Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Corona: NGK stoppt Präsenzunterricht
Wegen einer Infektion im Umfeld eines Schülers zog das Gymnasium am Montag Konsequenzen.
KNECHTSTEDEN Gerade mal zwei Tage so genannten Präsenzunterricht erlebte die Mehrzahl der 157 Abiturienten des Norbert-gymnasiums Knechtsteden (NGK). Dann war aufgrund der Corona-infektion der Mutter eines Schülers Schluss. Von einer „angespannten Situation“spricht Nils Woyna, seit zwei Jahren Schülersprecher des NGK. Er hatte festgestellt, dass viele seiner Mitschüler die Vor-ort-vorbereitung auf die Prüfungen ab dem 12. Mai unbedingt wahrnehmen wollten. Trotz des Hin und Her ist der 19-Jährige überzeugt: „Dank der guten digitalen Ausstattung an unserer Schule funktioniert die Vorbereitung und die Kommunikation mit Lehrern auch von zu Hause aus sehr gut.“
Das Szenario, das seit dem Wochenende am NGK gilt und auch andere Gymnasien und Gesamtschule treffen kann: Nach Ablauf der zweiwöchigen Quarantäne geht es für die Abiturienten mit der Rückkehr in die Schule direkt in die ersten Prüfungen. „Da darf jetzt nicht mehr viel passieren, der Zeitplan ist unglaublich eng“, heißt es aus dem Umfeld der Schule. Viele Schüler in Dormagen und in NRW sehen die Planungen des Schulministeriums kritisch.
Nils Woyna bestätigt das aus seinen Gesprächen in diversen Kontaktgruppen („Corona-school-gruppen“) mit anderen Schüler- und Stufensprechern: „Dort wird die aktuelle Situation vielfach diskutiert. Wir sehen ganz klar, dass an vielen Schulen im Land von gleichen Vorbereitungsbedingungen nicht die Rede sein kann. Das hat mit der psychischen Belastung durch Corona ebenso zu tun wie mit unterschiedlicher technischer und räumlicher Ausstattung von Schülern zu Hause.“Ngk-schulleiter Johannes Gillrath betonte am Montag gegenüber unserer Redaktion: „Wir gewährleisten weiterhin Präsenzunterricht
für die Schüler, die ihn wollen und einfordern. Dazu sind wir auch verpflichtet. Aber davon hat bisher noch kein Schüler Gebrauch gemacht.“
Auch im Rathaus ist die Situation der Abiturienten ein Thema. Bürgermeister Erik Lierenfeld sieht einen „Riesennachteil“, wenn sich Abiturienten in der Quarantäne auf die Prüfungen vorbereiten müssen, während andere in den Schulen lernen können. Lierenfeld spart nicht mit Kritik an der Landesregierung: „Das ist aber eine Situation, die die Landesregierung sehenden Auges in Kauf genommen hat. Denn es war klar, dass das Infektionsgeschehen
keineswegs so unter Kontrolle ist, dass man das hätte ausschließen können. Am Ende wird es diesem Abi-jahrgang so leider ein Stück weit an Chancengleichheit mangeln.“
Wenig Begeisterung herrscht auch in der Politik. Carola Westerheide, schulpolitische Sprecherin der CDU, spricht von einer „Gratwanderung“. Einerseits sei es sinnvoll, den Abiturienten Unterricht und Vorbereitung in der Schule zu ermöglichen, weil dies einen anderen Charakter habe als Unterricht am PC und Videokonferenzen. Auf der anderen Seite bestehe die Gefahr, dass durch eine Infizierung das Abitur für Schüler ins Wasser fallen kann. Westerheide: „Ich hätte es besser gefunden, wenn die Schulen entscheiden könnten, ob sie Präsenzunterricht anbieten oder nicht. Sie kennen die Situation am besten.“Wichtig findet sie ein vergleichbares Abitur zwischen den einzelnen Bundesländern. Ihre Kollegin von der SPD, Birgit Burdag, die selbst Lehrerin an einer Gesamtschule in Grevenbroich ist, sieht zwar auch eine schwierige Situation, verweist aber auch die insgesamt gute Möglichkeiten des digitalen Unterrichts. „Die Vor- und Nachbearbeitung des Unterrichts und das Versenden von Materialien klappt gut.“