Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Onkel des getöteten Jörg (11) soll erneut vor Gericht
NEUSS (jasi) Staatsanwalt Martin Stücker hatte es bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, jetzt hat er Worten Taten folgen lassen und die nächste Anklageschrift gegen den Neusser Sven F. fertiggestellt. Dieser war am 11. September 2018 vor dem Düsseldorfer Landgericht wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Sven F. seinen Neffen Jörg (11) in der eigenen Wohnung in Weckhoven zu Tode misshandelt hatte.
Doch die Haftstrafe könnte sich im Fall einer weiteren Verurteilung nochmal verlängern, denn der Staatsanwalt möchte, dass sich Sven F. auch für Misshandlungen verantwortet, die sich Tage vor der eigentlichen Tat zugetragen haben sollen. In dem ursprünglichen Verfahren seien lediglich die schweren Verletzungen, die zum Tod des Elfjährigen führten, Gegenstand gewesen. Die Kammer hatte es damals aber als erwiesen angesehen, dass Sven F. auch für die vorigen Verletzungen verantwortlich gewesen ist. Im Prozess hatten Zeugen ausgesagt, dass der Junge in den Tagen bevor er in der Wohnung von Rettungskräften reanimiert und schwerst verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste, ausgesehen haben soll „wie ein Kirmesboxer“. Ein juristisches Nachspiel droht zudem der Ex-frau von Sven F. sowie seinem Bruder. Beide sollen sich laut Staatsanwalt Stücker für vermeintliche Falschaussagen verantworten, die sie im Verlaufe des Prozesses getätigt haben sollen. Die ehemalige Lebensgefährtin hatte angegeben – nachdem Sven F. sein anfängliches Geständnis widerrufen hatte –, Jörg geschlagen zu haben. Warum er gestorben sei, könne sie sich allerdings nicht erklären. Der Bruder des Verurteilten soll zudem gelogen haben, als er der Kammer von einem Chatverlauf erzählte, den er durch eine Haltestellen-scheibe mitgelesen haben wollte.