Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
600 Mängel an einem Bauteil für A 1-Brücke
Der Minister muss sich heute im Landtag rechtfertigen. Die Opposition spricht von einem Super-gau.
DÜSSELDORF In der Affäre um die Mängel an der A 1-Brücke in Leverkusen wird sich Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am heutigen Mittwoch im Landtag kritischen Fragen der Opposition stellen müssen. Wüst hatte den Vertrag mit der österreichischen Firma Porr gekündigt, nachdem erhebliche Mängel an Stahlbauteilen festgestellt worden war. Der 363 Millionen Euro schwere Auftrag muss neu ausgeschrieben werden und dürfte sich erheblich verzögern und verteuern.
„Der Neubau der Leverkusener Brücke droht für Verkehrsminister Wüst zum Super-gau zu werden“, sagte Spd-fraktionsvize Jochen Ott unserer Redaktion. „Wenn er schon so frühzeitig über die Mängel informiert gewesen sein soll, dann frage ich mich, wieso er die Reißleine nicht viel früher gezogen hat. Entscheidungsund Führungsstärke sieht anders aus.“Ott bezog sich auf Antworten des Ministeriums auf eine schriftliche Anfrage der SPD. Daraus geht hervor, dass die Mängel an den in Asien gefertigten Stahlteilen sich bereits seit einem Jahr abzeichneten. „Schon mit Beginn der Fertigung in China gab es nach Vor-ort-terminen von Mitarbeitern beziehungsweise Vertretern des Landesbetriebs Straßen NRW Besorgnis um die Qualität der Fertigungsprozesse“,
heißt es in der Antwort. „Das Verkehrsministerium war über den Bauablauf ständig informiert. Auch der Minister hat sich auf seinen ausdrücklichen Wunsch wegen der Bedeutung des Projekts regelmäßig informieren lassen.“Die Rede ist von bis zu 600 Mängeln pro Bauteil. Diese seien systematisch, es sei mit Sicherheit davon auszugehen, dass noch zahlreiche weitere Mängel vorhanden seien.
Die Co-chefin der Nrw-grünen, Mona Neubaur, sagte: „Immer wieder behaupten Unionspolitiker, Bürgerinitiativen und Umweltverbände würden Großprojekte in Deutschland behindern. Das Beispiel Leverkusener Brücke zeigt: Es sind oft hausgemachte Probleme, die zu Verzögerungen und höheren Kosten führen.“Neubaur sprach von einem Desaster, für das die Menschen in NRW als Steuerzahler zusätzlich aufkommen müssten und das durch weitere Jahre mit Staus und Engpässen volkswirtschaftlich teuer und für die Umwelt zur zusätzlichen Belastung werde. Sie forderte zudem Aufklärung darüber, warum nach Medienberichten bereits seit einem Jahr vor Problemen gewarnt wurde und wieso der Nrw-verkehrsminister erst jetzt die Bürger informiere. „Sowohl er als auch der Bundesverkehrsminister haben ganz offensichtlich im Management und Controlling versagt“, sagte Neubaur.