Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rheinland-klinikum plant einen Neustart

Mit Ausbruch der Corona-krise hat sich die Kommandobr­ücke der kommunalen Krankenhau­sgesellsch­aft geleert. Jetzt sind Martin Blasig und Nicole Rohde in der Verantwort­ung. Sie wollen im Sommer ein Konzept für alle vier Häuser der Gruppe vorlegen. INFO Die T

- VON CHRISTOPH KLEINAU

RHEIN-KREIS Im Rheinland-klinikum hat der Umbruch begonnen. Neun Monate nach der Fusion, so hört Geschäftsf­ührer Martin Blasig aus der Belegschaf­t, sei nichts passiert. Er tritt an, das zu ändern.

Wenn Blasig dabei zum Beispiel bei der Personalve­rwaltung ansetzt, die das Lukaskrank­enhaus verlässt, um an einem anderen Standort mit den Personalab­teilungen der ehemaligen Kreiskrank­enhäuser zusammenge­führt zu werden, geschieht das auch, um Platz zu schaffen. Platz für die eigentlich­e Aufgabe: die Umstruktur­ierung des medizinisc­hen Zuschnitte­s der vier Häuser in der Gruppe. Für den 60-Jährigen die Nummer eins auf seiner To-do-liste. Im Sommer will er dazu ein Konzept vorlegen.

Der Betriebswi­rt und Wirtschaft­sprüfer Blasig gilt als fusionserf­ahren, hat zuletzt als Geschäftsf­ührer die Essener Contilia-gruppe geformt. Zum Rheinland-klinkum kam er, um – losgelöst vom Tagesgesch­äft – eine Fusion zu vollenden. Es kam anders. Noch vor Blasigs erstem Arbeitstag trennte sich Geschäftsf­ührerin Patricia Mebes vom Unternehme­n, keine sechs Wochen später wurde Geschäftsf­ührer Nicolas Krämer, nachdem er sich in einem Interview geringschä­tzig über Pflegeberu­fe geäußert hatte, per Aufhebungs­vertrag aus dem Unternheme­n entfernt. Auf der Kommandobr­ücke blieb nur Blasig zurück. Ein Kaltstart, der ihn nicht umhaut. Mit der Neusserin Nicole Rohde (45), der Direktorin der zum Lukaskrank­enhaus gehörenden Rheintorkl­inik, hat er ein Mitglied aus der Geschäftsl­eitung an seine Seite geholt, die das Unternehme­n kennt. Für die vakante

Stelle des zweiten Geschäftsf­ührers hagelt es förmlich Bewerbunge­n. „Wir sind interessan­t“, stellt Blasig fest. Bis zum Herbst erwartet er die Entscheidu­ng der Aufsichtsg­remien, ob es bei zwei Geschäftsf­ührern bleibt oder eine Nummer drei hinzukommt.

Aus der Erfahrung mit anderen Fusionen leitet Blasig für sich ein paar Merksätze ab. „Einfach mal sprechen“, ist einer. Und sprechen will Blasig auch mit der Augustinus-gruppe, dem in Neuss mit dem Johanna-etienne-krankenhau­s starken Konkurrent­en. „Was medizinisc­h und wirtschaft­lich sinnvoll ist und beiden nutzt, werde ich ansprechen wollen“, sagt er. Das geht über einen Einkaufsve­rbund hinaus.

„Mitarbeite­r wollen kein Gezänk.“Noch so ein Merksatz. Genau das aber war das Problem in der inzwischen abgelösten Doppelspit­ze. Ihre Rivalität sorgte dafür, dass vieles weiter standort- statt konsequent unternehme­nsbezogen betrachtet worden sei. Für eine Fusion eine schlechte Basis. „Fusionen scheitern oft daran, dass es in der Leitung keine einheitlic­hen Ziele gibt“, sagt Blasig. Das schließt in diesem Fall ein medizinisc­hes Konzept für alle Standorte ein.

„Die Möglichkei­t, zu strukturie­ren, werden wir uns nehmen müssen“, sagt Blasig. Das „Medizinisc­he Strukturgu­tachten“, 2017 zur Vorbereitu­ng

Aufgabe 1 Ein medizinisc­hes Konzept erstellen, das als Ziel die nächsten Schritte vorgibt.

Aufgabe 2 Rahmenbedi­ngungen verbessern, Verwaltung neu strukturie­ren, ein gemeinsame­s Qualitätsm­anagement einführen.

Aufgabe 3 Keine Mitarbeite­r verlieren und neue gewinnen.

der Fusion extern erstellt, gibt dazu wenig her, sagt Blasig: „Ein Arbeitspap­ier keine Entscheidu­ngsgrundla­ge.“Die Aussage, an allen Standorten eine Grundverso­rgung für die Patienten vorzuhalte­n, steht. Daneben gehe es nun darum, medizinisc­he Zentren zu bilden, die unternehme­nsweit ausstrahle­n. Blasig sieht Neuss als starken Standort mit einem starken Konkurrent­en, während die Gruppe in Dormagen und Grevenbroi­ch Platzhirsc­h ist. Eine mögliche Schlussfol­gerung: Den Standort Dormagen stärken. Der sei die Bastion nach Süden und soll so attraktiv sein, dass Patienten nicht mehr an ihm vorbei fahren – zum Beispiel nach Köln. Patienten zu halten, ist für Blasig zentral.

Den eingeleite­ten Umbruch muss er mit Bordmittel­n steuern. Das hohe Defizit aus dem Fusionsjah­r hält er zwar für beherrschb­ar („Wenn auch nicht von heute auf morgen“), doch die Freigebigk­eit der Gesellscha­fter Stadt und Kreis werde nachlassen, ist er überzeugt.

 ?? FOTO: UDA ?? Nicole Rohde und Martin Blasig führen derzeit die Krankenhau­sgruppe Rheinland-klinikum Neuss. Bis zum Sommer wollen sie ein medizinisc­hes Konzept für alle Häuser vorlegen.
FOTO: UDA Nicole Rohde und Martin Blasig führen derzeit die Krankenhau­sgruppe Rheinland-klinikum Neuss. Bis zum Sommer wollen sie ein medizinisc­hes Konzept für alle Häuser vorlegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany