Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
So entwickeln sich die Ferienhaus-preise
Die Folgen des Coronavirus verändern das Reiseverhalten. Viele Menschen planen ihren Urlaub nun in Deutschland.
DÜSSELDORF Wer auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes nach Regionen sucht, in die man momentan gefahrlos reisen kann, wird enttäuscht. Momentan warnt die Behörde vor sämtlichen Reisen ins Ausland. „Große Fernreisen werden in diesem Jahr eher ausfallen. Es steht für viele Heimaturlaub auf dem Programm“, sagte zuletzt der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). Und der könnte aus seiner Sicht auch im Sommer schon wieder möglich sein.
Entsprechend rasant sind zuletzt die Preise in einigen deutschen Urlaubsregionen gestiegen. Dies zeigt eine Auswertung der Ferienhaus-suchmaschine Hometogo. So stiegen die Preise für ein Haus im Juni auf Spiekeroog zuletzt um rund 90 Prozent. Statt 107,76 Euro pro Nacht zahlt man dort jetzt zu Beginn der Sommerferien in NRW 202,43 Euro bei einem einwöchigen Aufenthalt in einem Ferienhaus für vier Personen. Auch auf Baltrum (plus 70 Prozent), auf Poel (21 Prozent) und in Norddeich (23 Prozent) haben die Preise kräftig angezogen.
Hometogo hat dafür die Daten aus dem Januar, also vor der Verschärfung des Vorgehens gegen das Coronavirus, und aus dem April miteinander verglichen. 350.000 Preise wurden insgesamt betrachtet. „Wir sehen in unseren Daten ein fast vollständig auf inländische Ziele gerichtetes Suchverhalten für diesen Sommer“, sagt Patrick Andrä, Geschäftsführer von Hometogo. In den vergangenen Tagen hätte es einen starken Anstieg bei Suchen und Buchungen für den Sommer gegeben.
Auch Reisebüros passen ihr Geschäft an. „Welche Krankenhäuser gibt es vor Ort? Wie sind die regionalen Corona-zahlen? Das sind Fragen, die die Leute plötzlich beim Buchen einer Reise interessieren“, sagt Marija Linnhoff, Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros: „Ein Urlaub in der Nähe des eigenen Zuhauses gibt den Menschen Sicherheit.“
Reisen innerhalb Deutschlands haben allerdings nicht nur Vorteile. „Deutschland war schon immer im Vergleich teurer als Urlaubsziel“, sagt Marija Linnhoff: „Trotzdem haben auch die großen Reiseveranstalter viele Ferienhäuser im Angebot.“
Bei der Buchung einer solchen Unterkunft sollte man sich allerdings vorher informieren, über wen und wie man bucht. Denn wer eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus bucht, schließt laut Linnhoff häufig einen klassischen Mietvertrag ab. „Ferienwohnungen und -häuser sind seit dem 1. Juli 2018 aus dem Reiserecht herausgefallen – dadurch sind die Kundengelder nicht mehr abgesichert und es gibt kein Recht auf klassische Reklamation.“Anders sei dies bei einer Buchung über einen klassischen Reiseveranstalter. Da würde das Recht dann doch wieder greifen. „Ansonsten sollte man als Kunde immer gucken, wo der Gerichtsstand des Anbieters oder Vermieters ist“, rät Linnhoff. Dies kann hilfreich sein, wenn man doch mal Ansprüche geltend machen möchte – und das ist im Zweifel einfacher in Deutschland als im Ausland.
Die unklare Lage lässt viele Kunden aber offenbar zögerlicher agieren – wer weiß schon, ob bei einem potenziellen erneuten Anstieg der Infektionszahlen nicht wieder Einschränkungen beschlossen werden. Von dieser Sehnsucht nach Flexibilität profitiert momentan Animod.
Das Kölner Unternehmen bietet Schnäppchen-gutscheine für Kurzurlaube in Drei- bis Fünf- Sterne-hotels an, schwerpunktmäßig in Deutschland. Ab rund 50 Euro pro Person bekommt man einen Gutschein für zwei Übernachtungen in einem Hotel plus Frühstück – einlösbar innerhalb von dreieinhalb Jahren. Rund 300.000 Kunden haben den Newsletter von Animod abonniert, über den die Angebote vertrieben werden. „Mitte März sind die Buchungen bei uns um rund 80 Prozent eingebrochen“, erinnert sich Geschäftsführer Fabian Schaaf-mehta. Inzwischen hat sich das Geschäft wieder erholt.