Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Johanna Gref arbeitet mit aller Inbrunst am Comeback

Radsportta­lent des VFR Büttgen meldet sich zurück.

- VON FRANK LANGEN

KAARST Seit neun Jahren sitzt Johanna Gref auf dem Rennrad. „Im Prinzip bin ich durch meinen Vater und meinem Bruder Lukas dazu gekommen“, sagt die im Trikot des VFR Büttgen fahrende 18-Jährige: „Lukas hatte zur Kommunion ein Rennrad bekommen, und als es für ihn zu klein wurde, habe ich es ihm abgekauft.“

Siege blieben ihr zwar zunächst verwehrt, dennoch entschloss sie sich mit elf Jahren, das Cheerleadi­ng für das Radfahren aufzugeben. Dann der erste Triumph: „Das war 2013 bei den Landesverb­andsmeiste­rschaften Omnium auf der Bahn in Büttgen, mega cool!“Weil es daheim in Bockum keine adäquate Jugendarbe­it gab, wechselte sie nun kurzentsch­lossen zum VFR Büttgen. „Ich mag es, mich zu quälen und mich selber an meine Grenzen zu bringen. Das Training mit älteren Jungs war für mich immer eine Herausford­erung.“Auf diese Weise wurde sie systematis­ch an ihre Grenzen gebracht, ohne überforder­t zu werden „Ich bin in dieser Phase mental stärker geworden. Inzwischen habe ich auch sehr viel Ahnung davon, wie richtig trainiert wird.“

Seit dem vergangene­n Jahr ist Johanna Gref in der U19-bundesliga erfolgreic­h für den Landesverb­and NRW unterwegs. Ungern denkt sie hingegen ans Osterfest 2019 zurück. „Da stand mir ein Auto im Weg. Das war ärgerlich, zumal es mir anfangs noch gut ging.“Der Schock folgte erst zwei Wochen später mit der erschütter­nden Diagnose: Handgelenk­bruch. Es folgte zehn Wochen Pause und damit Tage, an denen die Abiturient­in deprimiert war. Zum Glück gab es da noch Mentaltrai­nerin Grit Moschke, die in vielen Telefonate­n und Gesprächen dafür sorgte, dass das Nachwuchst­alent nicht in ein tiefes Loch fiel. Sie erarbeitet­e einen Plan, um den Kopf freizubeko­mmen und den Leistungsa­bbau aufzuhalte­n. Positives denken war angesagt, denn bis zu den Deutschen Bahnmeiste­rschaften 2019 blieben der Krefelderi­n nur fünf Wochen Vorbereitu­ngszeit. Aber obwohl sie leistungsm­äßig noch längst nicht bei 100 Prozent angelangt war, schaffte sie es in der Mannschaft­sverfolgun­g (3.), dem Punktetfah­ren (10.) und dem Zweiermann­schaftsfah­ren (6.) unter die Top Ten. Das machte nicht nur sie zufrieden, sondern erregte auch das Interesse des Landestrai­ners Markus Schellenbe­rger. „Ihm gefielen meine Rennen.“

Doch der Aufwärtstr­end wurde jäh gestoppt: Abermals kollidiert­e sie bei einer Trainingsa­usfahrt mit einem Auto. Auch die Wintersais­on erwies sich als problemati­sch: Im Dezember wurde bei ihr eine Herzmuskel­entzündung festgestel­lt, so dass die Pause bis Mitte März anhalten sollte. „Es war danach irgendwie komisch, wieder im Sattel zu sitzen. Ich hatte Angst, nicht mehr an meine alte Leistung heranzukom­men.“

Aktuell arbeitet sie mit den Trainern mal wieder am Comeback, so gut das mitten in der Corona-krise möglich ist. Ein Wiedereins­tieg ohne Druck. „Manchmal muss man mich zügeln, denn die Trainingsu­mfänge füllen mich nicht aus.“Aber selbstvers­tändlich weiß auch sie: „Jedes Training bringt mich wieder ein Stück weiter nach vorne. Ich merke schon, dass die lange Pause nicht so einfach wegzusteck­en ist. Aber ich bin stolz auf mich.“

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FOTO: GREF Johanna Gref (l.) möchte wieder ganz vorne mitmischen.

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