Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Senioren lieben den DJ
Seit mehr als 25 Jahren ist Markus Saxert Discjockey. Viele Veranstaltungen fallen wegen der Corona-krise aus. Stattdessen legt er jetzt vor Seniorenheimen auf, in denen der Alltag durch Besuchsverbote stark eingeschränkt ist.
NEUSS Ein Blick in den Hinterhof der Neusser Senioreneinrichtung „Haus am Rosengarten“reicht Markus Saxert, um zu wissen, welches Equipment er für seinen Auftritt aus dem Auto holen muss. „Hier muss ich nur einen recht kleinen Bereich abdecken. Da reicht mir ein Lautsprecher“, sagt er, während er das Gerät vorsichtig aus dem Auto hebt und im Hinterhof des Heims aufstellt. Kurz darauf hat DJ Markus einen Tisch samt Mischpult, Lautsprecher und Laptop aufgebaut und alles miteinander verkabelt. Die ersten neugierigen Senioren kommen an ihre Fenster und beobachten ihn.
„Soundcheck. Eins, zwei, drei“, sagt Saxert, doch der Lautsprecher bleibt stumm. Er prüft, ob Mischpult und Lautsprecher korrekt verkabelt sind. Beim dritten Versuch gelingt es, und die Stimme von DJ Markus schallt laut durch den gesamten Innenhof. „Ah, man sollte schon den richtigen Knopf drücken“, sagt der erfahrene Entertainer und lacht. Der Soundcheck hat dafür gesorgt, dass nun an fast jedem Fenster Bewohner und Pfleger stehen. Sie alle blicken erwartungsvoll auf den DJ. „Es geht gleich los“, verspricht er.
Seit fast 25 Jahren ist Markus Saxert als DJ tätig, normalerweise tritt er bei Hochzeiten, Geburtstags- und Firmenfeiern auf. Die Anfragen und Buchungen sind wegen der Corona-krise aber komplett eingebrochen. Trotzdem ist er unterwegs, um mit seiner Musik für etwas Abwechslung zu sorgen. Eine komplette Playlist für den rund 60-minütigen Auftritt hat er nicht erstellt, stattdessen möchte er die Stimmung der Neusser Bewohner einfangen und darauf aufbauend Lieder auswählen. „Natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was gespielt werden kann. Aber jede Veranstaltung hat ihre eigene Dynamik, sodass ich gerne auch Songs variiere“, sagt Saxert. Mehr als 80.000 Titel hat er dafür auf seiner Festplatte zur Auswahl.
Zum Start ertönt „Wann fängt denn endlich d’musi an“von Marianne
und Michael. Schnell steigt die Stimmung bei den Senioren, die nun alle an den Fenstern stehen und klatschen, schunkeln und singen. „Wenn das erste Lied gespielt wird, und die Bewohner direkt an die Fenster kommen, ist das ein unbeschreiblich schönes Gefühl“, sagt Saxert. Er spielt unter anderem Roberto Blanco, Drafi Deutscher, Rex Gildo und Connie Francis. „Die Bewohner
waren auch mal jung, und sie sollen ihre Musik von damals hören. Schlager der 50er- bis 80er-jahre, aktuelle Pop-schlager, Oldies.“
Die musikalische Unterhaltung kommt nicht nur bei den Bewohnern gut an. Auch das Pflegepersonal der Senioreneinrichtung tanzt mit Mundschutz im Innenhof munter zur Musik – ganz zur Freude des DJ. „Das hier ist eine Herzensangelegenheit
von mir. Mit meiner Musik möchte ich, dass die Bewohner und das Personal ihren derzeitigen sehr eingeschränkten Alltag vergessen und während des Auftritts glücklich sein können“, sagt er.
Das hat er an diesem Vormittag im Hinterhof der Neusser Senioreneinrichtung erreicht: Es gibt nach einer Stunde Musik viel Applaus und lobende Worte für Markus Saxert – aufgrund des Kontaktverbotes natürlich lautstark aus den Zimmern der Senioren gerufen. Sie lieben den DJ. „Es ist so toll für unsere Bewohner – gerade nach den schweren Ostertagen, an denen niemand Besuch bekommen konnte. Eine schöne Abwechslung in dieser harten Zeit“, sagt Einrichtungsleiterin Stephanie Wellens.
Am Ende soll DJ Markus sogar noch ein Autogramm für eine begeisterte Seniorin schreiben. Und dann heißt es Equipment abbauen. In zwei Stunden steht schon der nächste Auftritt des „Altenheim-dj“auf dem Programm.