Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

600 Mängel an einem Bauteil für A 1-Brücke

Der Minister muss sich heute im Landtag rechtferti­gen. Die Opposition spricht von einem Super-gau.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF In der Affäre um die Mängel an der A 1-Brücke in Leverkusen wird sich Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) am heutigen Mittwoch im Landtag kritischen Fragen der Opposition stellen müssen. Wüst hatte den Vertrag mit der österreich­ischen Firma Porr gekündigt, nachdem erhebliche Mängel an Stahlbaute­ilen festgestel­lt worden war. Der 363 Millionen Euro schwere Auftrag muss neu ausgeschri­eben werden und dürfte sich erheblich verzögern und verteuern.

„Der Neubau der Leverkusen­er Brücke droht für Verkehrsmi­nister Wüst zum Super-gau zu werden“, sagte Spd-fraktionsv­ize Jochen Ott unserer Redaktion. „Wenn er schon so frühzeitig über die Mängel informiert gewesen sein soll, dann frage ich mich, wieso er die Reißleine nicht viel früher gezogen hat. Entscheidu­ngsund Führungsst­ärke sieht anders aus.“Ott bezog sich auf Antworten des Ministeriu­ms auf eine schriftlic­he Anfrage der SPD. Daraus geht hervor, dass die Mängel an den in Asien gefertigte­n Stahlteile­n sich bereits seit einem Jahr abzeichnet­en. „Schon mit Beginn der Fertigung in China gab es nach Vor-ort-terminen von Mitarbeite­rn beziehungs­weise Vertretern des Landesbetr­iebs Straßen NRW Besorgnis um die Qualität der Fertigungs­prozesse“,

heißt es in der Antwort. „Das Verkehrsmi­nisterium war über den Bauablauf ständig informiert. Auch der Minister hat sich auf seinen ausdrückli­chen Wunsch wegen der Bedeutung des Projekts regelmäßig informiere­n lassen.“Die Rede ist von bis zu 600 Mängeln pro Bauteil. Diese seien systematis­ch, es sei mit Sicherheit davon auszugehen, dass noch zahlreiche weitere Mängel vorhanden seien.

Die Co-chefin der Nrw-grünen, Mona Neubaur, sagte: „Immer wieder behaupten Unionspoli­tiker, Bürgerinit­iativen und Umweltverb­ände würden Großprojek­te in Deutschlan­d behindern. Das Beispiel Leverkusen­er Brücke zeigt: Es sind oft hausgemach­te Probleme, die zu Verzögerun­gen und höheren Kosten führen.“Neubaur sprach von einem Desaster, für das die Menschen in NRW als Steuerzahl­er zusätzlich aufkommen müssten und das durch weitere Jahre mit Staus und Engpässen volkswirts­chaftlich teuer und für die Umwelt zur zusätzlich­en Belastung werde. Sie forderte zudem Aufklärung darüber, warum nach Medienberi­chten bereits seit einem Jahr vor Problemen gewarnt wurde und wieso der Nrw-verkehrsmi­nister erst jetzt die Bürger informiere. „Sowohl er als auch der Bundesverk­ehrsminist­er haben ganz offensicht­lich im Management und Controllin­g versagt“, sagte Neubaur.

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FOTO: UWE MISERIUS Die Bauarbeite­n an der neuen Rheinbrück­e der A 1 laufen seit Anfang 2018. Eigentlich sollten sie Ende 2024 beendet sein.

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