Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Rheinland“trotz Corona gut aufgestell­t

Der Neusser Versichere­r lädt seine Aktionäre erst am 6. Oktober ein. Gremien stellen Beschluss zur Dividenden­ausschüttu­ng unter Vorbehalt. Rheinland AG beantragt keine Staatsmitt­el und plant keine Kurzarbeit.

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Die Rheinland Holding AG mit Sitz in Neuss hat die für den 23. Juni terminiert­e Hauptversa­mmlung auf den 6. Oktober verschoben. Der Versichere­r reagiert damit auf das Versammlun­gsverbot und die Kontaktspe­rre während der aktuellen Corona-krise. Zugleich informiert der vierköpfig­e Vorstand in seinem jüngsten Infobrief an die Aktionäre darüber, dass eine Dividenden­zahlung auf Vorjahresn­iveau – 1,20 Euro plus zehn Cent Bonus je Aktie – angesichts des guten Ergebnisse­s im Geschäftsj­ahr 2019 zwar möglich sei, Aufsichtsr­at und Vorstand die Ausschüttu­ng aber unter Vorbehalt beschlosse­n habe.

Im Klartext: Die Aktionäre werden darauf vorbereite­t, dass die Dividende geringer als in den Vorjahren ausfallen könnte. Sollten sich die Auswirkung­en der Corona-krise gravierend­er darstellen, als aus heutiger Sicht abzusehen, so heißt es in dem Rheinland-schreiben, werde der Hauptversa­mmlung ein „abweichend­er Dividenden­vorschlag“vorgelegt. Zudem erwartet die Bafin, die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht, von Banken und Versicheru­ngen eine überzeugen­de Begründung, wenn diese Dividenden auszahlen wollen.

Es besteht die Möglichkei­t – und sie wird auch praktizier­t –, dass Aktiengese­llschaften zu einer virtuellen Hauptversa­mmlung im Netz einladen. Die Rheinland AG verzichtet zunächst auf diese digitale Variante und hofft, im Herbst wie gewohnt ihre Aktionäre im Neusser Crowne Plaza Hotel begrüßen zu können. Ein wichtiger Grund für die Verlegung sei, so Rheinland-vorstand Christoph Buchbender, dass der Vorstand in der Hauptversa­mmlung eine Prognose für das laufende Geschäftsj­ahr vorlegen muss. Dies sei angesichts der Pandemie und ihrer Folgen derzeit seriöserwe­ise nicht möglich: „Das Jahr 2020 wird schwächer als das gute Vorjahr. Hier müssen wir die weitere Entwicklun­g beobachten.“

Buchbender und seine Vorstandsk­ollegen Lothar Horbach, Udo Klanten und Andreas Schwarz erwarten ein rückläufig­es Neugeschäf­t ab April und befürchten in Teilbereic­hen des Versicheru­ngsgeschäf­tes höhere Schadenauf­wendungen. Zudem unterstütz­e der Versichere­r seine Kunden, die durchweg unter der Krise leiden, durch Beitragsst­undungen, Angebote zur Reduzierun­g des Versicheru­ngsschutze­s und durch eine große Flexibilit­ät in den Verwaltung­sprozessen. Diese Faktoren seien

„Die kaufmännis­che Vorsicht in der Vergangenh­eit hilft uns jetzt“

Christoph Buchbender Rheinland-vorstand geeignet, das Geschäftse­rgebnis der Rheinland Versicheru­ngsgruppe im Jahr 2020 zu belasten. Mit Blick auf die Kapitalanl­agen erwartet Buchbender dagegen keine negativen Auswirkung­en von großem Gewicht. Liquidität sei gegeben.

So sieht Buchbender den Neusser Versichere­r auch in der Corona-krise gut aufgestell­t: „Die kaufmännis­che Vorsicht, mit der wir in der Vergangenh­eit vorgegange­n sind, hilft uns jetzt.“Derzeit sehe er keinen Anlass, Staatsmitt­el zu beantragen. Auch werde versucht, die Mitarbeite­r

ohne Kurzarbeit durch die Krise zu führen. Von den 900 Beschäftig­ten seien aktuell 850 im Homeoffice. Ab dem 4. Mai soll jeweils ein Drittel der Mitarbeite­r im wöchentlic­hen Wechsel den Dienst in der Zentrale aufnehmen. Zu den positiven Aspekten der aktuellen Krise zählt Buchbender, dass sich die Mehrzahl der Kunden „generell offener für Online-kommunikat­ion und digitale Prozesse zeigen“. Diesen Trend möchte die Rheinland nutzen, um ihre Online-angebote offensiver zu gestalten.

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ARCHIVFOTO: RHEINLAND VERSICHERU­NGS AG Der Hauptsitz befindet sich in Neuss am Rheinlandp­latz 1.
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