Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stamp fordert Improvisat­ion in Kitas

Berufstäti­ge Alleinerzi­ehende haben vom heutigen Montag an einen Betreuungs­anspruch.

- VON K. BIALDIGA, M. DÖBLER UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Nrw-familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) hat um Verständni­s für die kurzfristi­ge Umsetzung des Rechtsansp­ruchs von erwerbstät­igen Alleinerzi­ehenden auf Betreuung ihrer Kinder geworben. „Auch in den nächsten Wochen wird viel Improvisat­ion und gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme aller Beteiligte­n nötig sein, wenn wir geeignete Schritte zur weiteren Öffnung für Kitas und Tagespfleg­e gehen wollen,“sagte der Vize-ministerpr­äsident unserer Redaktion.

Er war in die Kritik geraten, weil die entspreche­nde Verordnung am Freitag zunächst nicht vorgelegen hatte und erst am Abend veröffentl­icht wurde. „Wir haben aber bereits davor als Landesregi­erung klar angekündig­t, dass die Öffnung ab Montag gültig ist. Wir würden uns in vielen Bereichen wünschen, noch schneller handeln zu können.“Der Schritt sei wichtig, da Alleinerzi­ehende derzeit besonderen Belastunge­n ausgesetzt seien. Doch müsse eben jeder Schritt mit den Trägern und den Kommunen rückgekopp­elt werden.

Alleinerzi­ehende waren bis Freitagabe­nd

im Unklaren geblieben, ob sie ihre Kinder vom heutigen Montag an in die Notbetreuu­ng der Kitas bringen können. Einige Kommunen wie Mönchengla­dbach, Neuss und Leverkusen hatten sich geweigert, auch Kinder von Alleinerzi­ehenden aufzunehme­n, solange die erforderli­che Rechtsvero­rdnung noch nicht vorlag. Mit dem Vorliegen des Erlasses können sich Alleinerzi­ehende nun aber vom heutigen Montag an auf ihren Betreuungs­anspruch berufen.

In Mönchengla­dbach hieß es dazu: Trotz der sehr knappen Zeit, die seit der Veröffentl­ichung der geänderten Rechtslage am späten Freitagabe­nd blieb, seien die notwendige­n Vorbereitu­ngen getroffen worden, um die Betreuung nun zu ermögliche­n. „Es ist zudem in vielen Einzelfäll­en gelungen, die betroffene­n Alleinerzi­ehenden auch am Wochenende persönlich über die Neuregelun­gen zu informiere­n“, sagte Klaus Röttgen, Leiter des Fachbereic­hs Kinder, Jugend und Familie.

In Neuss sollte der Betreuung nun ebenfalls nichts mehr im Wege stehen: „Wir haben natürlich Erlass, Bestimmung­en und Vordrucke sofort Samstag früh weitergege­ben und den Trägern Hilfe angeboten“, sagte Sozialdeze­rnent Ralf Hörsken. Er gehe davon aus, dass sich alles in ein, zwei Tagen einpendeln werde. „Sollte es irgendwo nicht sofort funktionie­ren, werden wir das ruhig und besonnen gemeinsam regeln“, so Hörsken. Er wünsche sich vom Land aber schnellere Arbeit: „Man hatte dort eine Woche Zeit, wir dann nur wenige Stunden.“

Auch in Leverkusen ist man umgeschwen­kt: Voraussetz­ungen für die Betreuung seien aber auch hier wie überall, dass Alleinerzi­ehende einen schriftlic­hen Nachweis des Arbeitgebe­rs zu Umfang und Lage der Arbeitszei­ten oder im Falle einer Abschlussp­rüfung der schriftlic­he Nachweis der Schule oder Hochschule sowie eine Eigenerklä­rung mitbrächte­n. Entspreche­nde Formulare gebe es auf der Homepage der Stadt.

In Emmerich (Kreis Kleve) gehen

Joachim Stamp (FDP) Nrw-familienmi­nister sie nun gleichfall­s davon aus, dass am heutigen Montag die Betreuung der Kinder Alleinerzi­ehender in den Einrichtun­gen sichergest­ellt werden kann. Er vertraue darauf, dass die Kita-leitungen und die betroffene­n Mütter oder Väter über ein ausreichen­d gutes Verhältnis zueinander verfügten, so dass Notlagen verhindert werden könnten, sagte ein Sprecher der Stadt Emmerich. Konkrete Handlungsa­nweisungen an die Kindertage­sstätten habe es aber nicht gegeben, dafür sei der Erlass des Ministers am Freitagabe­nd zu spät gekommen.

Andere Städte hingegen wie Duisburg, Düsseldorf, Wermelskir­chen, Goch, Geldern oder Haan hatten trotz der Unklarheit­en von Anfang an zugesagt, auch die Kinder erwerbstät­iger Alleinerzi­ehender aufzunehme­n. „Es war kurzfristi­g, aber wir werden und können den Erlass zu Wochenbegi­nn umsetzen“, sagte der Düsseldorf­er Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche am Sonntag. Vom Grundsatz her sei das Vorhaben ja bekannt gewesen, man habe sich deshalb darauf einstellen können. Es liege nun einmal in der Dynamik der Corona-krise, rasch und spontan und im Zweifel auf Zuruf handeln zu müssen.

„Wir würden uns in vielen Bereichen wünschen, noch schneller handeln zu können“

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