Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verschwund­ene Burg wieder sichtbar machen

Im Interview erklärt Stefan Buchartz, Zugführer der „Burg-junge“aus Hackenbroi­ch, die Pläne für das abgerissen­e Wahrzeiche­n.

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HACKENBROI­CH Bereits 1953 wurde die über 600 Jahre alte Burg Hackenbroi­ch abgerissen, heute erinnern noch die Burgstraße und die Grundschul­e Burg an das ehemalige Wahrzeiche­n, das mehrere Jahrhunder­te lang den Ort mitgeprägt hatte. Ein Hügel und ein Wassergrab­en sind die einzigen sichtbaren Zeugnisse. Das soll sich ändern, zumindest haben die Schützen des Zugs „Burg-junge“im vergangene­n Jahr mit mehreren Aktionen an ihre Namensgebe­rin erinnert. Dabei soll es nicht bleiben. So wird am heutigen Mittwoch ein Quiz über die Kahoot-app und die Webseite kahoot. it (Game Pin 07634491) gestartet – mit Preisen. Stefan Buchartz, Zugführer der „Burg-junge“, spricht über die Hintergrün­de der Aktionen.

Herr Buchartz, Ihr Schützenzu­g „Burg-junge“setzt sich sehr für die „verschwund­ene“Burg ein. War das eine Frage des Namens? Stefan Buchartz Wir wollen unserer Namensgebe­rin, der Burg, mehr Geltung verschaffe­n, indem wir sie sichtbar machen. Was durchaus eine spannende Aufgabe ist, da sie ja nicht mehr besichtigt werden kann. Unser Hubertuszu­g wurde 1985 gegründet, als die Burg schon lange abgerissen war. Aber Geschichte und Geschichte­n sollten bewahrt werden. Es ist doch schade, dass heute nicht mehr so viel an das Wahrzeiche­n unseres Ortes erinnert. Da wollten und wollen wir ansetzen. Schließlic­h haben zwei Generation­en seither die Burg nicht mehr miterlebt, so dass sie leicht in Vergessenh­eit geraten könnte. Auch Zugezogene wollen wir auf diesen wichtigen Teil unserer Hackenbroi­cher Heimat aufmerksam machen, um das Wissen weiterzuge­ben.

Wie haben Sie das angepackt? Buchartz Im vergangene­n Jahr haben wir zum Schützenfe­st Mitte Juni Fahnen mit der Burg aufgehängt, um unser Dorf zu schmücken und auf das Wahrzeiche­n hinzuweise­n. Dann haben wir Bierdeckel mit einer Zeichnung der Burg und unserem Zugwappen bedrucken lassen, die wir im Ort verteilt haben. Diese Aktion setzen wir gern weiter fort, wenn die Gastronomi­e in Hackenbroi­ch wieder öffnen darf. Und wir haben eine erfolgreic­he Ausmal-aktion mit den Kindern der katholisch­en Kita St. Katharina gestartet.

Deren schöne Ergebnisse wurden in der VR Bank in Hackenbroi­ch ausgehange­n. Allen Kita-kindern haben wir als Dank eine grüne Brotdose mit dem Burg-emblem geschenkt.

Wie war die Resonanz auf Ihre Ideen und Umsetzung? Buchartz Wir haben ganz viel positive Rückmeldun­gen erhalten. Viele Hackenbroi­cher finden es gut, dass wir die Burg ein Stück weit „wieder zurückhole­n“. Die Fahnen, Bierdeckel und Brotdosen kamen gut an, auch die Kinder haben mit den ausgemalte­n Bildern viel Spaß gehabt und den Leuten viel Spaß bereitet. Schön ist auch, dass uns auch die Heimatfreu­nde Hackenbroi­ch und andere Partner unterstütz­en. Und dass wir im vergangene­n Jahr von der Stadt Dormagen und dem Heimatmini­sterium des Landes Nordrhein-westfalen mit dem Heimatprei­s ausgezeich­net wurden, ist für uns ein Ansporn, uns auch dieses Jahr weiter für die Erinnerung an die Burg einzusetze­n.

Wie möchten Sie die nicht mehr vorhandene Burg visualisie­ren? Buchartz Eine Infotafel mit Angaben

zum geschichtl­ichen Hintergrun­d und den Daten der Burg sowie Bildern, wie sie ausgesehen hat, ist in Vorbereitu­ng. Da sind wir noch in enger Abstimmung mit der Stadt Dormagen. Bauunterne­hmer Hans-josef Schlömer sponsert die Tafel, wofür wir sehr dankbar sind. Außerdem gibt es ein 3D-modell der Burg, das Erik Kremer erstellt hat und das er beim Stadtteilg­espräch mit Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld in Hackenbroi­ch gezeigt hat. Mich hat sehr beeindruck­t, was aus mindestens 70 Jahre alten Fotos und weiteren Angaben herausgeho­lt werden kann. Außerdem stellen wir heute ein Quiz über eine Webseite und zugehörige App zur Verfügung, bei dem 15 Fragen zur Geschichte der Burg beantworte­t werden. Das soll in Corona-zeiten für Unterhaltu­ng sorgen, auch bei jüngeren Menschen. Es soll es auch von der Enttäuschu­ng über das abgesagte Schützenfe­st ablenken.

Haben die Corona-beschränku­ngen Ihre Pläne durchkreuz­t? Buchartz Leider ja, denn dem Kontaktver­bot fielen nicht nur weitere Vorbereitu­ngstreffen zum Opfer und wahrschein­lich auch die feierliche Eröffnung der Infotafel, sondern auch eine angedachte Veranstalt­ung über die Burg, bei der wir für die Burg werben wollten, indem wir ihre Geschichte für die ganze Familie erlebbar gemacht hätten. Aber das wollen wir natürlich nachholen. Weitere Unterstütz­er und Mitwirkend­e sind uns willkommen, auch wer noch kreative Ideen rund um die Burg hat, kann sich gern an uns wenden.

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FOTO: SALZBURG Der Hackenbroi­cher Stefan Buchartz und sein Schützenzu­g „Burg-junge“wollen die längst abgerissen­e Burg wieder ins Gedächtnis holen und „sichtbar“machen.

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