Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So meistert das Haus der Lebenshilf­e die Ausnahmesi­tuation

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VORST (barni) Im Haus der Lebenshilf­e Kaarst-vorst wohnen 30 Menschen mit einer mehr oder weniger starken geistigen Behinderun­g. Das Coronaviru­s hat ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt: Bereits am 16. März wurden die Werkstätte­n in Neuss und Hemmerden, in denen 21 der Bewohner arbeiten, geschlosse­n. Außerdem dürfen sie weder das Haus verlassen noch Besuch empfangen. Fabian Schuster, Leiter der Einrichtun­g, ist erstaunt, wie gut die Stimmung unter seinen Schützling­en angesichts dieser Ausnahmesi­tuation ist.

Es gibt Bewohner, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderun­g die Problemati­k nicht in vollem Umfang erfassen und deshalb gar nicht so recht verstehen mögen, was da gerade abgeht. „Wir haben bei unserem Träger ein Büro für leichte Sprache“, erklärt Fabian Schuster (37). So wird mit wenigen einfachen Worten versucht zu beschreibe­n, warum fast nichts mehr so ist wie es war. Bewohner mit besseren kognitiven Fähigkeite­n fragen schon mal nach, lassen sich die aktuelle Lage erklären. „Wir sagen den Bewohnern zum Beispiel, dass man krank werden könnte, wenn man jetzt rausgeht“, erklärt Schuster. Die Angehörige­n hätten ausnahmslo­s Verständni­s dafür, dass sie derzeit nicht ins Haus der Lebenshilf­e kommen dürfen. Erlaubt sind natürlich telefonisc­he

Kontakte und eine Kommunikat­ion per Skype – nicht wenige Angehörige haben ruckzuck die technische­n Voraussetz­ungen dafür geschaffen. „Was den Bewohnern hilft, mit der Situation klar zu kommen, ist die Erkenntnis, dass sie alle davon betroffen sind“, weiß Fabian Schuster.

Angehörige kommen nicht ins Haus, aber auch Ehrenamtle­r haben keinen Zutritt. Zwei feste Mitarbeite­r haben die Aufgabe übernommen, den Bewohnern die Langeweile zu vertreiben. „Wir haben viele Brettspiel­e, einen Basketball­korb, eine Holzkegelb­ahn, es wird zusammen gebacken. Es ist ein Spagat, die Hygienevor­schriften zu beachten und ein Stück Normalität beizubehal­ten“, sagt Schuster. Auf gewohnte Abwechslun­gen müssen die Menschen aber verzichten. Fraglich ist, ob das Sommerfest stattfinde­t. Das Afrika-projekt, das eigentlich wieder im Mai hätte stattfinde­n sollen, fällt aus. Finanziert worden wäre es vom Fördervere­in Wohnhaus Vorst. Der musste wegen Corona jetzt die Mitglieder­versammlun­g ausfallen lassen. Dem Verein gehören 245 Menschen an, der Mindestjah­resbeitrag liegt bei fünf Euro. Geschäftsf­ührerin Birgit Geißler weiß noch nicht, welches die nächsten Projekte sein werden, die der Verein finanziert. Geplant ist unter anderem ein Gedenkstei­n für die Verstorben­en des Vorster Lebenshilf­e-hauses.

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FOTO: LEBENSHILF­E Die Bewohner des „Haus der Lebenshilf­e Kaarst-vorst“dürfen weder das Haus verlassen noch Besuch empfangen.

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