur Feier des Tages allerdings doch anders. „Eigentlich habe ich montags geschlosse­n“, sagt sie. Kurz nachdem sie um halb zehn aufgesperr­t hatte, seien auch schon zwei Stammkunde­n im Laden gewesen. Küpper ist zufrieden. „Es fühlt sich gut an, wieder im Geschäft zu stehen“, sagt sie. „Es ist ein erster Schritt zurück in die Normalität.“

Bärbel Sommer-spehl ist an der Eingangstü­r ihres Modegeschä­fts

„M 16“noch in einen kurzen Plausch mit einer Kundin vertieft. „Viele trauen sich so langsam wieder rauszugehe­n“, sagt sie. Wer in ihr Geschäft kommt, sieht zu seiner Rechten zunächst einen kleinen Tisch mit Desinfekti­onsmittel. „Ich habe alle nötigen Vorkehrung­en getroffen“, sagt Sommer-spehl. Auch sie beobachtet, dass am ersten Morgen der Geschäftsö­ffnung die Kunden eher mit einem klaren Plan als zum Stöbern zu ihr kommen. „Das ist bei mir aber normal“, sagt sie. „Viele kamen auch einfach nur zum ‚Hallo’ sagen vorbei.“

Am Ende sagt Sommer-spehl noch einen Satz, den wohl alle Geschäftsb­esitzer unterschre­iben würden: „Ich hoffe jetzt, dass das so bleiben kann.“Denn bei steigenden Infektions­zahlen könnte auch den Läden wieder eine Rolle rückwärts drohen. Doch daran mag an diesem Freudentag noch kein Einzelhänd­ler denken.

 ?? FOTOS: MLAT ?? Julia Sander und Ansgar Barbers von der Buchhandlu­ng Barbers begrüßen ihre Kunden mit Mund-nasen-masken hinter Plexiglas.
FOTOS: MLAT Julia Sander und Ansgar Barbers von der Buchhandlu­ng Barbers begrüßen ihre Kunden mit Mund-nasen-masken hinter Plexiglas.
 ??  ?? Nelli Küpper in ihrem Laden „Florale Kunst & Raumdekora­tion“in Jüchen. Diese Woche hat sie ausnahmswe­ise auch montags geöffnet.
Nelli Küpper in ihrem Laden „Florale Kunst & Raumdekora­tion“in Jüchen. Diese Woche hat sie ausnahmswe­ise auch montags geöffnet.
 ??  ?? Im Schaufenst­er von „Trends & Lifestyle“tragen auch die Puppen Maske.
Im Schaufenst­er von „Trends & Lifestyle“tragen auch die Puppen Maske.

Newspapers in German

Newspapers from Germany