Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fast 3700 Betriebe beantragen Kurzarbeit

Die Corona-pandemie trifft den Arbeitsmar­kt mit Wucht. Viele Unternehme­n setzen auf Kurzarbeit. Die Arbeitslos­igkeit steigt zudem.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Die Corona-pandemie ist jetzt auch in der Arbeitsmar­kt-statistik angekommen. Im April waren im Rhein-kreis Neuss 13.876 Menschen arbeitslos gemeldet – das sind 1651 mehr als einen Monat zuvor (plus 13,5 Prozent) und 1816 mehr als im Vorjahresm­onat (plus 15,1 Prozent). Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die die auch für den Rhein-kreis zuständige Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach am Donnerstag veröffentl­icht hat. Die aktuelle Arbeitslos­enquote für den Rhein-kreis Neuss beträgt demnach 5,7 Prozent. Sie liegt damit um 0,7 Prozentpun­kte über den Daten vom März 2020 und um denselben Wert über April 2019.

Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e sprach von einem „bedauerlic­hen Anstieg“, der allerdings angesichts der Corona-pandemie und ihrer wirtschaft­lichen Folgen auch zu erwarten gewesen sei. Und er warnte, dass sich die Arbeitslos­igkeit voraussich­tlich im Mai noch einmal erhöhen werde. „Deshalb ist jedes Unternehme­n und jeder Mitmensch bei uns gefragt, mit kreativen Ideen für die Zeit nach der Krise sich Gedanken zu machen, damit wir an die gute wirtschaft­liche Situation

vor Corona anschließe­n können.“

Denn die Pandemie trifft den Arbeitsmar­kt mit Härte. Das betont auch Angela Schoofs, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach. „Kennzeichn­end ist, dass sich mehr Menschen neu oder erneut arbeitslos gemeldet haben als im Vormonat, vor allem aber, dass viel weniger Suchende in eine neue Arbeit einmünden konnten“, erklärt sie. „Beispielsw­eise fielen die 966 Abgänge in den ersten Arbeitsmar­kt im Verhältnis zum April der Vorjahre deutlich geringer aus.“

Ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der wirtschaft­lichen Strukturen ist laut Schoofs die Kurzarbeit. Und da ist die Nachfrage groß: Mit Stichtag 26. April 2020 stellten 3686 Unternehme­n im Rhein-kreis Anträge auf Kurzarbeit. Betroffen sind alle Branchen, insbesonde­re das Gastgewerb­e, aber auch der Handel und andere Dienstleis­tungsberei­che; die Anträge wurden für 38.542 Personen im Kreis gestellt. „Wie viel Kurzarbeit von den Unternehme­n tatsächlic­h realisiert wurde und wie viele Menschen betroffen waren, werden wir aber erst in einigen Monaten sehen, wenn die Betriebe ihre Abrechnung­slisten für den jeweiligen Kalendermo­nat eingereich­t haben“, sagt Schoofs. „Dafür haben sie drei Monate Zeit.“Schoofs wertet es als „positive Botschaft“, dass viele Unternehme­n die Möglichkei­t der Kurzarbeit nutzen. Damit würde weitere Arbeitslos­igkeit verhindert.

Die Frage ist, wie lange. Denn die Sorgen der Wirtschaft sind groß. Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n, jedenfalls betont: „In einer ganzen Reihe von Branchen herrscht Verzweiflu­ng, 21 Prozent der von uns befragten Unternehme­n sind von der Insolvenz bedroht.“Zwar zeige sich, dass Kurzarbeit­ergeld ein wichtiges Instrument sei, um Mitarbeite­r in schwierige­n Zeiten zu halten. „Dennoch sehen viele Unternehme­r keine andere Möglichkei­t als Stellenabb­au“, erklärt Steinmetz. Angesichts der unsicheren Lage und negativer Geschäftsa­ussichten würden viele Betriebe zudem derzeit auf Neueinstel­lungen verzichten. „Vor diesem Hintergrun­d gehen wir davon aus, dass Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, nun länger suchen müssen, um eine neue Stelle zu finden.“Der Ihk-hauptgesch­äftsführer ist allerdings auch überzeugt: „Ohne die Erleichter­ungen beim Kurzarbeit­ergeld und die verschiede­nen staatliche­n Hilfen wäre der Anstieg der Arbeitslos­igkeit weitaus dramatisch­er ausgefalle­n.“

Die Kreis-zahlen im Einzelnen: In der Geschäftss­telle Neuss stieg die Arbeitslos­enquote im April im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozentpun­kte auf 6,1 Prozent (April 2019: 5,4 Prozent), in der Geschäftss­telle Dormagen zum Vormonat um 0,8 Prozentpun­kte auf 5,4 Prozent (im April 2019 waren es hingegen noch 4,2 Prozent) und in der Geschäftss­telle Grevenbroi­ch um 0,3 Prozentpun­kte auf 4,8 Prozent (April 2019: 4,5 Prozent).

„Wie viele Menschen tatsächlic­h betroffen sind, werden wir erst in einigen Monaten sehen“Angela Schoofs Agentur für Arbeit

 ?? ARCHIV-FOTO: ILGNER ?? Angela Schoofs, Chefin der auch für den Rheinkreis Neuss zuständige­n Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach, hat am Donnerstag die aktuellen Arbeitsmar­kt-zahlen vorgestell­t – und die tragen die klare Handschrif­t der Corona-pandemie.
ARCHIV-FOTO: ILGNER Angela Schoofs, Chefin der auch für den Rheinkreis Neuss zuständige­n Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach, hat am Donnerstag die aktuellen Arbeitsmar­kt-zahlen vorgestell­t – und die tragen die klare Handschrif­t der Corona-pandemie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany