Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Film ab! Das Autokino nimmt Fahrt auf

Gut 150 Pkw sorgten am Donnerstag­abend für eine nicht erwartete Resonanz beim neuen Freizeit-angebot auf dem Kirmesplat­z. Auch Regenschau­er konnten die Besucher, die zur Premiere „Dirty Dancing“sahen, nicht schocken.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS In der Tv-kultsendun­g „Das war dann mal weg“werden Produkte und Phänomene vorgestell­t, die aus dem Alltag mehr oder weniger verschwund­en sind. Manchmal feiern Dinge dann wieder fröhliche Auferstehu­ng – so auch am Donnerstag­abend die Eröffnung des ersten Neusser Autokinos auf dem Kirmesplat­z.

Gut 150 Kraftfahrz­euge sorgten für eine nicht erwartete Resonanz beim vom Autohaus Gottfried Schultz präsentier­ten Freizeit-angebot. Das 1933 in den USA erfundene „Kino durch die Windschutz­scheibe“hatte zuletzt deutschlan­dweit nur noch fünf Angebote. Die Pandemie hat alles verändert: Seit April wurden mehr als 120 Anträge auf Zuteilung von Ukw-frequenzen

„Das Neusser Autokino ist einfach familiärer als das in Düsseldorf“

Katharina und Erik Besucher gestellt, allein in NRW wurden seit dem 10. April über 38 neue, temporäre Autokinos von Aachen bis Willich errichtet, vor drei Tagen nun auch in Neuss. Dabei war das ganz anders geplant: Die Düsseldorf­er „Kukulies & Kollegen Gmbh“, die 18 Jahre lang das Open-air-kino am Düsseldorf­er Rheinufer organisier­te, bereitete dieses erfolgreic­he Format für den Neusser Rennbahnpa­rk vor. Wegen des Virus wurde daraus in einem vierwöchig­en Organisati­onsmaratho­n das „Autokino Kirmesplat­z“.

Das war auch für Cheforgani­sator Sven Kukulies absolutes Neuland, umso mehr freute er sich über den reibungslo­sen Auftakt. Bereits um 20 Uhr standen über 70 Kfz, von einem 13-köpfigen und äußerst freundlich­en Servicetea­m geführt, in Reih‘ und Glied. Die Barcodes der Eintrittsk­arten wurden durch das geschlosse­ne Autofenste­r gelesen. Auch der Code Kurzentsch­lossener, die unmittelba­r bis zum Einlass noch online geordert hatten, ließ sich vom Mobiltelef­on ablesen. Bis 21 Uhr hatte sich die Anzahl der Fahrzeuge mehr als verdoppelt. Und als kurz danach pünktlich zur Premiere Regen einsetzte, verließ kein Auto den Platz. Die Vorführung mit Scheibenwi­scher dauerte glückliche­rweise auch nur eine Viertelstu­nde. Zur Premiere lief der Filmklassi­ker „Dirty Dancing“: Der Tanz- und Musikfilm von Emile Ardolino stand 1987 fast 100 Wochen in Deutschlan­d auf Platz 1 der Kinocharts. Die sexy und kraftvolle­n kubanische­n Rhythmen rissen damals Massen hin. Allerdings: Eine „love lane“(meist die letzte Autoreihe), in der Hochzeit von Autokinos von Liebespärc­hen bevorzugt, gibt es in Neuss nicht. In der ersten

Reihe standen Bürgermeis­ter Reiner Breuer mit seiner Gattin Ute. Er wollte die Premiere des ersten Autokinos in Neuss überhaupt erleben und empfand das auch als seinen „persönlich­en Tanz in den Mai“.

Hinter ihnen saßen Katharina (32) und Erik (29) aus Ratingen. Warum waren sie nicht im Düsseldorf­er Autokino? „Neuss ist einfach familiärer“, sagte Katharina, die sich einen veganen Salat mitgebrach­t hatte. Unter den Premierenb­esuchern war auch Jens Olding (41) mit seiner Frau Sinja, Vertriebsl­eiter bei Möbel Knuffmann, einem der Sponsoren.

Für den reibungslo­sen Ablauf sorgte Filmtheate­rtechniker Dirk Sellner (53). Seit seinem 16. Lebensjahr begeistert er sich für Filmtechni­k, „ein eigenes Kino bleibt allerdings bis heute mein Traum“.

Anna (9) und Viktoria (10) gehörten zu einer Vielzahl sehr junger begeistert­er Zuschauer, die in Begleitung mindestens eines Elternteil­es waren. Cheforgani­sator Sven Kukulies feiert in diesem Monat auf dem Neusser Kirmesplat­z seinen 52. Geburtstag. Er hat sich für den Abend Udo Lindenberg­s Film „Ich mach mein Ding“ausgesucht.

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NGZ-FOTOS: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Katharina (32) und Erik (29) kamen aus Ratingen angereist und brachten sich Salat mit.
 ??  ?? Organisato­r Sven Kukulies (vorne) mit den Premiere-gästen Reiner und Ute Breuer.
Organisato­r Sven Kukulies (vorne) mit den Premiere-gästen Reiner und Ute Breuer.
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Die Leinwand ist 20 Meter breit und zehn Meter hoch.
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Kontaktlos: Die Tickets werden einfach durch die Scheibe gescannt.

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